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Die verlorene Bibliothek: Thriller

Die verlorene Bibliothek: Thriller

Titel: Die verlorene Bibliothek: Thriller
Autoren: A. M. Dean
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dennoch auswendig.
    Emily griff zu ihrem Bürotelefon und wählte. Vielleicht irre ich mich ja , versuchte sie sich wider besseres Wissen einzureden. Vielleicht bin ich ja nur verwirrt. Der Schock und so.
    Es klingelte, und Emily hielt die Luft an. Sie wusste, dass die Ereignisse des Morgens nun eine ganz neue Wendung nehmen würden.
    Einen Augenblick später war es so weit. Der Hörer wurde abgehoben, und ein vertrauter Atemzug, der stets der Begrüßung voranging, kam von jemandem, der genau wusste, wer ihn da anrief.
    »Em!«
    Michael Torrances britischer Akzent war unverkennbar. Freudig begrüßte er Emily Wess, die Liebe seines Lebens.

KAPITEL ZEHN
    9:52 U HR CST
    »Mike?«, antwortete Emily, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Dass ihr Telefonat seinen Ursprung in Arno Holmstrands mysteriösem Brief hatte, verwirrte sie immer mehr.
    »Wo steckst du?« Michaels Stimme war voller Energie.
    »Ich bin noch in meinem Büro«, antwortete Emily. Sie wusste nicht, wie sie fortfahren sollte, denn sie hatte nur einen Gedanken im Kopf. Schließlich beschloss sie, dass Offenheit das Beste war. »Es ist etwas hier auf dem Campus geschehen.«
    Michael wurde plötzlich ernst.
    »Was meinst du damit? Ist es was Ernstes? Bist du okay?« Sein Tonfall verriet seine Panik, und Emily erkannte, dass sie doch nicht so geschickt begonnen hatte.
    »Nein, nein, nichts in der Art. Ich bin in Ordnung.« Sie hörte ein erleichtertes Seufzen am anderen Ende der Leitung. Obwohl sie beide starke Persönlichkeiten waren, war Michaels Beschützerinstinkt ziemlich ausgeprägt. »Aber hier geht etwas Seltsames vor. Du würdest es nicht glauben, wenn ich es dir erzähle.«
    »Versuch’s einfach mal«, erwiderte er.
    »Letzte Nacht ist hier ein Mann gestorben«, berichtete Emily. »Erinnerst du dich noch an den berühmten Professor hier? Arno Holmstrand?«
    »Den, von dem du ein ganzes Jahr lang ständig geredet hast? Ja, Em, ich erinnere mich an ihn.« Liebevolles Necken war Teil ihrer Gesprächskultur, und Michael hatte sich schon früher über Emilys ›Schulmädchenschwärmerei‹ für die legendäre Gestalt lustig gemacht, die an ihre Uni gekommen war. Irgendwann hatte er ihr dann gestanden, wäre diese Schwärmerei nicht so niedlich gewesen, er hätte geglaubt, sie habe sich in einen anderen verguckt.
    »Ja, genau der.« Emily schluckte. »Er ist gestern ermordet worden.«
    »Ermordet?«
    »In seinem Büro. Man hat drei Mal auf ihn geschossen.« Sie hielt kurz inne. Unbewusst hatte sie ihren Worten einen dramatischen Ton verliehen.
    »Mein Gott, Emily, das tut mir ja so leid.« Michaels Worte waren mitfühlend, doch sie kamen zögerlich. Da war nicht nur Beschützerinstinkt, sondern auch noch etwas anderes.
    »Es ist ja nicht so, als hätte ich ihn wirklich gekannt«, erwiderte Emily. In ihrer Antwort hallte ein Hauch von Unaufrichtigkeit mit. Ja, sie hatte Arno nicht gekannt, aber sie hatte von ihm gewusst, ihn bewundert und sich an ihm ein Beispiel genommen. Und sein Verlust schmerzte sie, auch wenn man das über das Telefon vielleicht nicht hören konnte.
    »Trotzdem.« Michael war in Gedanken schon einen Schritt weiter. »Und wer hat ihn erschossen?«
    »Das weiß man nicht. Die Ermittlungen laufen noch. Auf dem Campus wimmelt es nur so von Polizei. Es heißt, es sei ein Profikiller gewesen.« Emily atmete tief durch und schluckte. »Und es wird noch seltsamer.« Sie wartete einen Augenblick in der Hoffnung, dass Michael von sich aus nachfragen würde; doch er schwieg, und so fuhr sie fort: »Heute Morgen habe ich einen Brief in meinem Büro gefunden. Er war von Hand geschrieben und kam nicht mit der Post. Und er war von Arno Holmstrand.« Emily holte noch einmal tief Luft. »Dieser Brief, Mike … Es geht darin um seinen Tod. Er hat ihn geschrieben, kurz bevor er ermordet worden ist, und er hat gewusst, dass es dazu kommen würde.«
    Noch immer herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    »Und jetzt kommt der Teil, den du nicht glauben wirst. In dem Brief hat er mich gebeten, eine Telefonnummer anzurufen, die er auf die Rückseite geschrieben hat. Es stand kein Name dabei. Dennoch habe ich die Nummer angerufen, und jetzt spreche ich mit dir.«
    Es folgte eine weitere kurze Pause, dann redete Michael endlich wieder.
    »Nun ja«, sagte er, »eigentlich kann ich das sogar sehr gut glauben, Emily.«
    Erstaunt riss sie die Augen auf. »Wirklich?«
    »Ja, wirklich. Vor zwanzig Minuten bin ich von meinem Morgenlauf zurückgekommen,
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