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Die verlorenen Welten von Cronus

Die verlorenen Welten von Cronus

Titel: Die verlorenen Welten von Cronus
Autoren: Colin Kapp
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Geruch von jahrhundertealtem, verbrannten Staub erfüllte die Luft.
    Dann war der Shuttle verschwunden, und die Druckwelle der Triebwerke wurde von einer Gegenwelle aufgefangen, als die Atmosphäre den Luftdruck ausglich. Ancor erhob sich und umrundete mehrere Stellen, an denen der Staub in Flammen stand. Er setzte die Suche nach Boxa fort. Als er keine Spur von ihm finden konnte, durchsuchte er die gesamte Startanlage für den Fall, daß der Dozent in der Maschinerie gefangen und verletzt war. Schließlich fand er auf einem Sims Boxas Kamera und einige spröde Gummistreifen, die der Dozent offenbar in einem der Shuttles abgeschnitten hatte. Ancors Nackenhaare stellten sich auf, als ihm klar wurde, welches Shuttle sich an dieser Stelle befunden hatte, als der Terminal zum Leben erwacht war. Er wußte jetzt, was mit seinem Kollegen geschehen war. Boxa war in dem Shuttle gefangen und befand sich auf dem Weg zu einem Ort irgendwo jenseits der Jupiter-Schale, der möglicherweise gar nicht existierte.
    Ancor wartete, bis der Boden unterhalb der Exis-Speiche genügend abgekühlt war, und stellte sich erneut unter den Schacht. Er blickte hinauf und spürte wieder, wie eine irrationale Kraft an ihm zog. Schließlich wandte er sich ab. Er wußte, was er zu tun hatte. Irgendwie mußte er in den Cronus-Raum jenseits des Jupiters vorstoßen und herausfinden, was sich dort verbarg.

 
Kapitel 4
     
    Zu Beginn war Cherrys Unglaubliches Holo-Theater an der Straße der Tausend in Revor-Revor auf der Mars-Schale ein durchschlagender Erfolg gewesen. Prinz Awa-Ce-Land-a hatte bei der Ausstattung an nichts gespart; das Theater verfügte über die besten Holo-Projektoren, und die Premieren-Vorstellung, Authentische Holos vom Zentrum Solanas, hatte zu den Wundern der Straße der Tausend gezählt. Sechs Monate lang war das Theater dreimal am Tag bis auf den letzten Platz ausverkauft gewesen.
    Zwei Dinge hatten die Popularität von Cherrys Holo-Theater verblassen lassen. Einmal hatte das Wissenschafts-Archiv der Mars-Schalen-Föderation das zugrundeliegende Bildmaterial aufgekauft, und jedermann konnte es für den Bruchteil des Eintrittspreises von Cherrys Show in jeder beliebigen Holo-Bibliothek ansehen. Außerdem hatte Cherrys Erfolg die anderen Theater an der Straße der Tausend derart in Unruhe versetzt, daß sie gemeinsam ein groß angelegtes Projekt finanziert hatten, das mit der bahnbrechenden Einführung des Senso-Theaters geendet hatte. Die visuelle Meisterschaft Cherrys blieb unbestritten, aber die sensuellen Reize von Shows wie Schiff der Harems-Sklavinnen oder Orgien an der Universität der Jungfrauen ließen dem Holo-Theater lediglich die Gunst einer kleinen Gruppe von Puristen.
    Cherry war bestürzt, daß die Kunst sich der billigen Ausbeutung der Sinne geschlagen geben mußte, und verlor den Mut. Er dachte sich keine neuen Shows mehr aus und wiederholte statt dessen aufdringlicheres und schreienderes Material aus jenen Tagen, als er noch mit dem Solaren Zirkus gereist war. Der harte Kern seiner Anhänger war hocherfreut, aber damit konnte er kaum die exorbitante Miete des Theaters einspielen, und Cherry wurde nicht zum ersten Mal in seinem Leben von Gläubigern bedrängt.
    Der Auftakt seiner Vorstellung in jener Nacht war typisch. Von einem schlichten Podium in der Mitte einer kreisförmigen Halle entführte Cherry, wie immer in eine weiße Toga gekleidet, seine Zuschauer auf eine Expedition ins Unbekannte, in der heutigen Vorstellung zurück in die Vorzeit. Er hatte aus den bruchstückhaften Überlieferungen von der einen Welt, mit der alles begann, grobe Zeichnungen aus der Kreidezeit ausgesucht und diese in seiner Werkstatt in wahrscheinlich falsche, aber sehr eindrucksvolle Holos verwandelt.
    Jetzt schien sich das Holo-Theater in ein Schiff verwandelt zu haben, das in niedriger Höhe über dampfende Sümpfe und einen faszinierenden Dschungel glitt. Hin und wieder berührte es sogar große Farnwedel. Die Illusion war derart überzeugend, daß selbst die Luft fremd und anders erschien.
    »Seht, ich, Cherry, bringe Ihnen Illusionen realer als die Realität! Lassen Sie sich verzaubern!«
    Das Schiff schien nach rechts wegzukippen und stieß noch tiefer in das Sumpfland vor, und plötzlich erblickte das Publikum grasende Dinosaurier, die das Licht der einen Sonne genossen, die diese einsame Welt erhellte. Dann konnte man noch unglaublichere Wesen sehen, die mit ihren Zähnen, Schuppen und enormen Schwänzen einem Alptraum
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