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Die verlorene Kolonie (German Edition)

Die verlorene Kolonie (German Edition)

Titel: Die verlorene Kolonie (German Edition)
Autoren: Jürgen Jentsch
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Nullschwerkraftdusche benutzt hatte, zog er seinen Bordoverall an und begab sich zur Messe, die er diesmal für sich allein hatte. Nach dem ersten Becher schwarzen, heißen Kaffees erholten sich seine Lebensgeister langsam und er erinnerte sich wieder an die Entdeckung vom vorigen Tag. Fröhlicher gestimmt, holte er sich noch eine Schüssel mit dem guten, alle Ballaststoffe enthaltenden Raumfahrermüsli. So gestärkt machte er sich auf den Weg in die Zentrale, um die Wache von seinem Kapitän zu übernehmen. „Morgen Tina“ grüßte er fröhlich, als er eintrat. „Guten Abend, Glenn“ antwortete sie. So war das eben in der Raumfahrt mit den unterschiedlichen Zeiten, was für den einen der Morgen war, war für den anderen bereits Abend. „Da hast du ja gestern wirklich gute Arbeit geleistet. Ralf hat auch noch eine Positionsbestimmung von deinem Objekt durchgeführt, wir scheinen da einen relativ guten Beobachtungskurs zu haben. Ach so, der Computer hat den Namen festgelegt. Es heißt jetzt Suhail 137.“ „Hübscher Name“ brummelte Glenn. „Dann werde ich unseren neuen Freund mal im Auge behalten.“ Tina grinste und wurde dann wieder dienstlich. „Sonst keine besonderen Vorkommnisse. Du hast die Wache.“ „Wache übernommen.“ Glenn setzte sich wieder an seine Konsole und überprüfte die Anzeigen. Alles war wie immer, also schaltete er das Radar wieder auf Langstreckenmessung. Als die Daten ankamen, ließ er den Computer eine Kursabschätzung von Suhail 137 durchführen. Während der Computer noch rechnete, ließ er sich die anderen Daten anzeigen. Suhail 137 war ein ganz gewöhnlicher großer Planetoid. Die Daten ließen wegen der gefrorenen Atmosphäre darauf schließen, dass er lange Zeit am Rand des Systems getrieben war. Er hatte eine für seine Größe ungewöhnlich hohe Masse, was auf einen hohen Metallanteil hindeutete. Glenn pfiff durch die Zähne. „Wenn das System bewohnt wäre, würde sich der Erzabbau bestimmt bezahlt machen. Schade.“
    Der Computer wies mit einem Signalton darauf hin, dass die Kursabschätzung vorlag. Glenn ließ sich den errechneten Kursplot auf seinen Monitor legen. „Oh, oh!“ murmelte er bestürzt. „Das scheint jetzt ein Fall für die Kommandantin zu werden!“ Noch während seines Selbstgespräches griff seine Hand nach den Tasten für das Intercom und wählte Tinas Nummer. Ihre verschlafene Stimme klang aus dem Lautsprecher. „Was ist passiert?“ „Kannst Du mal bitte in die Zentrale kommen? Aber ganz ruhig, es besteht keine Gefahr für uns.“ „Bin gleich da!“
    Tina kannte ihre Besatzung schon mehrere Jahre und merkte an Glenns Stimme, dass es wichtig war. So schnell es ging, stieg sie in ihren Overall und fuhr sich noch schnell einmal mit der Bürste durch die Haare. Danach eilte sie im Laufschritt durch die menschenleeren Gänge zur Zentrale. „Was ist los?“ fragte sie.
    Glenn erwiderte: „Ich habe eine Kursabschätzung von unserem Freund vorgenommen. Was passiert eigentlich, wenn ein Körper dieser Größe dicht an einem Transferwurmloch vorbeizieht?“ „Wie dicht?“ „Maximal 80000 km Abweichung, es könnte auch ein Treffer werden.“
    Tina dachte nach. „Wenn ich mich richtig an meine Schulzeiten erinnere, käme es bei einem Vorbeiflug zu Instabilitäten des Transferkanals, die einen sicheren Flug verhindern würden. Wenn man Pech hat, wird der Transferkanal für immer unbenutzbar. Was bei einem Einschlag passiert? Hyperphysik war nie meine starke Seite...“
    Sie dachte nach. „Max ist unser bester Mann für den Transferantrieb. Ich ruf ihn hoch, du überprüfst die Daten noch mal.“ Während Tina übers Intercom Max in die Zentrale beorderte, bestimmte Glenn nochmals die Position des Planetoiden und ließ eine erneute Kursabschätzung anfertigen. Die Daten änderten sich nicht.
    „Hallo, was haben unsere Chauffeure denn wieder kaputt gemacht?“ Max Bergmann als leitender Ingenieur der Corry pflegte mit Vergnügen die seit den Dampfschifffahrtszeiten auf der Erde bestehende Rivalität der Maschinencrew mit der Brückenbesatzung.
    „Hi Max, wir wollen nur mal testen, wie gut du mit dem Rechenschieber umgehen kannst.“ Auch Tina mochte dieses Spiel. „Wir haben hier einen Planetoiden, der uns den Transferpunkt stören könnte. Glenn gibt dir die Daten. Nun rechne mal schön!“ 
    Max sah sie fassungslos an. „Das ist doch nur ein theoretischer Fall. Die Wahrscheinlichkeit dafür...“
    Er setzte sich an eine freie Konsole und rief
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