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Die verlorene Tochter (Romantik Thriller /Unheimlich) (German Edition)

Die verlorene Tochter (Romantik Thriller /Unheimlich) (German Edition)

Titel: Die verlorene Tochter (Romantik Thriller /Unheimlich) (German Edition)
Autoren: Anne Alexander
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sein. Der Haß, den Miß Price ausstrahlte, jagte ihr kalte Schauer über den Rücken.
    Der Gedenkgottesdienst zog sich endlos dahin. Sharon achtete kaum auf die Worte, die gesprochen wurden. Sie schienen Steven ohnehin nicht gerecht zu werden und klangen zudem nach reiner Heuchelei. Obwohl Lord Winslow stets behauptet hatte, Steven hätte mit seinem Charme alle Herzen im Sturm erobert, gab es hier nicht viele Leute, die den Bildhauer gemocht hatten. Die meisten waren der Überzeugung, daß der junge Mann alles getan hatte, um seinem Bruder zu schaden. Für sie war und blieb Steven das schwarze Schaf der Familie. Man rechnete es Lord Winslow hoch an, daß er dennoch einen solch prächtigen Gedenkgottesdienst für seinen Bruder abhalten ließ.
    Als sie die Kirche verließen, regnete es in Strömen. Sie hatten es eilig, nach Hause zu kommen, wurden jedoch immer wieder aufgehalten. Schließlich verwickelte Jessica Price Lord Winslow noch in ein längeres Gespräch. Immer wieder beteuerte sie, daß sie jederzeit für ihn dasein würde.
    "Du weißt, daß du auf mich bauen kannst, Vincent", sagte sie, als sie ihm zum Abschied die Hand reichte. "Freunde müssen in solchen Zeiten zusammenhalten. Wenn du möchtest, komme ich für ein paar Tage nach Winslow Manor. Es würde mir nichts au smachen."
    Das kann ich mir denken, dachte Sharon ironisch.
    "Wir telefonieren miteinander, Jessica", erwiderte Lord Winslow ausweichend. "Im Moment weiß ich kaum, wo mir der Kopf steht." Er drückte ihre Hand. "Bis später."
    "Ich kann dich sehr gut verstehen, Vincent." Jessica lächelte ihm zu. "Ich werde auf deinen Anruf warten."
    Schweigend gingen sie zum Wagen. Auch auf der Fahrt zu seinem Besitz sprach Lord Winslow kein Wort. Gleich nach ihrer Rückkehr ging er in sein Arbeitszimmer und schloß die Tür hinter sich.
    "Onkel Vincent ist schrecklich traurig", sagte Julie, als Sharon ihr etwas anderes anzog. "Aber ich bin auch traurig. Ich habe O nkel Steven so lieb gehabt." Sie schmiegte sich an ihre Mutter.
    "Ich habe Mister Winslow auch sehr gemocht, Julie", erwiderte Sharon. Sie dachte Vincent. Sie hätte viel dafür gegeben, jetzt heimlich sein Arbeitszimmer zu betreten, nur um zu sehen, was er tat. Auch wenn sie sich dafür schämte, sie konnte nicht recht an die Trauer glauben, die Lord Winslow so offen zeigte. Immerhin wußte sie ja, daß er nichts für seinen Bruder übrig gehabt hatte. Auch wenn sich die Brüder während der letzten Wochen vertragen hatten, hieß das noch lange nicht, daß er seinen Groll auf Steven überwunden ha tte.
    Sharon ging mit ihrer Tochter in den Wintergarten, um dort Tee zu trinken. Nach wie vor konnte sie nicht fassen, daß Steven niemals wiederkommen würde. Sehnsüchtig wünschte sie sich, die Tür des Wintergartens würde sich öffnen und er plötzlich vor i hnen stehen.
    An diesem Abend wollte beim Dinner kein rechtes Gespräch aufkommen. Selbst Julie, die sonst stets dafür sorgte, daß es bei Tisch nicht still wurde, brachte kaum ein Wort über die Lippen. Unlustig schob sie mit ihrer Gabel Fleisch und Gemüse von einer Seite des Tellers zur anderen.
    "Ich bringe Julie zu Bett, Lord Winslow. Bitte, entschuldigen Sie mich." Sharon stand auf. "Ihr fallen fast die Augen zu."
    "Ja, es wird das beste sein, Mistreß Miles", erwiderte Vincent. "Unser Prinzeßchen ist einfach zu müde, um noch länger wach zu bleiben. Komm, sag mir gute Nacht, Julie." Er rückte etwas vom Tisch ab und bre itete die Arme aus.
    "Gute Nacht, Onkel Vincent." Julie umarmte ihn.
    "Gute Nacht, Lovely." Zärtlich drückte er die Kleine an sich. "Was sollte ich nur tun, wenn ich dich nicht hätte? Du hast wieder Sonne in mein Leben gebracht." Er küßte sie auf die Stirn.
    Sharon brachte ihre Tochter nach oben und blieb bei ihr, bis sie eingeschlafen war. Dann ging sie noch einmal ins Erdgeschoß hinunter, um nach ihrem Arbeitgeber zu sehen. Obwohl sie keine Lust hatte, sich mit ihm zu unterhalten, weil sie noch viel zu sehr in ihrer Trauer um Steven gefangen war, wollte sie auchnicht, daß er den Abend total alleine verbrachte.
    Sie fand Lord Vincent im Salon. Er saß vor dem Kamin und starrte in die Flammen. Als sie eintrat, wandte er sich ihr zu.
    "Schön, daß Sie kommen, Mistreß Miles", sagte er und stand auf. "Ich hatte es gehofft." Er ging ihr entgegen und ergriff ihre Hände. Lange sah er sie an. "Erinnern Sie sich, daß ich Sie vor einigen Wochen bat, meine Frau zu werden?"
    "Ja." Wie hätte sie das jemals vergessen
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