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Die verlorene Kolonie (German Edition)

Die verlorene Kolonie (German Edition)

Titel: Die verlorene Kolonie (German Edition)
Autoren: Jürgen Jentsch
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den im Computer gespeicherten Daten nicht da sein sollte. Das leise Piepsen der Meldung ließ Glenn sich erstaunt in seinem Sitz aufrichten. Die Bordkatze Sternchen, die es sich auf seinem Schoß gemütlich gemacht hatte, miaute protestierend, als sie bei der geringen Schwerkraft durch die Zentrale flog. Er unterbrach die automatische Computersuche und wies den Computer an, das Teleskop auf das Objekt zu richten und die Bildauflösung zu vergrößern. Voll Erstaunen starrte er auf den Bildschirm. Er sah deutliche Konturen auf dem neu entdeckten Himmelskörper, Krater, Schluchten und scharfe Grate auf dem runden Körper. Das typische Bild eines atmosphärelosen Kleinplaneten, was ihn erstaunte, war die Größe, die der Computer mit 4000 – 5000 km in das Bild einblendete. Kopfschüttelnd schaltete er das Radarsystem von seiner automatischen Raumüberwachungsfunktion auf Langstreckenmessung um. Nach knapp 7 Minuten trafen die Wellen nach der Reflektion wieder ein. Abstand 60 Millionen km berechnete der Computer und änderte gleichzeitig die Größe des Objekts auf 4857 km. 
    Glenn rechnete schon überschlägig die Prämie aus, die auf die Besatzung der Corry zukam, während er das Radar sicherheitshalber wieder in den Raumüberwachungsmodus schaltete. „Das ist ja mal etwas Erstaunliches“ sagte er zu Sternchen und fuhr fort: „Da hast du mir wohl Glück gebracht. Das verdient eine Extraration Leckerchen!“ 
    Sternchen verstand natürlich nur „Leckerchen“ und kam miauend auf ihn zu. Er griff vorsichtig nach ihr, streichelte sie und legte sie sich wieder auf seinen Schoß. „Jetzt müssen wir noch den Kurs bestimmen“ erklärte er ihr. „Aber dazu brauchen wir noch ein paar Messpunkte mehr.“ 
    Er trug die bereits ermittelten Daten in das elektronische Brückenlogbuch ein, dann hielt er Sternchen fest und ging mit ihr zu dem Schrank, in dem laut Dienstvorschrift die gedruckten Handbücher für den Notfall sein sollten. Die Crew der Corry hatte ihn schon seit längerem als Staufach für Katzenfutter und als Lagerraum für allerlei Krimskram zweckentfremdet. Sternchen kannte das schon und miaute freudig erregt, als Glenn sie mit ein paar Katzenstangen fütterte.
    Als Ralf Foreman, der zweite Astrogator, zu seinem Wachantritt in die Zentrale kam, erzählte ihm Glenn von der Entdeckung. „Für eine halbwegs genaue Kursbestimmung des Asteroiden brauchen wir natürlich noch ein paar Messpunkte von anderen Standorten, aber ich glaube, die Entdeckerprämie haben wir sicher.“  „Ja, super“ antwortete Ralf und überschlug im Kopf seinen Anteil an der Prämie, „damit kann ich das Haus abbezahlen.“ „Ein Raumfahrer mit einem eigenen Haus, ist das zu fassen.“ Glenn schüttelte den Kopf, als er die Brücke verließ, um in der Messe noch einen Imbiss zu sich zu nehmen. 
    Dort traf er die zwei wachfreien Ingenieure der Maschinencrew, die ihn spöttelnd begrüßten. „Hallo, Herr Steuermann, wieder ein paar rote Ampeln überfahren?“ Glenns Fahrkünste waren auf allen Welten, die noch von Menschen zu lenkende Fahrzeuge erlaubten, legendär. Bissig erwiderte er: „Nicht überfahren, verflogen hab ich mich. Da ist doch einfach ein Asteroid, wo keiner sein sollte und nun weiß ich nicht mal mehr, in welchem System wir gerade sind! Wer weiß, wohin ihr Dampfkesselheizer uns trotz meiner genialen Steueranweisungen gebracht habt!“ Dann erzählte er ihnen, während er seine Nahrung zu sich nahm, von der Entdeckung, die die Beiden freudig zur Kenntnis nahmen. „Ihr Schraubenschlüsselschwinger denkt doch nur an das Geld, anstatt sich über die Vermehrung unseres Wissens über das Universum zu freuen!“ warf er ihnen spaßhaft vor. „Als ob du kein Geld brauchst“ erwiderte einer von ihnen, „dann kannst du endlich mal ein paar Strafzettel bezahlen!“ „So schätzt ihr meine Fahrkünste also ein“ brummelte Glenn. „Hab ich euch nicht immer dahin gebracht, wo ihr hin wolltet?“ Bevor den Beiden eine schlagfertige Antwort einfallen konnte, verdrückte er sich in seine Kabine.
    Als der Wecker summte, öffnete Glenn langsam die Augen und stöhnte. Der Dreischichtrhythmus, der meistens auf Handelsschiffen durchgeführt wurde und der im Fall der Corry dazu führte, das man acht Stunden allein irgendwo saß und Instrumente überwachte, die meistens keine Überwachung benötigten, hatte seinen Körper noch nie begeistern können. Nachdem er sich stöhnend aus dem Bett geschwungen und die
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