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Die Verlorenen

Die Verlorenen

Titel: Die Verlorenen
Autoren: Vampira VA
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Sekunde flatternd in der Nacht verschwand.
    *
    Der St. Louis Cemetery No. 1 war der älteste Friedhof von New Orleans. Und er wurde nicht ohne Grund City of the dead, »Stadt der Toten«, genannt. Bis zu Beginn des Jahrhunderts pflegte man die Toten überirdisch zu »beerdigen«, weil der Boden schlammig war und durch den Kontakt der Leichen mit dem Wasser Seuchengefahr drohte. So wurden die Särge mit roten Backsteinen ummauert, und die wiederum verputzte und strich man weiß. Die Wege zwischen den Grabstätten wurden mit Straßennamen bezeichnet. Die Särge mancher Familien wurden gestapelt, und so entstanden auf dem alten Friedhof gewissermaßen miniaturisierte Wolkenkratzer. Wohlhabende ließen über den Särgen ihrer Lieben oft ganze Häuser errichten, von Skulpturen oder schmiedeeisernen Zäunen umgeben.
    Es war ein bizarrer, zumindest aber ungewöhnlicher Anblick, der sich Liliths vampirischen Blicken, die die Schwärze der Nacht in rotstichige Schatten verwandelten, darbot, als sie niederging und sich einen Meter über dem Boden zurückverwandelte.
    In menschlicher Gestalt landete sie sicher im Sichtschutz zweier Grabstätten und ging noch in der Bewegung in die Hocke, lauschte.
    Sie hörte die Stimmen sofort.
    Zefrem hatte sich nicht geirrt. Den Worten, die durch die Nacht schwangen, war unschwer zu entnehmen, worum es in dem Gespräch ging.
    »Hast du gedacht, ich würde nicht kommen?« fragte der eine, wohl Gerome.
    »Du hättest gut daran getan«, erwiderte der andere, der dann Guillaume sein mußte. »Und es hätte mich nicht gewundert, weil du doch heute nicht auf die Hilfe deines mächtigen Freundes zählen darfst.«
    Gerome lachte verächtlich. »Um dir den Garaus zu machen, bedarf ich keiner Unterstützung.«
    Lilith schlich zwischen den Grabmälern entlang, näher zu jener Stelle hin, an der die beiden Kontrahenten einander gegenüberstanden, um den Kampf um die Herrschaft über New Orleans auszutragen. Um die Ecke einer weißgetünchten Backsteinwand herum konnte Lilith sie beobachten.
    Gerome kannte sie bereits. Guillaume war beinahe so schwarz wie Zefrem. Stellenweise jedenfalls. Denn an anderen Stellen begann der Schlamm auf seiner Haut bereits zu trocknen und bildete helle Fle-cken.
    »Genug geredet.«
    Gerome hatte gesprochen, und die letzte Silbe war kaum noch verständlich, weil sie bereits aus einer mutierenden Kehle kam. Das Sippenoberhaupt von New Orleans ließ der Bestie, die sich in ihm verbarg, freien Lauf. Sein Körper verformte, verwandelte sich in etwas, dessen Anblick einen Menschen um den Verstand bringen konnte.
    Lilith beobachtete mit stoischer Ruhe weiter. Sie kannte Bilder wie dieses zur Genüge, bot es viel zu oft selbst.
    Guillaume zögerte nicht den Bruchteil einer Sekunde. Auch er leitete die Verwandlung ein, doch bei ihm vermißte Lilith die Geschmeidigkeit, in der sie bei Gerome vonstatten ging. Als wären Körper und Fähigkeiten Guillaumes »eingerostet« in der langen Zeit, da er zur Tatenlosigkeit verurteilt gewesen war.
    Der Ausgang des Kampfes stand eigentlich schon vor Beginn fest. Doch Lilith war entschlossen, ihn zu ihren Gunsten zu verändern.
    Aber sie wartete noch ab, ließ die beiden Vampire aufeinander losgehen. Sollten sie ihre Kräfte erst einmal messen - und verbrauchen.
    Der Kampf war mörderisch im wahrsten Sinne, und nie zuvor mochten solch grauenhafte Laute die Ruhe der Toten auf dem St. Louis Cemetery No. 1 gestört haben.
    Gerome und Guillaume nutzten nahezu das gesamte Areal als Arena ihrer Schlacht, in solchem Maße entfesselten sie ihre Kräfte. Meterweit schleuderten sie den Körper des anderen durch die Luft, um nachzusetzen und ihm die langen Krallen ins kalte Fleisch zu stoßen. Schwarzes Blut tränkte die Nacht.
    Der Anblick ließ Lilith unruhig werden. Sie befreite das Biest aus dem Kerker ihres Seins.
    Und stürmte vor!
    Das Überraschungsmoment nutzend, schlug sie Gerome die Zähne in den Hals, mit einer Gewalt, als gelte es, Beton zu durchdringen.
    Mehr mußte sie im Augenblick nicht tun. Ihr Keim befand sich im Blut des Vampirs und machte ihn umgehend gefügig. Sie hieß ihm mit einem blitzenden Blick abzuwarten, ehe sie sich nach Guillaume umwandte.
    Der starrte ihr für allerhöchstens eine Sekunde verwirrt entgegen, und sie konnte die Frage, wer im Namen der Hohen sie sein mochte, in seinen bernsteinfarbenen Augen lesen.
    Dann trat ein Funkeln an ihre Stelle, das Lilith verriet, daß Guil-laume springen würde.
    Jetzt!
    Sie ließ
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