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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus
Autoren: Colin Kapp
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entstiegen zu sein schienen. Gigantische, dreißig Meter lange Reptilien schlugen ihre Krallen in einem Kampf auf Leben und Tod in ihren Gegner, wuchteten ihre riesigen Körper durch die Sümpfe und stießen ohrenbetäubende Schmerzensschreie aus. Über ihnen schossen Flugsaurier mit furchterregenden Kiefern durch die Luft. Plötzlich taumelte das Schiff und fiel mitten in die vorzeitliche Tierschau.
    Cherrys Holos waren so realistisch, daß die Zuschauer eine doppelte Wirklichkeit akzeptierten. Sie wußten, daß sie eigentlich in einem Holo-Theater saßen, genauso ›wußten‹, daß das Schiff, in dem sie saßen, in Schwierigkeiten war. Cherrys perfekt abgestimmter Kommentar verstärkte noch die Illusion. Einige der Zuschauer wimmerten.
    »Meine Freunde, bleiben Sie ruhig. Vertrauen Sie mir! Ich, Cherry, werde es nicht zulassen, daß Ihnen etwas zustößt.«
    Er stieg für einen Moment von dem Podium herab, als ob er eine kleinere Reparatur vorzunehmen hätte. Als er wieder auf das Podium stieg, hob er den Arm zu einer beruhigenden Geste.
    »Wir werden unsere Reise in Kürze fortsetzen.«
    Aber nur wenige Augen schenkten ihm ihre Aufmerksamkeit. Eine der gewaltigen, über dreißig Tonnen schweren Echsen hatte die Landung des Schiffes bemerkt und kam neugierig auf sie zugestapft. Schlimmer noch, einer der Flugsaurier stieß plötzlich auf sie herab und prallte gegen die ›Scheibe‹, durch die sie dieses urzeitliche Spektakel verfolgten. Zum Glück durchbrach die fliegende Bestie nicht die Scheibe; der Hunger und die Bosheit, die sich im Blick des Flugsauriers abzeichneten, als er die Zuschauerreihen in wenigen Metern Entfernung entdeckte, ließen keinen Zweifel an seinen Absichten aufkommen. Einige Augenblicke lang umkreiste die Echse das Schiff auf der Suche nach einem Weg in das Innere, und ihre Krallen und Zähne kreischten durchdringend, als sie an der Hülle entlangkratzten.
    In der Zwischenzeit war der zweite Saurier auf der gegenüberliegenden Seite des Schiffs angekommen und blickte sie neugierig aus kleinen, nicht besonders intelligent wirkenden Augen an. Das ganze Schiff schaukelte unter den Schlägen seiner gewaltigen Krallen. Die Echse verlor allerdings nach kurzer Zeit das Interesse und wandte sich ab. Ihr Schwanz schlug wütend aus. Da geschah das Unglück. Der Schwanz schlug gegen eine der Scheiben. Das Glas zerbrach auf der Stelle, und man konnte hören und sehen, wie sich die Scherben überall auf dem Boden verteilten. Einen Augenblick später erschien der Flugsaurier, sah die Öffnung und warf sich über die Köpfe der entsetzten Zuschauer hinweg direkt auf Cherry.
    Der Holo-Illusionist hatte keine Chance. Er verschwand in einem Wirbel aus Klauen und Zähnen, und wie ein Mann sprang das verängstigte Publikum auf. Nachdem der Saurier mit Cherry fertig war, würde er sich mit Sicherheit ihnen widmen. Ein Angstschrei war lauter und schriller als der aller anderen. Ein kleiner, glatzköpfiger Mann, der in der ersten Reihe gesessen hatte und den die Show scheinbar nur wenig beeindruckt hatte, rannte den Gang entlang in Richtung Ausgang. Sein Gesicht war totenbleich.
    »Oh, mein Gott!« rief er. »Und er hat mir noch Geld geschuldet!«
    Ein durchtrainierter, schlanker Mann mit einer roten Mähne, die über den Kragen fiel, half dem Zuschauer die Treppe des Notausgangs hinunter, schubste ihn auf die Straße und verschloß die Tür hinter ihm. In der Zwischenzeit war der wirkliche Cherry, der nicht wie sein Holo von dem Flugsaurier getötet worden war, wieder in den Saal gekommen und hatte die Bestie mit einem magischen Feuerstoß ins Jenseits befördert. Jetzt nahm er die Reise von neuem auf.
    »Seht! Ich, Cherry, entführe Sie in phantastische Welten, in denen die Realität aufgehoben ist!«
    Cherry war der Zwischenfall mit dem Gläubiger und dem löwenhaften Mann, der ihm vor die Tür geholfen hatte, nicht verborgen geblieben. Er wartete, bis die Holo-Expedition ihren Höhepunkt erreichte und überall die Vorfahren der frühen Affen herumrannten und -sprangen. Dann schaltete er auf einen Schlag alle Holos ab, und eine elektronische Fanfare ertönte.
    »Liebe Freunde, Sie waren meine Gäste auf einer Reise durch die Phantasie. Ich habe jetzt das Vergnügen, Ihnen jemanden vorzustellen, der solche Reisen in Wirklichkeit durchführt. Hier ist Maq Ancor, der Mann, der die Expedition zum Zentrum Solanas leitete!«
     
    »Es ist so, Carli«, sagte Tez, Cherrys Vorführer. »Wenn Cherry Maq auf seiner
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