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Die Verlorenen von New York

Die Verlorenen von New York

Titel: Die Verlorenen von New York
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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versorgt. Obwohl sie sich bestimmt Sorgen machen würde, um ihn und um Julie. Vielleicht sollte er doch lieber gleich losgehen.
    »Alex?«
    »Schlaf weiter«, sagte er. »Mir geht’s gut. Ich will nur einen kleinen Spaziergang machen.«
    Julie fuhr hoch. »Was redest du da?«, sagte sie. »Du kannst noch keinen Spaziergang machen.«
    »Nur bis zur Kirche«, sagte er. »Vielleicht ist Bri noch dort.«
    »Ist sie nicht«, sagte Julie. »Nachdem ich gestern im Treppenhaus nach ihr gesucht hatte, bin ich hingegangen und habe gefragt. Pater Franco hat sie am Donnerstag gesehen, aber sie ist wieder weggegangen. Er hat gesagt, er hätte gedacht, sie käme schon allein zurecht, weil es ja Strom gab.«
    Alex ließ sich aufs Sofa fallen. »Und warum hast du mir das nicht erzählt?«, fragte er ärgerlich, als wäre Bris Schicksal dann irgendwie anders verlaufen.
    »Weil du bewusstlos auf dem Boden lagst, als ich nach Hause kam«, sagte Julie.
    »Jetzt liege ich aber nicht mehr bewusstlos auf dem Boden«, sagte Alex. »Und Bri irrt womöglich seit Tagen durch die Stadt. Wir müssen sie suchen.«
    »Alex«, sagte Julie.
    »Was denn?«, fragte er.
    Julie schaute ihn bekümmert an. »Wenn jemand sie entführt hat«, sagte sie. »Wie dieser Typ bei mir, du weißt schon … Na ja, dann hätte sich Bri doch gar nicht richtig wehren können. Ich weiß, sie fühlte sich schon viel besser, weil sie dir so viel geholfen hatte, aber nicht mal ich habe es damals geschafft, mich loszureißen. Und Bri hat seit Tagen nichts mehr gegessen und kriegt kaum noch Luft. Ich glaube kaum, dass sie irgendwo herumirrt.«
    »Das wissen wir aber erst, wenn wir nachgesehen haben«, sagte Alex. »Wenn du nicht mitkommst, geh ich eben allein.«
    »Und wer hilft dir die Treppen wieder hoch?«, fragte Julie.
    »Das schaffe ich schon«, gab Alex wütend zurück. »Kommst du nun mit oder nicht?«
    »Klar komm ich mit«, sagte sie.
    Sie zogen die Wohnungstür hinter sich zu und machten sich an den Abstieg in die Eingangshalle. Alex war überrascht, wie anstrengend allein das Hinuntergehen war. Julies Frage, ob er es wieder hinauf schaffen würde, kam ihm gar nicht mehr so abwegig vor. Aber darüber würde er sich Gedanken machen, wenn es so weit war.
    Seit mehr als einer Woche war er nicht mehr vor der Tür gewesen. Draußen hatte sich nichts verändert, außer, dass der Schnee inzwischen dunkelgrau war. Die Kälte schnitt ihm in die Lunge, und er begann zu husten.
    »Du machst einen Riesenfehler«, sagte Julie.
    »Aber ich muss nach ihr suchen«, sagte Alex. »Ich kann doch nicht zulassen, dass sie einfach so verschwindet.«
    »Meinst du, mir geht das anders?«, rief Julie. »Aber was, wenn du wieder krank wirst? Was wird dann aus mir?«
    Alex beachtete sie gar nicht. Er trat auf den Gehweg hinaus und fragte sich, was zum Teufel er hier eigentlich tat.
    »Warte«, sagte Julie. »Ich habe eine Idee.«
    »Was denn?«, fragte Alex.
    »Wir holen den Schlitten«, sagte Julie. »Du setzt dich drauf und ich zieh dich.«
    »Kriegst du das hin?«, fragte Alex.
    »Was bleibt mir anderes übrig?«, erwiderte Julie. »Du gehst jedenfalls nirgendwo alleine hin. Der Schlitten steht noch in der alten Wohnung, oder? Oder hast du ihn schon zu Harvey gebracht?«
    »Nein«, sagte Alex. »Der steht da noch.« Einen Moment lang blieb er wie erstarrt stehen, dann hellte sich seine Miene plötzlich auf. »Bri!«, sagte er. »Vielleicht ist sie unten in der alten Wohnung? Vielleicht ist sie am Donnerstag nach Hause gekommen, und weil der Strom schon wieder weg war, hat sie beschlossen, da unten zu warten. Komm, vielleicht wartet sie schon seit zwei Tagen darauf, dass wir sie endlich holen.«
    »Meinst du wirklich?«, fragte Julie, aber da rannte sie auch schon in die Eingangshalle zurück. Alex konnte kaum Schritt halten, doch das Adrenalin hielt ihn aufrecht und er sprang die Kellertreppe fast ebenso schnell hinunter wie seine Schwester.
    »Bri!«, rief Julie. »Bri, bist du da drin?«
    Keine Antwort.
    »Warte mal eben«, sagte Alex und suchte nach dem Schlüssel zu ihrer alten Wohnung. Mit zitternden Fingern bekam er ihn schließlich ins Schloss und stieß die Wohnungstür auf. »Bri? Bri, ist alles in Ordnung?«
    Julie lief durch alle Zimmer und rief nach ihr. »Hier ist sie nicht«, sagte sie schließlich.
    »Vielleicht in Papás Büro«, sagte Alex. »Vielleicht ist sie dort hingegangen.«
    Sie liefen über den Flur zum Büro ihres Vaters. Alex schloss die Tür auf, aber er sah
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