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Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition)

Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition)

Titel: Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition)
Autoren: Jack Campbell
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Ziel nahe genug an einem anderen Sprungpunkt vorbeigeflogen, um in den Normalraum zurückgezogen zu werden«, überlegte Geary. »Oder aber der Sprungraum stößt früher oder später alles wieder aus, was dort nichts zu suchen hat, sobald das Objekt einer Schwerkraftquelle nahe genug kommt. Aber wer war dieser Mensch?«
    »Vielleicht hilft uns das ja weiter«, sagte Dr. Nasr und hielt ein rechteckiges Metallplättchen hoch, in das winzige Buchstaben eingraviert waren.
    »Die gleiche alte Form der Sprache«, stellte einer der Erdrepräsentanten fest und hielt das Plättchen ins Licht. »Schwierig zu entziffern. Da steht … ›Major … Paul Crabaugh. 954 … 457 … 9903‹. Das erste Wort muss Major heißen, dann der Name und eine ID-Nummer, wie sie damals verwendet wurde.«
    »Und das hier ist das letzte Objekt aus der Schachtel«, erklärte Dr. Nasr. In seiner Hand hielt er wieder etwas Rechteckiges aus Metall, das diesmal ungefähr halb so groß war wie seine Handfläche. Eine Seite war emailliert und reflektierte das Sonnenlicht. Während der Erdrepräsentant das Objekt an sich nahm, verdrehte Geary sich den Hals, um das Motiv sehen zu können. Es zeigte eine strahlende grüne Wiese, auf der große Blumen mit leuchtend gelben Blüten wuchsen. Darüber waren kantige Buchstaben zu sehen, die Geary bekannt vorkamen.
    »Das große Wort heißt Kansas«, erläuterte der Mann von der Erde. »Das kleine Wort heißt Lyons. Dieser Ort hier. Ein Andenken. Vielleicht von seiner Familie. Hergestellt, als diese Stadt noch lebendig war und hier noch solche Blumen wuchsen; so, wie sie es irgendwann wieder tun werden. Er hat das mit ins All genommen, um an seine Heimat erinnert zu werden.«
    »Jetzt wissen wir, warum die Tänzer herkommen wollten«, sagte Rione. »Sie wollten ihn nach Hause bringen.«
    Lange Zeit sprach niemand ein Wort. Die Tänzer warteten in der Nähe der Rampe zu ihrem Shuttle. Das Pfeifen des durch die Ruinen wehenden Windes war das einzige Geräusch.
    »Warum haben sie uns nicht gesagt, weshalb sie herkommen wollten?«, fragte Desjani schließlich.
    »Wie hätten sie uns das erklären sollen?«, erwiderte Charban. »Offenbar fühlten sie sich verpflichtet, den Leichnam herzubringen. Hätten sie uns bei Varandal gesagt, dass sie ihn haben, dann hätten wir gewollt, dass sie ihn uns dort übergeben. Was wäre geschehen, wenn sie sich geweigert hätten, das zu tun, nur weil sie nicht in der Lage waren, uns ihre Beweggründe zu erklären?«
    »Wir hätten alles gründlich missverstanden«, sagte Rione.
    Dr. Nasr kniete neben dem Behältnis mit den sterblichen Überresten von Major Crabaugh. »Ich kann keinen Hinweis auf eine Autopsie oder auf andere invasive Maßnahmen entdecken. Falls sie ihn untersucht haben, muss es auf eine nichtinvasive Weise geschehen sein.«
    »Sie hatten Respekt vor ihm«, sagte Costa verärgert. Als sie aber zu den anderen Menschen sah, wurde deutlich, dass ihre Verärgerung nicht den Tänzern galt. »Sie haben ihn nicht zerpflückt, haben nicht seinen Körper entehrt und ihn nicht wie ein totes Tier behandelt, das sie zufällig vor ihrer Haustür entdeckt haben. Vielmehr sind sie so mit ihm umgegangen, als ob … als ob …« Sie suchte nach den richtigen Worten.
    »Als ob er einer von ihnen wäre«, führte Dr. Nasr für sie den Satz zu Ende. Er richtete sich auf, sah aber weiter den Leichnam an. »Sie wussten nicht, wer und was er war oder woher er gekommen ist. Sein Aussehen unterschied sich völlig von ihrem eigenen, vielleicht empfanden sie ihn sogar als genauso abscheulich, wie die Tänzer auf uns wirken. Aber sie betrachteten die Artefakte, die er bei sich führte, sie sahen ihn an und entdeckten ein Wesen, das ihnen ganz ähnlich sein musste. Ein Wesen, das eine respektvolle Behandlung verdient hatte. Sie achteten nicht darauf, inwieweit er sich von ihnen unterschied, stattdessen konzentrierten sie sich darauf, was dieser Mensch mit ihnen gemeinsam haben musste, und als sich die Gelegenheit ergab, da brachten sie die sorgfältig geschützten Überreste nach Hause.«
    »Sie haben uns beschämt«, sagte Senatorin Suva, die kerzengerade dastand, während ihr Tränen über die Wangen liefen. »Sie haben uns beschämt. Wir hätten uns nicht so verhalten wie sie. Das haben wir noch nie gemacht, und auch nach Jahrhunderten angeblichen Fortschritts sehen wir immer noch nur das, was uns unterscheidet, wenn wir einander anschauen.«
    »Ich lasse mich nicht von etwas beschämen, das so
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