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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus
Autoren: Colin Kapp
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Mit der Mars-Schale endete das Wissen über das Solare Universum und machte Spekulationen Platz – die Asteroiden-, Jupiter- und Saturn-Schalen. Weiter draußen beruhte die Darstellung auf bloßen Vermutungen. Gab es eine Uranus-Schale? Und eine Neptun-Schale? Und gab es vielleicht eine Pluto-Schale, deren Größe das menschliche Fassungsvermögen sprengen mußte? Oder war Solaria unendlich? Niemand konnte diese Fragen beantworten, aber viele begabte Köpfe waren entschlossen, die Antworten zu finden, und das Institut war ihr Forum.
    Wenn man die Treppe hinaufschlenderte und das Modell dabei aufmerksam betrachtete, fielen noch weitere interessante Einzelheiten ins Auge. Entlang des Äquators jeder Schale existierten Reihen kleinerer Kugeln, die bis auf zwei Öffnungen komplett von den Schalen eingeschlossen waren. Diese kleinen Kugeln waren die sogenannten Käfigwelten, die man offenbar in ihre gegenwärtigen Umlaufbahnen gebracht hatte, um beim Bau der Schalen als Fixpunkte zu dienen. Sechs Käfigwelten fanden sich in der Merkur-Schale, elf in der Venus-Schale, sechzehn in der Erd-Schale und vierundzwanzig in der Mars-Schale. In den äußeren Schalen fanden sich keine Käfigwelten, denn niemand konnte sagen, ob und wie viele von ihnen existierten, und das Institut war sehr strikt, wenn es darum ging, Tatsachen von Phantasievorstellungen zu trennen.
    Die winzigsten Details des riesigen Modells wurden nur von Besuchern mit scharfen Augen wahrgenommen. Es waren die spinnenwebdünnen goldenen Fäden, die sich von der Merkur-Schale in gerader Linie durch die übrigen Schalen zogen. Die Fäden repräsentierten die ›Speichen‹ jenes phantastischen Transportsystems, mit dessen Hilfe Zeus, der gewaltige Computer-Komplex, der das Solare Universum erschaffen hatte, seinen Aufgaben nachging. Durch die Speichen beförderte er lebensnotwendige Waren und die ›überzähligen‹ Milliarden, die das Ergebnis des nahezu exponentiellen Bevölkerungswachstums waren, in die äußeren Regionen Solanas. In Wirklichkeit waren diese Fäden gewaltige, hohle Energie-Felder, die das Solare Universum zusammenhielten.
    An jenem speziellen Tag hatte sich Niklas Boxa, ein junger Dozent des Instituts und einer der Schöpfer des Modells des Solaren Universums, von einem wichtigen Kollegen am nahe gelegenen Exosphären-Landefeld verabschiedet. Als er auf dem Rückweg die Wendeltreppe hinaufging, blickte er das Modell zufällig aus einem ungewöhnlichen Winkel an. Er war natürlich mit allen Einzelheiten der Darstellung vertraut, und deshalb fiel ihm eine Unregelmäßigkeit in der Position der Fäden auf. Boxa blieb stehen und verglich das Modell in Gedanken mit seinem Wissen über das Solare Universum. Dann schüttelte er den Kopf und setzte den Weg zu seinem Büro fort. Im Korridor angekommen, war er versucht, an die Tür seines Professors zu klopfen, besann sich dann aber eines Besseren und ging statt dessen in das Rechenzentrum.
    Zwanzig Minuten später stand er wieder vor der Tür von Professor Soo. Er war so schnell gerannt und die Ausdrucke in seinen Armen waren so schwer, daß er außer Atem war. Die Tür stand bereits offen; er hatte den Professor bereits im voraus von seinem Kommen unterrichtet.
    »Sind Sie sicher?« fragte der Professor, der ihn beruhigen wollte.
    »Absolut. Der Computer und das Modell stimmen einhundertprozentig überein. Die Speiche TC 16 hat hier auf der Mars-Schale ihren Ausgang und erstreckt sich anscheinend bis zur Saturn-Schale. Das kann sie aber nicht, da sie sonst mit der Speiche ZN 129 kollidieren würde – und das ist unmöglich!«
    »Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob das unmöglich ist, Niklas«, sagte Soo nachdenklich. »Aber vor dem Hintergrund unserer bisherigen Forschungen wäre es auf jeden Fall ein einzigartiger Vorgang. Gibt es andere Erklärungsmodelle?«
    »Ich glaube, daß TC 16 niemals durch die Saturn-Schale führen sollte. Die Speiche endet irgendwo zwischen der Jupiter-Schale und der Saturn-Schale.«
    »Warum sollte Zeus eine Exis-Speiche ins Nichts bauen?« Soo musterte den Ausdruck sorgfältig. »Ich bezweifle, daß ein logisches Wesen einen derart kostspieligen Fehler machen würde.«
    »Es muß kein Fehler sein, wenn…«
    »Wenn was, Niklas?«
    »Wenn es eine weitere Schale zwischen der Jupiter-Schale und der Saturn-Schale gegeben hat, oder sie zumindest geplant war.«
    Professor Soo setzte sich und dachte einen Augenblick nach.
    »Wir dürfen uns aufgrund derart dürftiger
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