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Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Titel: Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme
Autoren: R. A. Salvatore
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noch bevor die Sonne hinter ihrem Rücken aufging, waren sie auf den Beinen und marschierten so lange, bis die letzten rötlichen Strahlen des Sonnenuntergangs verschwunden waren. Erst dann hielten sie an und nutzten die allerletzte Gelegenheit, ein Lager zu errichten, bevor der eisige Nachtwind sich erhob.
    Noch vor der Morgendämmerung waren sie wieder unterwegs, und ein jeder marschierte in der Einsamkeit seiner Erwartungen und Ängste weiter.
    Eine stille Reise, wenn man von dem unentwegten Gemurmel des Ostwindes absah.

BUCH 1
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Ein Dolch im Rücken
    Er hatte seinen Umhang eng um sich gezogen, obwohl ohnehin nur wenig Licht durch die Vorhänge am Fenster sickerte, denn das war sein Leben – verschwiegen und einsam. Das Leben eines Meuchelmörders.
    Während andere sich am Sonnenschein erfreuten und ihr Leben in aller Offenheit und einsehbar für alle Nachbarn führten, hielt sich Artemis Entreri im Schatten auf und heftete seine großen Augen auf den schmalen Pfad, den er nehmen mußte, um seinen Auftrag zu erledigen.
    Er war wirklich ein Mann vom Fach, möglicherweise in den gesamten Welten der beste in diesem finsteren Gewerbe, und sobald er sein Opfer aufgespürt hatte, gab es für dieses kein Entrinnen mehr. Folglich war er auch nicht beunruhigt, als er das Haus in Bryn Shander, der Hauptstadt der zehn Siedlungen in der Einöde des Eiswindtals, leer vorfand. Entreri hatte damit gerechnet, daß sich der Halbling aus Zehn-Städte davonschleichen würde. Aber es spielte keine Rolle. Falls es sich wirklich um denselben Halbling handelte, den er den ganzen Weg von der Stadt Calimhafen, die mehr als tausend Meilen entfernt im Süden lag, verfolgt hatte, dann war er besser vorangekommen, als er zu hoffen gewagt hatte. Sein Opfer hatte bestenfalls einen zweiwöchigen Vorsprung und hatte außerdem eine frische Spur hinter sich gelassen.
    Entreri bewegte sich ruhig und lautlos durch das Haus und suchte Hinweise darauf, was für ein Leben der Halbling gespielt hatte, um besser für ihre unvermeidliche Begegnung gewappnet zu sein. In allen Räumen fand er Unordnung vor – wahrscheinlich hatte der Halbling erfahren, daß er ihm so dicht auf den Fersen war, und war in aller Eile aufgebrochen. Entreri hielt das für ein gutes Zeichen, eine weitere Bestätigung seiner Vermutung, daß es derselbe Halbling mit dem Namen Regis war, der vor Jahren dem Pascha Pook in der fernen Stadt im Süden gedient hatte.
    Bei dem Gedanken, daß der Halbling von seiner Verfolgung wußte, lächelte der Meuchelmörder böse. Dadurch wurde die Herausforderung dieser Jagd größer, und Entreri mußte seine Geschicklichkeit in der Pirsch gegen die Fähigkeiten eines Op fers, sich zu verstecken, ausspielen. Aber er wußte, daß der Ausgang abzusehen war, denn eine Person voller Angst beging in der Regel einen verhängnisvollen Fehler.
    Im Schlafzimmer wurde der Meuchelmörder in einer Schreibtischschublade fündig. Bei seiner panischen Flucht hatte Regis einige Vorsichtsmaßnahmen außer acht gelassen, die seine wahre Identität bisher immer verborgen hatten. Entreri hielt den kleinen Ring in der Hand und studierte mit glänzenden Augen die Inschrift, die Regis eindeutig als Mitglied von Pascha Pooks Diebesgilde in Calimhafen zu erkennen gab. Entreri schloß die Hand um das Siegel, und ein böses Lächeln breitete sich über sein ganzes Gesicht aus.
    »Habe ich dich endlich gefunden, du kleiner Dieb«, sagte er lachend in den leeren Raum hinein. »Dein Schicksal ist besiegelt! Für dich gibt es kein Entrinnen!«
    Doch plötzlich nahm sein Gesicht einen wachsamen Ausdruck an, als das Geräusch eines Schlüssels in der Vordertür des palastartigen Hauses durch das große Treppenhaus nach oben drang. Er verstaute den Ring in seiner Gürteltasche und glitt lautlos wie der Tod in den Schatten der obersten Pfosten des schweren Treppengeländers.
    Die großen Doppeltüren wurden aufgestoßen, und ein Mann und eine junge Frau, gefolgt von zwei Zwergen, traten ein. Den Mann kannte Entreri; es war Cassius, der Sprecher von Bryn Shander. Früher war es sein Haus gewesen, aber wegen der Heldentaten des Halblings in der Schlacht gegen den bösen Zauberer Akar Kessell und seine Goblinuntertanen hatte er es dem Halbling vor einigen Monaten überlassen.
    Entreri hatte die Frau zwar schon vorher einmal gesehen, aber ihre Verbindung zu Regis war ihm neu. Schöne Frauen waren in dieser entlegenen Gegend eine Seltenheit, und diese junge Frau war wirklich
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