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Die verlorene Kolonie (German Edition)

Die verlorene Kolonie (German Edition)

Titel: Die verlorene Kolonie (German Edition)
Autoren: Jürgen Jentsch
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halb nackt vorgefunden, umgeben von seinen schwebenden Uniformteilen. An das anschließende Gespräch mit seinem Ausbildungsoffizier konnte er sich auch nach drei Jahrzehnten noch lebhaft erinnern. 
    Während er sich an den Haltegriffen des Korridors zum Zentralschacht zog, dachte er über Rafaels Worte nach. Seit wann wurden Aufträge an Forschungsschiffe mit Alphapriorität erteilt? Seines Wissens war das in der Föderationsgeschichte noch nie vorgekommen. Ein unbehagliches Gefühl machte sich langsam in ihm breit, als er endlich den Konferenzraum erreichte. Rafael war schon da, auch einige Abteilungsleiter der wissenschaftlichen Abteilung. Da er mit Rafael schon mehrere Jahre lang zusammen Dienst tat, merkte er sofort, dass ihn etwas schwer geschockt hatte. Seine Besorgnis wuchs. Er schwebte zu seinem Stuhl am Kopfende des Besprechungstisches und schnallte sich an. Die noch fehlenden Besprechungsmitglieder tauchten auch sehr schnell auf, so dass die Konferenz beginnen konnte. „Meine Damen und Herren, ich danke für Ihr schnelles Erscheinen. Anscheinend haben wir einen neuen dringenden Auftrag. Mister Cardoni wird sie in die Einzelheiten einweisen.“
    Rafael sagte. „Wir haben einen neuen Einsatzbefehl bekommen. Mit Alphapriorität! Ich werde Ihnen jetzt die bereits vorliegenden Daten, die von einem Frachtschiff stammen, vortragen. Sie werden dann sofort die Wichtigkeit und Bedeutung der Mission erkennen!“
    Er erläuterte knapp die Daten der Corazon Salazar und deren Bedeutung. Anschließend fuhr er fort; „Die Verkehrsleitzentrale Lagoon hat befohlen, dass wir die Untersuchung von Lagoon 2 sofort abbrechen und mit Höchstbeschleunigung direkt den Transferpunkt ansteuern. Ich habe das bereits kurz überschlagen. Mit dem vorhandenen Treibstoff können wir in 19 Tagen den Transferpunkt erreichen, aber dann ist der Tank leer! Doch die Leitzentrale hat glücklicherweise bereits einen  Tanker auf dem Weg, der für uns am Transferpunkt in Warteposition gehen soll, damit wir mit vollen Tanks in den Einsatz gehen können. Der soll in etwa 15 Tagen den Transferpunkt erreichen! So, das war es von meiner Seite, mehr Informationen liegen nicht vor. Alle vorhandenen Daten sind im Bordnetzwerk abgelegt.“
    Die Konferenzteilnehmer sahen sich geschockt an. Allen war auf Grund ihrer langjährigen Raumflugerfahrung klar, dass die im schlimmsten Fall erforderliche Evakuierung von zwei besiedelten Planeten über interstellare Entfernungen nicht funktionieren würde. Regina Kowalski, die Leiterin der exogeologischen Abteilung, fragte nachdenklich: „Ist der Tanker schon unterwegs? Wenn nicht, dann soll er uns noch zusätzliche Ausrüstung mitbringen. Auf Grund der bisherigen Mission haben keine Raumanzüge für Tiefsttemperaturen an Bord, eigentlich fehlt uns ein Großteil der Ausrüstung für die Analyse von Tieftemperaturplanetoiden. Wäre es nicht besser, einen Umweg über Zeus zu machen und bei Laguna oder Yggdrasil die benötigte Ausrüstung an Bord zu nehmen?“
    Alex schüttelte den Kopf. „Zeus steht zurzeit genau auf der anderen Seite von Lagoon, das heißt, dass wir einen Bogen fliegen müssten. Das würde uns mindestens zwei Wochen zusätzlich kosten. Aber Ihr Einfall war gut. Ich möchte, dass sämtliche Abteilungen mir innerhalb von zwei Stunden ihren Zusatzbedarf melden. Dann soll die Leitzentrale sehen, wie wir das Zeug kriegen. Notfalls sollen sie uns einen Frachter hinterher schicken!“
    Rafael warf ein: „Und wenn sie das schon macht, dann sollten sie uns auch noch einen Physiker mitschicken, der sich mit den Transferpunkten und den zu erwartenden Auswirkungen auskennt.“
    Alex nickte nachdenklich. „Guter Einfall! Noch Fragen?“ Alles schüttelte den Kopf. „Gut, dann erwarte ich Ihre Anforderungen innerhalb von zwei Stunden.“ Und zu Rafael gewandt: „Kommen Sie, wir müssen unser altes Mädchen schnellstens in Schwung bringen!“
    Nach drei Stunden waren die Vorbereitungen an Bord der Marie Curie abgeschlossen und der Kurs berechnet. Auch die Material- und Personalanforderungen waren an die Leitstelle gesendet worden. Alex stellte eine An Alle Verbindung über das Intercom her: „Kommandant an Besatzung. 15 Minuten Startwarnung! Klarmachen zur 1 ½ fachen Erdbeschleunigung!“
    Die Marie Curie hatte im Gegensatz zu den meisten Frachtern eine Standardbeschleunigung von etwas über ein Gravo, was auf die wesentlich geringere Masse des Schiffes bei gleicher Triebwerksleistung zurückzuführen war.
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