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Die Verlorenen

Die Verlorenen

Titel: Die Verlorenen
Autoren: Vampira VA
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ließ die Tischplatte zittern, auf die man ihn geschnallt hatte.
    »Ihr haltet mich ... für einen Vampir?«
    Auf dem Gesicht des ungläubig dreinblickenden Fremden über ihm breitete sich Zorn aus, was Olivier nur noch weiter zur Heiterkeit trieb.
    Er war ein paar Irren in die Hände gefallen!
    »Ihr haltet mich für einen Vampir!«
    Der Faustschlag, der ihn in den ungeschützten Bauch traf, trieb ihm die Luft aus den Lungen, ließ sein Gelächter verstummen und zu einem verhaltenen Stöhnen werden.
    »Du Kreatur lachst über mich?« Ein weiterer Schlag jagte Olivier Tränen in die Augen. Für einen Moment weigerten sich seine Lungen, neue Luft aufzunehmen. »Du verfluchtes Mistding lachst über mich?«
    Mit einer wilden Handbewegung fegte der Fremde gut die Hälfte der brennenden Kerzen vom Tisch. Der nächste Schlag ließ die Holzoberfläche erzittern. »Du wagst es, dich vor mir zu verleugnen? Vor mir?« Die Brust des Mannes hob und senkte sich unter heftigen Atemzügen.
    Olivier sog ebenfalls wieder die muffige Luft ein. Seine Stimme klang brüchig. »Sie sind verrückt.«
    »Ich weiß nicht mehr, wie viele Vampire ich zur Strecke gebracht habe! Glaubst du tatsächlich, ich hätte nicht gelernt, sie zu erkennen, und wüßte nicht, wann ich einem gegenüberstehe?«
    »Sie sind verrückt«, wiederholte er.
    Der Fremde hielt inne. Auf seinem Gesicht breitete sich wieder ein gehässiges Grinsen aus. Scheinbar hatte er sich wieder etwas beruhigt. Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, das sich im Dunkel des Gewölbes verlor.
    »Ja. Ja, vielleicht bin ich das. Aber du . du bist mit Sicherheit bald . .. Staub, Olivier.«
    Rebaud baute sich an Oliviers Seite auf, Holzpflock und Hammer in den Händen, die Francesco ihm inzwischen übergeben hatte. Der Pfähler blickte dem Gefesselten unbewegt in die Augen. Das überlegene Grinsen schien in das feiste Gesicht dieses Mannes eingemeißelt worden zu sein. Auch Rebauds Atem war durchsetzt von Knoblauchgeruch.
    »Deine zusammengewachsenen Augenbrauen haben dich verraten.«
    Das keuchende Lachen, das in ihm aufbrandete, versetzte Olivier stechende Schmerzen. »Das ist alles? Ihr seid ja wahnsinnig!«
    Der Fremde schlug ihm hart ins Gesicht.
    »Vor nunmehr elf Jahren wurde angeblich der letzte Vampir zur Strecke gebracht«, sagte er. »Und die Jäger wurden zurückgerufen. Es gäbe keine Arbeit mehr für uns, sagte man. Keine Vampire mehr.« Die Augen des Mannes blickten auf Olivier herab und versprühten maßlosen Haß.
    »Trotzdem haben wir in diesen elf Jahren immer wieder Vampire aufgespürt, Nosferatu«, fuhr er fort. »Unerkannt von den anderen Jägern. Zu raffiniert, um den kurzsichtigen Romantikern in die Falle zu gehen, die nur auf fehlende Spiegelbilder, Lichtempfindlichkeit und ähnlichen Nonsens achten wollten. In den letzten elf Jahren haben Francesco, Rebaud und ich unzählige Vampire aufgespürt, die allesamt nicht die klassischen Merkmale aufwiesen. Genausowenig wie du.«
    Olivier schaute den Mann ungläubig an. »Sie haben ...«
    Rebaud führte den Satz fort: »... sie alle zur Strecke gebracht und gepfählt, ja, das haben wir.«
    Der Fremde packte Olivier am Kragen und zog ihn zu sich hoch. Die Fesseln schnitten tief in die Haut seiner Gliedmaßen und schnürten sie weiter ab. Seine Arme und Beine fühlten sich merkwürdig taub an, als wären sie gar nicht da.
    »Es war ein Fehler, die Jagd zu beenden! Ich bin der letzte der Jäger; der einzige, der eure Herrschaft über die Welt verhindern kann!«
    Olivier schüttelte den Kopf. »Sie haben jahrelang weitergemacht, obwohl sie genau wußten, daß es keine Vampire mehr gibt?«
    »Verleugne nicht deine Existenz, Nosferatu!«
    Der Mann nickte Rebaud zu, der den Holzpflock über Oliviers Oberkörper in Position brachte, das zugespitzte Ende auf die Herzgegend gerichtet, den Hammer schlagbereit in der rechten Hand.
    Olivier spürte, wie ihm der Schweiß aus allen Poren lief. Eine Stimme in seinem Geist plapperte unentwegt auf ihn ein, daß er hier nicht mehr lebend herauskommen würde.
    »Sie wissen, daß ich kein Vampir bin! Sie wissen es!« flehte er. »Sie wissen, daß Ihre Aufgabe erfüllt ist; Sie wollen es nur nicht wahrhaben!«
    Der Mann schlug ihm erneut ins Gesicht und brüllte Rebaud an, der mit dem rechten Arm ausholte, während Francesco den an seinen Fesseln zerrenden Olivier festhielt. Sein Toben brandete noch einmal verzweifelt auf, ein Schrei löste sich aus schmerzenden Lungen, aufgerissene
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