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Die verlorene Bibliothek: Thriller

Die verlorene Bibliothek: Thriller

Titel: Die verlorene Bibliothek: Thriller
Autoren: A. M. Dean
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riesigen Feuerball in sich zusammen.

MITTWOCH

KAPITEL EINS
    M INNESOTA – 9:05 U HR CST
    Der Tag, der das Leben von Professor Emily Wess nachhaltig verändern sollte, begann eigentlich recht gewöhnlich. Nichts hatte auf eine Tragödie hingedeutet, keine dringlichen Nachrichten, und sie hatte auch den Tag ganz normal begonnen. Sie hatte ihren Morgenlauf absolviert, ihr erstes Seminar des Tages gehalten und sich ihren Morgenkaffee gekauft. Alles war wie immer, auch die schwere Herbstluft, die sie auf dem Campus des Carleton College einatmete, und doch hatte sie irgendwie das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Irgendetwas machte ihr eine Gänsehaut, als sie vom Seminarraum zu ihrem Büro ging, auch wenn sie nicht den Finger darauf legen konnte. Alles an diesem Tag fühlte sich irgendwie seltsam an.
    »Guten Morgen, alle miteinander.« Emily bog vom Hauptgang im dritten Stock der Leighton Hall, wo sich das Institut für Religionswissenschaften befand, in ihre Abteilung. Hier drängten sich mehrere Räume um einen zentralen Arbeitsbereich, einen ›Pod‹, wie man das in Minnesota nannte. Vier Leute arbeiteten im Pod, und diese vier standen nun zusammen mit einem fünften Kollegen in der Ecke, als Emily den Raum betrat.
    Emily lächelte, doch die kleine Gesellschaft war in ein Gespräch vertieft. Schließlich war doch noch ein »Hallo« aus dem Grüppchen zu hören, doch niemand drehte sich zu Emily um. In diesem Augenblick wurde sie sich der seltsamen Atmosphäre bewusst, die schon den ganzen Morgen über geherrscht hatte und der sie bis jetzt schlicht keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte: Auf den Fluren war es merkwürdig still, und all ihre Kollegen schauten besorgt drein und wirkten abwesend.
    Emily fischte ihre Schlüssel aus der Tasche, ging zu ihrem Postfach und leerte es. Seit zwei Wochen hatte sie das Fach nicht mehr von Werbemüll gesäubert, und nun hatte sich so viel angesammelt, dass sie das Ganze kaum noch tragen konnte.
    Hinter ihr diskutierten ihre Kollegen noch immer leise miteinander. Emily warf einen Blick über die Schulter zurück, als sie den Schlüssel ins Schloss ihrer Bürotür steckte.
    »Einer der Hausmeister hat ihn heute Morgen gefunden«, schnappte Emily auf.
    »Das ist doch unmöglich«, erwiderte eine andere Flüsterstimme. »Ich habe erst gestern mit ihm Kaffee getrunken.«
    Maggie Larson, die Professorin für Christliche Ethik, von der die letzte Bemerkung gekommen war, schaute ernst drein.
    Nein , dachte Emily bei sich und schaute genauer hin. Sie scheint wütend zu sein. Sie sah, dass auch das die falsche Beschreibung war, und ihre Neugier war geweckt. Nein, überlegte sie weiter, sie hat Angst.
    Emily hielt mitten in der Bewegung inne und drehte sich zu ihren Kollegen um. Irgendetwas beanspruchte all ihre Aufmerksamkeit – irgendetwas Furchtbares.
    »Bitte, entschuldigen Sie, ich möchte ja nicht aufdringlich sein, aber was ist hier los?«, fragte Emily und trat einen Schritt auf die anderen zu. Die seltsame Spannung in der Luft nahm mit jedem Wort zu, doch Emily wusste nicht, wie sie sich sonst in das Gespräch hätte einmischen sollen, zumal sie ja keine Ahnung hatte, worum es ging.
    Die anderen wollten Emily jedoch gar nicht im Unklaren lassen. »Sie müssen das doch gehört haben«, sagte Aileen Merrin, eine ordentliche Professorin für Neutestamentarische Studien. Aileen hatte auch zu dem Komitee gehört, das Emily vor zwei Jahren eingestellt hatte, und seitdem mochte Emily sie. Sie hoffte, wenn sie genauso alt war, auch so gut mit silbernen Haaren auszusehen wie Aileen.
    »Offensichtlich nicht.« Emily trank einen Schluck kalten Kaffee aus einem Pappbecher. Der Kaffee war über eine Stunde alt und nicht mehr genießbar, doch den Becher an die Lippen zu heben half, die Anspannung des Augenblicks zu lösen. »Was soll ich denn gehört haben?«
    »Sie kennen doch sicher Arno Holmstrand, den Historiker?«
    »Natürlich«, antwortete Emily. Jeder kannte das Aushängeschild des Historischen Instituts. Selbst wenn Emily nicht lediglich in Teilzeit bei den Historikern gearbeitet hätte, hätte sie schon vom angesehensten und berühmtesten Professor des Colleges gehört. »Hat er wieder ein verschollenes Manuskript entdeckt? Oder hat man ihn aus einem Land im Nahen Osten ausgewiesen, weil er sich bei einer Grabung nicht an die Vorgaben gehalten hat?« Wann immer Emily Holmstrands Namen gehört hatte, dann in Zusammenhang mit irgendeiner großen Entdeckung oder einem akademischen
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