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Die Verlorenen

Die Verlorenen

Titel: Die Verlorenen
Autoren: Vampira VA
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schwarzen Hand zu versiegeln, als sie vor entfesselter Lust wie am Spieß zu brüllen begann.
    Den allerhöchsten Gipfel gemeinsamer Wonnen erreichten Agamemnon und Semiramis jedoch nicht.
    Ein Schrei, um ein Vielfaches lauter als ihre eigenen, ließ sie innehalten in dem Moment, als sie nur noch den allerletzten und winzigkleinen Schritt hätten tun müssen!
    Das Feuer der Leidenschaft erlosch in ihren schweißglänzenden Körpern, übergangslos.
    Weitere Schreie folgten jenem ersten, so viele schließlich, das sie wie ein einziger klangen. Quelle und Echo wurden eins, überlagerten einander und schmerzten in den Ohren eines jeden, der sie mitanhören mußte.
    Und doch war das fürchterliche Gebrüll nur ein schwacher Abglanz des Grauens, das es gebar und nährte.
    Agamemnon erkannte die Stimme desjenigen, der da Not und Schmerz in die Nacht über Resolute hinausschrie. Wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, hatte er schon seit Sonnenuntergang darauf gewartet, sie zu hören.
    »Cuffey ...«, flüsterte er heiser. In seiner Stimme klang ein winziger Teil des Schmerzes mit, den der andere verspüren mußte; als könnte Mem ihn selbst fühlen. Er wußte um die Pein, die Cuffey auszustehen hatte. Er hatte selbst schon an dessen Stelle gelegen. Vor vielen Nächten. Und nur einmal. Danach nie wieder.
    Nie wieder hatte er sich »etwas zu Schulden kommen lassen«. Was auf Resolute zwar keine Garantie dafür war, daß der Zorn des Bosses einen nicht mehr treffen würde, aber es bedeutete zumindest eine gewisse Sicherheit .
    Cuffey war ungehorsam gewesen, mehr als das sogar - aufsässig! Nachdem er sich in der Zuckerrohrmühle zum Schnapssaufen hatte verleiten lassen. Und nun mußte er den Preis dafür bezahlen ...
    »Herr im Himmel«, hauchte Semiramis. Sie zog das Laken hoch und verbarg ihre Blöße dahinter, doch die Geste war nur Ausdruck eines viel stärkeren Schutzbedürfnisses. Agamemnon legte seinen kräftigen Arm um ihre schmalen Schultern, genoß die samtige Weichheit ihrer Haut.
    Ein seltsamer Gedanke ging ihm angesichts des Dramas, das drüben beim Herrenhaus stattfand, durch den Kopf: Wie lange würde Semiramis' Haut noch so weich sein? Wann würde die harte Arbeit auf der Plantage ihre Spuren hineingraben? Wann würden erste Narben sie verunstalten?
    Semiramis war noch nicht lange auf Resolute. Kein Sklave überstand hier die ersten drei, allerhöchstens vier Monate, ohne daß seine Schreie durch die Nacht gegellt wären .
    Wie die von Cuffey in dieser Nacht. Noch immer schienen sie lauter und lauter zu werden - wie seine Schmerzen.
    »Wenn er doch nur das Bewußtsein verlieren würde«, flüsterte Se-miramis erstickt.
    Agamemnon starrte durch das winzige Fenster, als könnte er irgend etwas sehen außer der Dunkelheit.
    »Sie sorgen dafür, daß er bei Bewußtsein bleibt«, erwiderte er dann.
    Ein anderer Schrei mischte sich in das Brüllen des Sklaven. Ein Kreischen, hell und schrill - und nicht das eines Menschen.
    »Was war das?« fragte Semiramis erschrocken.
    Mem schluckte hart.
    »Eine Katze«, sagte er und konnte nicht verhindern, daß sein muskulöser Körper wie in leichtem Schüttelfrost zu beben begann.
    »Was hat das zu ...?« setzte Semiramis an, doch ein Blick in Aga-memnons schreckensstarres Gesicht und sein Zittern waren ihr Antwort genug.
    »O Gott, wie furchtbar«, wimmerte sie. Tränen liefen über ihre kaf-feefarbenen Wangen, glitzerten im Mondlicht wie kleine Perlen.
    Trotzdem glitt sie vom Bett. Bevor Agamemnon etwas sagen, geschweige denn tun konnte, war sie in ihr Kleid geschlüpft und zur Tür hinaus.
    »Warte!« rief Agamemnon ihr nach, unwillkürlich lauter, als er wollte. »Semi, nicht!«
    Er stolperte ins Freie, weil er im Laufen seine Hose überstreifte. In der Richtung, in der das Herrenhaus lag, zeichnete sich flackernder Lichtschein ab. Man hatte den Ort des Geschehens geradezu feierlich illuminiert. Damit heimliche Beobachter auch alles mitbekamen.
    Im Gegenschein konnte er Semiramis' schmale Silhouette sehen, die geradewegs auf das Haus zulief. Mem fürchtete, sie würde etwas Dummes tun - etwa versuchen, ein gutes Wort für Cuffey einzulegen. Sie würde sich neben Cuffey am Boden finden, bevor sie ihr kleines Plädoyer beendet hatte.
    Er mußte sie aufhalten!
    Agamemnon rannte los. Vorbei an den Sklavenhütten, windschiefe Bretterbuden, kaum mehr als Verschläge, die andernorts (im Norden) für das Vieh zu schäbig gewesen wären. Mem spürte die Blicke aus dem Dunkel
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