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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit
Autoren: R. A. Salvatore
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nach seinem ersten Gespräch mit Wulfgar hatte Arumn jedoch erkannt, dass seine Gefühle für den großen Nordländer über reines Geschäftsinteresse hinausgingen. Er mochte den Mann wirklich. Aber immer war Josi da, um Arumn an die möglichen Fallstricke zu erinnern, daran, dass mächtige Rausschmeißer früher oder später als Futter für die Ratten in den Gassen endeten.
    »Meinste, die Sonne ist gerade ins Meer getaucht?«, fragte Josi den großen Barbaren, als Wulfgar gähnend heranschlurfte.
    Wulfgar blieb stehen, drehte sich langsam und betont um und starrte den kleinen Mann düster an.
    »Die Nacht ist bereits halb vorüber«, sagte Josi, dessen Tonfall sich abrupt von anklagend zu plaudernd veränderte, »aber ich habe alles für dich im Auge behalten. Ich dachte schon, ich müsste auch ein paar Streitereien für dich zerschlagen.«
    Wulfgar beäugte den kleinen Mann skeptisch. »Du könntest nicht einmal eine dünne Fensterscheibe mit einem dicken Knüppel zerschlagen«, erwiderte er und beendete den Satz mit einem weiteren, herzhaften Gähnen.
    Josi nahm, feige wie immer, die Beleidigung mit einem Nicken und einem vorsichtigen Grinsen hin.
    »Wir haben allerdings tatsächlich eine Vereinbarung über deine Arbeitszeiten«, sagte Arumn ernst.
    »Und eine Verständigung darüber, wann du mich wirklich brauchst«, erinnerte ihn Wulfgar. »Deinen eigenen Worten zufolge beginnt meine wahre Verantwortung später am Abend, da Streitereien selten früh ausbrechen. Du hast den Sonnenuntergang als meinen Arbeitsanfang genannt, aber gleichzeitig erklärt, dass ich erst viel später wirklich gebraucht werde.«
    »Das ist schon richtig«, erwiderte Arumn mit einem Kopfnicken, der Josi ein Stöhnen entlockte. Nur allzu gerne hätte er den großen Mann – der ihn seiner Meinung nach als besten Freund Arumns verdrängt hatte – hart zurechtgewiesen gesehen.
    »Die Lage hat sich verändert«, fuhr Arumn fort. »Du hast dir einen Ruf und mehr als nur ein paar Feinde erworben. Jede Nacht kommst du später hereinspaziert, und deine … unsere Feinde bemerken das. Ich fürchte, dass du irgendwann nach Mitternacht herkommst und uns alle ermordet auffindest.«
    Wulfgar setzte eine ungläubige Miene auf und wandte sich mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. »Wulfgar«, rief ihn Arumn mit Nachdruck zurück. Der Barbar drehte sich mit finsterem Blick um.
    »Drei Flaschen haben letzte Nacht gefehlt«, sagte Arumn mit ruhiger Stimme, in der jedoch eine unverkennbare Spur Besorgnis mitschwang.
    »Du hast mir so viel zu trinken versprochen, wie ich will«, antwortete Wulfgar.
    »Für dich selbst«, betonte Arumn. »Nicht für deinen kleinen Herumtreiber-Freund.«
    Die Augen aller Zuhörer wurden riesengroß, denn nicht viele Gastwirte in Luskan würden so abschätzig über den gefährlichen Morik den Finsteren sprechen.
    Wulfgar senkte den Blick und lachte kopfschüttelnd in sich hinein. »Guter Arumn«, sagte er, »würdest du gerne derjenige sein, der Morik mitteilt, dass dein Schnaps nicht für ihn bestimmt ist?« Arumn zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, und Wulfgar erwiderte seinen finsteren Blick nur einen Moment lang. In diesem Augenblick betrat Delly Curtie den Raum, die Augen gerötet und noch immer feucht von Tränen. Wulfgar schaute sie an und verspürte einen Stich der Schuld, aber das war etwas, das er nicht öffentlich zugeben würde. Er drehte sich weg und wandte sich seinen Pflichten zu, indem er einem Betrunkenen drohte, der ein wenig zu laut wurde.
    »Er spielt auf ihr, als würde er eine Laute zupfen«, sagte Josi Puddles zu Arumn.
    Arumn stieß einen frustrierten Seufzer aus. Er mochte Wulfgar zwar, aber das zunehmend beleidigende Benehmen des riesigen Mannes begann an seiner Zuneigung zu zehren. Delly war seit Jahren wie eine Tochter für Arumn. Wenn Wulfgar sie ohne Rücksicht auf ihre Gefühle behandelte, dann bahnte sich zwischen ihm und dem Wirt eine Konfrontation an.
    Arumn richtete seine Aufmerksamkeit gerade rechtzeitig wieder auf Wulfgar, um zu sehen, wie der Barbar den Unruhestifter an der Kehle packte, zur Tür trug und ihn nicht gerade sanft auf die Straße warf.
    »Der Mann hat nichts getan«, beschwerte sich Josi Puddles. »Wenn er so weitermacht, hast du bald keine Gäste mehr.« Arumn seufzte nur.
    In der gegenüberliegenden Ecke des Schankraums hatte eine Dreiergruppe die Aktionen des riesigen Barbaren mit mehr als nur flüchtigem Interesse verfolgt. »Es kann nicht sein«, murmelte
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