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Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis

Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis

Titel: Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis
Autoren: R. A. Salvatore
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meiner Erinnerung verblaßt.
    Sind wir also Geschöpfe des Handelns? Behaupten wir nur, daß es uns nach jenen anerkannten Plätzen der Bequemlichkeit verlangt, während es in Wahrheit die Herausforderung und das Abenteuer sind, die uns wirkliches Leben einhauchen?
    Ich muß, gestehen, zumindest vor mir selbst, daß ich es nicht weiß.
    Einen Umstand jedoch gibt es, den ich nicht bestreiten kann, eine Wahrheit, die mir unweigerlich helfen wird, diese Fragen zu beantworten und die mir eine glückliche Zukunft eröffnet. Denn nun, an der Seite von Bruenor und seiner Sippe, an der Seite von Wulfgar und Catti-brie und Guenhwyvar, meinem lieben Guenhwyvar, steht es mir frei, mein Schicksal selbst zu bestimmen.
    Jetzt bin ich sicherer als jemals zuvor in den sechzig Jahren meines Lebens. Die Aussichten für die Zukunft haben für fortwährenden Frieden und fortwährende Sicherheit noch nie besser ausgesehen. Und doch fühle ich mich sterblich. Das erste Mal schaue ich auf das, was vorüber ist, statt auf das, was vor mir liegt. Ich kann es nicht erklären. Ich fühle, daß ich sterbe, daß jene Geschichten, die ich mit meinen Freunden teilen wollte, bald schal werden müssen und daß es nichts gibt, wodurch man sie ersetzen kann.
    Aber, ermahne ich mich selbst, es liegt an mir, die Wahl zu treffen.
    Drizzt Do'Urden

Ein Frühlingsmorgen
    Drizzt Do'Urden schritt im südlichsten Ausläufer jenes Gebirges, das man Grat der Welt nannte, langsam einen Weg entlang, während der Himmel über ihm allmählich heller wurde. Weit entfernt im Süden, jenseits der Ebene und dem Ewigen Moor, bemerkte er das Glimmen der letzten Lichter einer fernen Stadt, wahrscheinlich Nesme, die allmählich verloschen und von der herannahenden Morgendämmerung abgelöst wurden. Als Drizzt um eine weitere Biegung des Bergpfades kam, sah er weit unter sich die kleine Stadt Siedelstein. Die Barbaren, Wulfgars Sippe aus dem weitentfernten Eiswindtal, begannen gerade mit ihrer morgendlichen Arbeit. Sie bauten dort unten die Ruinen wieder auf.
    Drizzt beobachtete sie, durch die Entfernung waren sie nur als winzige Figuren erkennbar, wie sie hin und her eilten, und er erinnerte sich an eine gar nicht so lange vergangene Zeit, wo Wulfgar und sein stolzes Volk die gefrorene Tundra eines Landes weit im Nordwesten durchstreift hatten, auf der anderen Seite des Gebirgszuges und tausend Meilen entfernt.
    Der Frühling, die Jahreszeit des Handels, näherte sich schnell, und die robusten Männer und Frauen von Siedelstein, die als Händler für die Zwerge von Mithril-Halle arbeiteten, würden schon bald mehr Wohlstand und Bequemlichkeiten erfahren, als sie in ihrem früheren Leben, in dem sie von einem Tag auf den nächsten existiert hatten, jemals für möglich gehalten hatten. Sie waren auf Wulfgars Ruf gekommen, hatten tapfer an der Seite der Zwerge in den uralten Hallen gekämpft und würden nun bald die Früchte ihrer Mühen ernten. Ihre verzweifelte, nomadische Lebensweise hatten sie zusammen mit dem endlosen, gnadenlosen Wind des Eiswindtales hinter sich gelassen.
    »Wie weit wir alle gekommen sind«, teilte Drizzt der frostigen Leere der Morgenluft mit, und er mußte über die Doppeldeutigkeit seiner Worte schmunzeln, wenn er daran dachte, daß er gerade aus Silbrigmond zurückkehrte, einer prächtigen Stadt weit im Osten. Ein Ort, von dem der gehetzte Drowwaldläufer niemals zu hoffen gewagt hatte, daß er dort je akzeptiert werden würde. Und in der Tat war Drizzt vor knapp zwei Jahren, als er Bruenor und die anderen auf ihrer Suche nach Mithril-Halle begleitet hatte, vor Silbrigmonds reichverzierten Toren abgewiesen worden.
    »Du bist in einer einzigen Woche schon hundert Meilen weit gekommen«, erhielt er plötzlich eine unerwartete Antwort.
    Instinktiv fielen Drizzts schlanke, schwarze Hände auf die Hefte seiner Krummsäbel, aber sein Verstand holte seine Reflexe ein, und er entspannte sich sofort, als er die melodische Stimme erkannte, die mehr als nur einen Hauch zwergischen Akzents aufwies. Einen Augenblick später hüpfte Catti-brie um einen Felsvorsprung, die menschliche Adoptivtochter von Bruenor Heldenhammer. Ihre dicke, kastanienbraune Mähne tanzte im Bergwind, und ihre tiefblauen Augen glänzten wie feuchte Edelsteine im frischen Morgenlicht.
    Drizzt konnte sein Lächeln nicht verbergen, als er die fröhliche Überschwenglichkeit in den Schritten des Mädchens bemerkte, eine Lebensfreude, die auch die oft bösartigen Schlachten, denen sie sich
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