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Die verlorene Bibliothek: Thriller

Die verlorene Bibliothek: Thriller

Titel: Die verlorene Bibliothek: Thriller
Autoren: A. M. Dean
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festzustellen, dass sie wieder nichts mit ihrem Problem zu tun hatten. Die Netzwerkverbindung war schlicht und einfach langsam gewesen.
    Emilys Frust wuchs immer mehr, und sie erkannte, dass sie sich von ihrer eigenen Erwartungshaltung hatte hinreißen lassen.
    Jetzt beruhig dich doch , ermahnte sie sich selbst. Das ist kein Wettrennen. Hör einfach auf, sofort alles einzutippen, was dir einfällt .
    Emily nahm die Hände von der Tastatur, verschränkte die Finger, ließ die Knöchel knacken und setzte sich wieder ordentlich auf den Stuhl.
    Du musst dich konzentrieren. Als würdest du es ernst meinen.
    Und zum zweiten Mal an diesem Tag weckte eine einzelne Phrase eine starke Erinnerung in ihr. ›Als würdest du es ernst meinen.‹ Sie dachte an eine weitere Begegnung mit Arno zurück, die sich förmlich in ihr Gedächtnis eingebrannt hatte. Erst vor vier Tagen hatte sie diese Erinnerung noch einmal durchlebt, als ihre Kollegin sie zum Flughafen gefahren und sie die Nachricht von Holmstrands Ermordung noch nicht verdaut hatte. Es war ein Spruch, ein Tick, der den exzentrischen Charakter des alten Professors besser zu treffen schien als alles andere, und jetzt fiel er Emily wieder ein.
    » Wenn man etwas dreimal sagt «, hatte Arno immer wieder betont, » dann wissen die Leute, dass man es ernst meint. Sagt man es nur einmal, kann es genauso gut ein Versehen sein. Zweimal schlicht Zufall. Aber wenn ein Mann etwas dreimal sagt, dann ist er sich seiner Sache sicher .«
    Emily schloss die Augen und rief sich den ersten Vortrag ins Gedächtnis zurück, in dem Holmstrand dieses berühmte Zitat zum Besten gegeben hatte. Dreimal . Damals hatte Emily über diese archaische Idee gelächelt. Doch als sie nun in der Bibliothek des Oriel College vor dem Computer saß, hielt sie ihre ganze Welt an und ließ sie verstummen.
    Dreimal. Ist das wirklich so einfach? War es möglich, dass diese Bemerkung, die Arno mindestens ein halbes Dutzend Mal geäußert hatte, wenn Emily in der Nähe gewesen war, speziell an sie gerichtet war? War das auch Teil ihrer Vorbereitung gewesen?
    Emily öffnete die Augen wieder und starrte lange die drei leeren Suchfelder auf dem Bildschirm an. Noch vor wenigen Augenblicken hatte sie einfach jede Kombination von Phrasen eingegeben, die ihr in den Sinn gekommen waren, doch nun war sie sogar ein wenig entsetzt. Wenn sie recht hatte, dann hatte Arno Holmstrand sie von ihrem ersten Zusammentreffen an auf diesen Augenblick vorbereitet. Jede ›Zufallsbegegnung‹, jeder ›spontane‹ Satz hatte eine Bedeutung gehabt, die Emily entschlüsseln und benutzen musste, wenn die Zeit dafür gekommen war. Normalerweise mochte es ja fünf Jahre dauern, jemanden für die Gesellschaft zu rekrutieren, doch Holmstrand hatte in knapp einem Jahr schier unglaubliche Energie auf Emilys Vorbereitung aufgewendet. Selbst in den Vorlesungen, die Emily besucht hatte, hatte er die Formulierungen so gewählt, dass sie die Werkzeuge zur Hand hatte, wenn die Zeit gekommen war. Und jetzt näherte sich ihre Suche tatsächlich ihrem Ende.
    Das war ein ungeheuer komplizierter Plan, bis ins kleinste Detail durchdacht und perfekt koordiniert.
    Das klingt schlicht unvorstellbar , dachte Emily. Und genau das würde wohl auch jeder vom Bewahrer der Bibliothek von Alexandria erwarten.
    Von neuer Entschlossenheit erfüllt legte Emily wieder die Hände auf die Tastatur. In das erste Feld, das für den ›Autor‹ gedacht war, gab sie das ein, was sie finden sollte: die Bibliothek von Alexandria. In das Feld ›Titel‹ schrieb sie das Gleiche noch einmal und zu guter Letzt auch in das Feld für den ›Verlag‹.
    Dreimal, weil ich es ernst meine.
    Emily Wess klickte auf den ›Suchen‹-Knopf. Der Bildschirm leerte sich, dann lud die vertraute Ergebnisseite. Doch als die Fortschrittsanzeige diesmal zur Hälfte gefüllt war, wurde alles schwarz … und dann erschien oben auf der Seite ein vertrautes Symbol. Es war nicht länger in Stein gemeißelt oder in Holz geritzt, aber es war unverkennbar das Symbol aus Arnos Brief wie auch auf dem Altarschirm im University College, an der Wand vor Athanasius’ Büro und im Sterbezimmer Atatürks.
    Und darunter lud die Startseite einer Onlinesammlung, wie Emily sie noch nie gesehen hatte.

KAPITEL EINHUNDERTNEUN
    9:20 U HR GMT
    »Hallo, Oxford 518 219.« Peter Wexler meldete sich stets auf so altmodische Art am Telefon.
    »Professor, ich bin’s. Emily.«
    »Dr. Wess, ich habe schon auf Sie gewartet.«
    Der
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