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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus
Autoren: Colin Kapp
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gewaltigen, konzentrischen Schalen des Solaren Universums handeln mußte. Aber die Saturn-Schale konnte es nicht sein, sie war mindestens doppelt soweit entfernt. Und dennoch zeichnete sich vor ihnen auf den Schirmen, in nur 52 Millionen Kilometern Entfernung, eindeutig eine Schale ab, deren Existenz nicht einmal die verwegensten Theoretiker vorausgesagt hatten.
    Auch wenn ihnen die faule Luft an Bord immer schlimmer zusetzte, schöpften sie neuen Mut. In den nächsten drei Wochen versammelten sie sich täglich vor dem Radarschirm und sahen zu, wie der Entfernungsmesser die Kilometer herunterzählte. Doch eine Unsicherheit blieb. Auf der dunklen Masse sahen sie keine Lichter, keine Anzeichen von Proto-Sonnen. Nichts deutete darauf hin, daß sie irgend etwas anderes als die Innenwand einer riesigen, eintönigen und leblosen Kugel war. Nur an einer einzigen Stelle konnten sie eine Unterbrechung der monotonen Einöde ausmachen. Diese Stecknadel wuchs zu einem ›Auge‹ heran und war der faszinierendste Anblick, den sie je gesehen hatten. Es mußte sich bei dem Auge um die Öffnung zu einer der legendären ›Käfigwelten‹ handeln, die sich in den Schalen drehten. Die Wärme und Strahlung, die aus der Öffnung in der Schale vor ihnen herausströmten, waren verheißungsvoll: um diese Käfigwelt kreisten Proto-Sonnen, und wo diese künstlichen Licht- und Wärmespender existierten, bestand Aussicht auf ein Überleben.
    Als die Innenseite der Schale in Reichweite der Orter gelangte, bestätigen sich ihre Vermutungen. Die Schalen-Oberfläche war in der Tat gleichförmig und leblos, und nur in der Krateröffnung des vulkanähnlichen Gebirges konnten sie Spuren einer Atmosphäre feststellen. Ihnen blieb keine Wahl: Sie mußten durch die Öffnung fliegen, auf der Käfigwelt landen und auf das Beste hoffen. Mikh, der überzeugt davon war, daß sie jetzt den Himmel betreten würden, betete hingebungsvoll, aber seine Anstrengungen waren überflüssig. Sie würden sich alle mit weniger als himmlischer Perfektion begnügen, wenn sie nur sicher landen, frische Luft atmen und sich im Licht einer Proto-Sonne aalen konnten.
    Tseina mußte ihre ganze Geschicklichkeit aufbieten, um die Osian sicher durch den Raum zwischen Schale und Käfigwelt zu steuern. In dem zweitausend Kilometer weiten Zwischenraum tobten gewaltige Turbulenzen. Rapide auftretende und wieder verschwindende Druckunterschiede erfaßten das Schiff und schleuderten es heftig hin und her. Der Treibstoff wurde knapp, und Tseina, die nicht mit der Rettung vor Augen sterben wollte, steuerte das Schiff tapfer in die Stratosphäre der Käfigwelt, wo die Turbulenzen nachließen. Allerdings überhitzte der schnelle Eintritt in die dichtere Atmosphäre die Hülle der Osian. Sie konnten von Glück sagen, daß einige der Steuerruder des Schiffes der Glut so lange widerstanden, um eine kontrollierte Landung durchzuführen. Als die Ruder allerdings danach abkühlten, zerfielen sie. Die Osian würde nie wieder aufsteigen.
    Voller Angst nahmen sie eine Probe der Atmosphäre. Die Luft war zwar dünn, aber köstlich. Dann blickten sie durch die jetzt trüben Sichtluken auf die fremdartige und urzeitliche Welt, auf die es sie verschlagen hatte. Dort wurde Meas Kind geboren, und nach ihm weitere. Alles menschliche Leben auf dieser verlorenen Welt des Cronus-Raums stammte von Mea und ihrem Mann sowie von Tseina Shilden und dem Mann ab, den man den Messias des Spektrums nannte.

 
Kapitel 2
     
    In unmittelbarer Nachbarschaft der Ajkavit-Universität auf der Mars-Schale erhob sich das Institut für Solaristik, ein beeindruckendes Gebäude, dessen Größe und Pracht das hohe Ansehen verrieten, in dem seine Dienste standen. Selbst Studenten von der gegenüberliegenden, 650 Millionen Kilometer entfernten Hälfte der Mars-Schale nahmen die über ein Jahr lange Reise auf sich, um sich dort einzuschreiben. Der Grund für eine solche Hingabe war nicht schwer zu erraten: Das Institut für Solaristik in Ajkavit war einzigartig.
    Im weitläufigen Foyer, im Zentrum einer gemächlich ansteigenden Wendeltreppe, stand ein riesiges Modell des Solaren Universums, das detailgetreu den Wissensstand des Instituts abbildete. In seiner Mitte befand sich ein winziger, aber hell leuchtender Ball, der die Sonne repräsentierte. Die Sonne wurde von einer durchsichtigen Kugel eingeschlossen, die für die innerste Schale stand, die Merkur-Schale. Darauf folgten die immer größeren Schalen der Venus, Erde und Mars.
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