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Die Verlorenen

Die Verlorenen

Titel: Die Verlorenen
Autoren: Vampira VA
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vergewisserte Lilith sich zum mindestens dritten Mal, seit die Trucks nach getaner Arbeit verschwunden waren.
    »Ja. Außerhalb der Linie gibt es kein Loch, in dem die Kreaturen sich verkriechen könnten«, bestätigte Zefrem zum ebensovielten Male.
    »Sie kommen!«
    Levar wies nach Norden. Lilith und Zefrem folgten der Richtung seines ausgestreckten Armes mit Blicken. Seltsam verzerrte Silhouetten zeichneten sich gegen den heller werdenden Horizont ab.
    »Dann kann's ja losgehen«, meinte Lilith. »Kommt mit.«
    Sie trat als erste über den gut drei Meter breiten, stinkenden und feuchtglänzenden Streifen hinweg, den die Tanklaster hinterlassen hatten. Zefrem und Levar folgten ihr.
    Im Innern des gewaltigen Kreises bat sie den Jungen um Streichhölzer.
    »Kann ich nicht ...?« maulte er.
    »Messer, Schere, Feuer, Licht ...«, setzte Lilith an.
    »Haha.« Widerwillig reichte er ihr die kleine Schachtel. Lilith riß ein Hölzchen an und schnippte es davon. Es erlosch, bevor es den naßglänzenden Streifen erreichte.
    »Verdammt.«
    »Soll ich nicht doch ...?«
    »Ruhe!«
    Das nächste Streichholz tat seine Wirkung. Eine Flammenwand wuchs brüllend meterhoch empor und verlängerte sich in rasendem Tempo nach beiden Seiten.
    Das Prasseln des Feuers dröhnte in ihren Ohren. Die Hitze wurde so unerträglich, daß sie Kühlung im feuchten Boden suchen mußten.
    Für die Kreaturen aus dem Sumpf gab es keinen Schutz. Eingeschlossen zwischen zwei Feuerbarrieren mußten sie erleiden, daß ihre Körper, beschleunigt noch durch die Flammenglut, immer weiter und schneller austrockneten, wie der schützende Schlamm in Bruchstücken von ihnen abfiel und das tote Fleisch darunter verdorrte.
    Als sich die Sonne am Horizont ankündigte, erstarben die letzten Schreie der sterbenden Dienerkreaturen. Ein wenig konnte Lilith die Qualen der Verlorenen da draußen nachvollziehen, denen der Weg ins rettende Sumpfgrab verwehrt war.
    Staubschlieren trieben in der Luft, als Lilith, Zefrem und Levar schließlich den nur noch niedrig brennenden Feuerring verlassen konnten.
    »Was werden Sie jetzt tun?« fragte Levar.
    »Ich fahre zurück nach New Orleans«, sagte Lilith. »Dort wartet jemand auf mich.« Sie wandte sich an Zefrem. »Und was Sie betrifft ...«
    »Geben Sie sich keine Mühe«, sagte der Alte, und seine Stimme klang noch brüchiger als zuvor. »Es ist ohnehin zu spät - und das ist gut so. Ich habe die Zeit viel zu lange betrogen.«
    Er wies auf den orangeroten Horizont, und Lilith verstand. Sie bemerkte Levars Erschrecken, ohne ihn ansehen zu müssen.
    »Aber es ist nicht zu spät!« begehrte der Junge auf. »Komm schnell, wir .«
    Zefrem löste die kleine Hand, die an seinem Ärmel zerrte, und sah dem Jungen in die Augen.
    »Darum geht es nicht«, sagte er. »Ich will es. All die Jahrzehnte hat mich die Hoffnung belebt, meinen Meister zu sehen. Jetzt wünschte ich, es hätte mich nicht so lange vom Sterben abgehalten.« Er wandte sich Lilith zu. »Nehmen Sie ihn mit?«
    Levar verstummte, und er sprach auch lange nicht, nachdem er und Lilith wieder in New Orleans einfuhren. Zefrems Asche blieb am Rand der Sümpfe zurück.
    *
    In New Orleans wartete niemand auf Lilith Eden. Nur ein leeres Hotelzimmer.
    Und ein kurzer Brief in geschwungener Handschrift.
    Lilith, meine Liebe,
    ich weiß nicht, ob du diese Zeilen je lesen wirst, aber für den Fall, daß du es tust, möchte ich Dir sagen, daß es wunderschön war. Ich hätte der herrlichen Nacht gerne einen ebensolchen Mardi Gras folgen lassen - und auch weitere Nächte wie unsere erste . Aber vielleicht ist es gut so, wie es gekommen ist. Ich weiß nicht, wo Du bist, was Du tust - und wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht einmal, was Du bist. Nur eines: Das seltsamste und doch wundervollste Wesen, dem ich je begegnet bin. Ich spüre, daß es Dir gut geht. Und bin glücklich. Alles Liebe, Patsy »Es ist gut so, wie es gekommen ist. Glaub mir, Patsy«, flüsterte Lilith.
    Und sie sah dabei Beth MacKinsays Gesicht.
    ENDE

Der letzte Jäger
    Leserstory von Pal Lamian
    Olivier erwachte mit einem dicken Schädel und schmerzenden Gelenken. Verwundert mußte er feststellen, daß man ihn mit Armen und Beinen auf einen Tisch gebunden hatte, umringt von brennenden Kerzen. Der Raum, in dem er sich wiederfand, schien ein altes Gewölbe zu sein, dunkel und muffig, die Luft erfüllt vom Staub zahlreicher Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte. Durch dunkle Mosaikfenster drang gerade genug Licht, um
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