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Die Verlorenen

Die Verlorenen

Titel: Die Verlorenen
Autoren: Vampira VA
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auf die Wange und verließ den Frühstückssaal.
    Lilith ging wenig später. Doch sie kam nur bis zur Rezeption.
    »Miss Eden?« sprach der Concierge sie an.
    »Ja?«
    »Sie haben Besuch.«
    »Besuch? Für mich?«
    Wer wußte denn, daß sie hier war? Und vor allem: Wer kannte sie denn überhaupt - und lebte noch?
    »Diese beiden Herren haben nach Ihnen gefragt«, erklärte der Concierge und wies zu einer ledernen Sitzecke in der mit allerlei Schnörkeleien ausstaffierten Empfangshalle.
    Lilith folgte seinem Fingerdeut und sah zwei Gestalten auf einer Couch sitzen. Einen vielleicht zehnjährigen schwarzen Jungen - und einen Mann, dessen Hautfarbe und Alter hinter einem dunklen Mantel, Kapuze, Schal und Sonnenbrille verborgen lag. Die Erscheinung jagte Lilith einen Schauer über den Rücken, und eine leise Ahnung setzte sich in ihren Gedanken fest.
    Als die beiden den Blick der Halbvampirin auffingen, erhoben sie sich und kamen näher, mit der Befangenheit farbiger Menschen, die vor über hundert Jahren die Peitsche weißer Sklavenhalter gefürch-tet hatten.
    »Sie sind Lilith Eden?« fragte der Vermummte, der ebenfalls ein Schwarzer sein mußte, mit kaum verständlicher Stimme. Seine Stimme klang uralt und brüchig.
    Sie nickte.
    »Mein Name ist Zefrem«, sagte der Mann, »das ist Levar. Wir brauchen Ihre Hilfe.«
    Lilith verstand nicht - bis der Alte den Schal nach unten zog, sein Mund sichtbar wurde - - und für den Bruchteil einer Sekunde die Spitzen zweier überlanger Eckzähne unter seiner Lippe hervorlugten!
    Im ersten Moment war Lilith versucht, den Kopf des Mannes zu umfassen und ihn mit einem schnellen Ruck auf den Rücken zu drehen.
    Aber sie tat es nicht. Noch nicht.
    Daß die beiden sie aufgesucht hatten, mußte mit den Greueln der Nacht in Zusammenhang stehen. Und Lilith war zu begierig darauf, den Grund zu erfahren, als daß sie ihrer Bestimmung gleich an Ort und Stelle nachgekommen wäre - zumal das in der Hotelhalle auch für einige Aufregung gesorgt hätte.
    *
    Lilith hatte die schweren Vorhänge vor den Fenstern ihres Hotelzimmers zugezogen. 134 Jahre als Dienerkreatur hatten Zefrem höchst anfällig werden lassen gegen das Sonnenlicht.
    Wie ein Tiger im Käfig lief die Halbvampirin nun umher, pendelte hin und her zwischen Zefrem, der in der einen Ecke hockte, und Le-var, der in der anderen saß - und dem Zefrem sein untotes Leben zu verdanken hatte.
    Überzeugt von der Geschichte der beiden war sie noch immer nicht. Andererseits - warum hätten sie ihr ein solches Märchen auf-tischen sollen? Wenn sie ihr aus irgendeinem Grund nach dem Leben trachteten oder sie auch nur in eine Falle locken sollten, hätten sie das einfacher bewerkstelligen können.
    »Woher wußten Sie überhaupt, daß ich in der Stadt bin?« begann Lilith mit der Frage, die sie am meisten beschäftigte.
    Zefrem zuckte die mageren Achseln. Er hatte seine Vermummung abgelegt.
    »Ich spürte es in dem Moment, da ich an Sie dachte, Miss Eden. Während der Zeit des Wartens habe ich ein Gespür für gewisse -Dinge entwickelt. Dafür sind andere verkümmert. Worüber ich nicht unglücklich bin«, sagte er. Sein Lächeln hing wie ein umgekippter Halbmond im Dämmerlicht.
    »Und was erwarten Sie jetzt von mir?« stellte Lilith die zweitdringlichste Frage.
    »Sie sind doch eine Vampirkillerin«, warf der Junge ein. »Gehen Sie raus und legen Sie die Brut um.«
    Lilith wandte sich an Zefrem. »Sie verderben den Jungen mit Ihren Geschichten. Schon gemerkt?«
    »Er hat ja nicht ganz unrecht«, bekannte der Alte mit gesenktem Blick. »So ähnlich hatte ich mir das vorgestellt«.
    »Da hat Ihnen Ihr geheimnisvoller Besucher ja ein hübsches Märchen aufgetischt«, erklärte Lilith, sich daran erinnernd, wie Zefrem von ihr erfahren hatte. »So läuft das jedenfalls nicht. Wir brauchen schon einen Plan, wenn wir etwas gegen diese Meute ausrichten wollen.«
    »Wo wollen wir beginnen?« fragte Zefrem.
    »Am liebsten würde ich mir zuerst den Führer der hiesigen Sippe vorknöpfen, ehe dieser Guillaume mir zuvorkommt«, erklärte Lilith.
    »Durstig?«
    Sie hatte Zefrem erzählt, daß sie sich vom schwarzen Blut seiner Herrenrasse zu ernähren gezwungen war.
    »Sehr«, entgegnete sie.
    »Ich weiß, wo wir Gerome finden«, sagte Zefrem. »Und wenn Sie sich noch ein wenig gedulden können, bekommen Sie Guillaume vielleicht noch dazu. Denn ich bin sicher, daß die beiden einander heute nacht begegnen werden.«
    »Ein Festmahl«, meinte Lilith mit einem
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