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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit
Autoren: R. A. Salvatore
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Willst du dem jetzt noch Schwäche hinzufügen?«
    »Du liebst sie noch immer«, warf Verwalter Temigast ein.
    »Tue ich das?«, fragte Lord Feringal, der ganz offenkundig verwirrt und innerlich zerrissen war. »Ich weiß es nicht mehr.« »Dann schick sie fort«, schlug der Verwalter vor. »Verbanne sie und das Kind.«
    »Das würde das ganze Dorf nur umso lauter lachen lassen«, stellte Priscilla säuerlich fest. »Willst du, dass das Kind in zwanzig Jahren zurückkehrt und dir dein Land wegnimmt? Wie oft haben wir solche Geschichten schon gehört?«
    Temigast schaute die Frau böse an. Solche Dinge waren geschehen, aber sie waren nicht gerade üblich.
    »Was soll ich dann also tun?«, wollte Feringal von seiner Schwester wissen.
    »Eine Verhandlung wegen Verrats gegen die Hure«, antwortete Priscilla sachlich, »und eine schnelle und gerechte Beseitigung des Ergebnisses ihrer Untreue.« »Beseitigung?«, wiederholte Feringal skeptisch. »Sie will, dass du das Kind tötest«, erklärte Temigast.
    »Wirf es ins Meer«, schlug Priscilla mit wachsender Erregung vor und stand auf. »Wenn du jetzt keine Schwäche zeigst, werden die Leute dich auch weiterhin respektieren.«
    »Sie werden dich hassen, wenn du ein unschuldiges Kind ermordest«, sagte Temigast mit wütender Stimme mehr zu Priscilla als zu Feringal.
    »Unschuldig?«, fuhr Priscilla auf, als wäre dieser Gedanke völlig unsinnig. »Sollen sie dich doch hassen«, sagte sie zu Lord Feringal und schob ihr Gesicht bis auf wenige Zoll an das seine heran. »Besser, als wenn sie über dich lachen. Würdest du es ertragen, den Bastard am Leben zu lassen? Als ständige Erinnerung an den Mann, mit dem Meralda vor dir geschlafen hat?«
    »Halt deinen Mund!«, befahl Feringal und stieß sie zurück.
    Priscilla gab nicht nach. »Oh, wie sie in den Armen von Jaka Sculi geschnurrt hat«, sagte sie, und ihr Bruder bebte so heftig, dass er nicht einmal durch seine zusammengebissenen Zähne hindurch sprechen konnte. »Ich wette, sie hat ihren hübschen Hintern ordentlich für ihn bewegt«, fügte sie obszön hinzu.
    Unartikulierte Laute brachen aus dem jungen Lord hervor. Er packte seine Schwester mit beiden Händen an den Schultern und schleuderte sie zur Seite. Sie lächelte die ganze Zeit über zufrieden, während der wütende junge Lord sich an Temigast vorbeidrängte und zur Treppe lief. Zu der Treppe, die zu Meralda und ihrem Bastardkind führte.
    »Denk dran, es wird bewacht«, erinnerte ihn Morik, und seine Stimme klang nur schwach durch den heulenden Wind, obwohl er laut schrie.
    Wulfgar hätte diese Warnung sowieso nicht gebraucht. Sein Blick war auf Burg Auck gerichtet, und er ließ die Brücke nicht aus den Augen. Er stellte sich die Schneeberge als den Grat der Welt vor, als die Barriere, die zwischen dem Mann lag, der er einmal gewesen, und dem Opfer, zu dem er geworden war. Jetzt, da sein Verstand endlich frei von allen Einflüssen des Alkohols war und seine Willensstärke ihm einen Panzer gegen die schrecklichen Bilder seiner Gefangenschaft verlieh, sah Wulfgar klar vor sich, welche Wahlmöglichkeiten er besaß. Er konnte zu dem Leben zurückkehren, das er vorgefunden hatte, oder er konnte vorwärts drängen und diese emotionale Barriere überqueren. Er konnte sich seinen Weg zurück zu dem Mann erkämpfen, der er einmal gewesen war.
    Der Barbar knurrte und stemmte sich weiter gegen den Sturm. Er wurde sogar noch schneller, als er die Brücke erreichte, und schließlich lief er regelrecht, als er sich für einen Plan entschieden hatte. Er schwenkte nach rechts, wo der Schnee gegen die Brüstung und die Vorderwand der Burg getrieben wurde. Wulfgar stieg die Schneeverwehung hinauf und sackte dabei bis zu den Knien in den Schnee ein, doch er mühte sich knurrend weiter, ohne nachzulassen. Von der Spitze des Schneebergs sprang er hoch und streckte dabei den Arm aus, um den Kopf seines Hammers über den Mauerrand zu haken. Wulfgar hörte einen erschreckten Aufschrei von oben, als die Waffe laut gegen den Stein schlug, aber er wurde nicht im Geringsten langsamer. Mächtige Muskeln schwollen an, zogen sich zusammen und wuchteten ihn hinauf, so dass er sich über das Hindernis hinwegrollen konnte. Er landete auf dem dahinterliegenden Wehrgang auf den Füßen – direkt zwischen zwei verdutzten Wachen, von denen keine eine Waffe in den Händen hatte, die sie zum Aufwärmen in ihre Jacken geschoben hatten. Morik eilte den gleichen Weg entlang wie Wulfgar und überwand
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