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Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole
Autoren: S Townsend
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Französisch erschienen ist. Ärgerlicherweise zitiert er auch bis zum Erbrechen daraus und korrigiert meine eigenen Zuordnungen.
    Er hat Glenn bei den Hausaufgaben geholfen; mit dem Ergebnis, dass die Lehrer der Neil-Armstrong-Gesamtschule jetzt schon aufgeregt darüber spekulieren, ob der Junge es als bisher erst zweiter Schüler nach Oxford oder Cambridge schaffen könnte (die erste Schülerin war Pandora). William liebt »Onkel Brett« und folgt ihm durchs Haus wie der Hund Old Shep, von dem Elvis singt. Origami ist nur eine von Bretts vielen Fertigkeiten. Heute Morgen
hat er die Kulturbeilage des Guardian in das Gebäude des Balliol College verwandelt, komplett mit Dozenten und Studenten.
    Ununterbrochen hängt er mit seinen vielen Freunden in aller Welt am Telefon. Er beteuert, dass er für seinen Teil der Telefonrechnung aufkommen wird. Dann im nächsten Moment lacht er wieder über seine knappe finanzielle Lage.
    Er und mein Vater verstehen sich blendend und reden unablässig über Fußballer, Kricketspieler und Rugby-Tölpel – Menschen, von denen ich noch niemals gehört habe.

Montag, 24. September
    Zu meiner Beunruhigung hörte ich heute, dass Innenminister Blunkett wegen des kommenden »Kreuzzugs« oder der »Operation Infinite Justice« oder des »Konflikts« oder »Dritten Weltkriegs« die Warnung ausgesprochen hat, die Bürgerrechte könnten künftig eingeschränkt werden, und ich müsste möglicherweise jederzeit einen Ausweis bei mir tragen. Da ich schon ständig meine Kundenkarte von Sainsbury’s verliere, sieht es für mich nicht gut aus.

Dienstag, 25. September
    Brett dreht einen Dokumentarfilm über Traumata, die der Anschlag auf die Zwillingstürme ausgelöst hat. Er filmt aus der Hand mit einer kleinen Panasonic Digitalkamera. Channel 4 und BBC 2 bieten auf die Rechte. Mich hat er zu diesem Zweck ausführlich in der Küche interviewt. Als er mir das Material noch einmal vorspielte, bemerkte ich, dass an
der Küchentür ausgerechnet der Hundekalender mit dem Bild von dem Afghanen hing. Ich bat Brett, die Szene neu zu drehen, aber er weigerte sich, mit der Begründung, er lasse sich nicht zensieren.

Sonntag, 30. September
    Arthur Askey Way
     
    Brett hat einen zehnseitigen Artikel für den Independent geschrieben, mit dem Titel »Osama bin Laden, wie ich ihn kannte«. Er behauptet darin, Bin Laden erstmalig im Frühstücksraum einer Pension in Blackpool getroffen zu haben. »Er war mir sofort verdächtig«, schrieb Brett. »Angeblich lebte er zu dem Zeitpunkt bereits seit fünf Jahren in England, und doch wusste er dem Anschein nach nicht, dass der Pfeffer aus dem Töpfchen mit den vielen Löchern geschüttet wird. Abends in der Bar bestellte er sich einen Snowball-Cocktail im Pintglas und eine Tüte Schweinefüße [sic]. Als ich anmerkte, dass Snowball üblicherweise von Frauen und aus viel zierlicheren Gläsern getrunken wird, zischte Bin Laden: ›Ich bin britischer Staatsbürger, ich hasse Schnecken und besuche mehrmals im Jahr ein Gartencenter. Außerdem sehe ich mir die Huren der westlichen Kultur in EastEnders im Fernsehen an.‹ Als die Inhaberin der Pension ihm keine Schweinefüße brachte und ihm erklärte: ›Was Sie meinen, sind Schweinekrüstchen, und die sind aus wegen der Schweinepest‹, drehte er völlig durch und brüllte: ›Ich bin ein rechtmäßiger Bürger dieses Landes – hier sind mein Pass und mein LKW-Führerschein.‹«
    Als ich den Artikel durchgelesen hatte, bat Brett mich um meine Meinung. Ich sagte: »Das ist doch von vorne bis
hinten erstunken und erlogen. Es ist allgemein bekannt, dass Osama bin Laden kein Englisch spricht.«
    Blasiert entgegnete Brett: »Unser Gespräch wurde durchgängig auf Arabisch geführt.«
    »Willst du etwa behaupten«, spottete ich, »dass eine Pensionsinhaberin in Blackpool fließend Arabisch kann?«
    »Genau«, sagte Brett. »Sie heißt Fatima Hardcastle – wir leben jetzt in einer multikulturellen Gesellschaft, wie du wissen solltest.«
    Ich weiß, dass Brett lügt, aber wie soll ich es beweisen? Ich kann nur hoffen, dass der Independent ihm dieses frei erfundene Machwerk um die Ohren haut, bevor er Schande über die Mole-Dynastie bringen kann.

Montag, 1. Oktober
    Ich habe ja schon lange den Verdacht, dass meine Schwester Rosie nicht das Kind meines Vaters ist, sondern von unserem ehemaligen Nachbarn Mr Lucas gezeugt wurde. Heute wurde meine Theorie bestätigt, als meine kreidebleiche Mutter in meine Küche gestürzt kam und
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