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Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Titel: Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme
Autoren: R. A. Salvatore
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war, kam sie sich plötzlich klein und hilflos vor. Sie hatte gegen Goblins und einmal sogar gegen einen entsetzlichen Troll gekämpft und gesiegt, aber dieser unheimlich ruhige Killer jagte ihr Angst ein. Sie versuchte zu antworten, aber ihre Kiefer zitterten so heftig, daß sie keine Worte hervorbringen konnte. Der Dolch blitzte wieder auf.
    »Regis trägt ihn!« schrie Catti-brie, und über jede Wange lief ihr eine Träne.
    Entreri nickte und lächelte leicht. »Er ist also mit dem Dunkelelfen, dem Zwerg und dem Barbaren zusammen«, sagte er sachlich. »Und sie sind auf dem Weg nach Luskan. Und von dort wollen sie zu einem Ort namens Mithril-Halle. Erzähl mir von Mithril-Halle, mein liebes Mädchen.« Er fuhr sich mit der scharfen Klinge über eine Wange und schnitt ein kleines Stück von seinem Bart ab. »Wo liegt dieser Ort?«
    Catti-brie wurde klar, daß es wohl ihr Ende bedeutete, daß sie diese Frage gar nicht beantworten konnte. »Ich… ich weiß es nicht«, stammelte sie mutig und gewann etwas von der Disziplin zurück, die Bruenor sie gelehrt hatte. Dabei wandten sich ihre Augen niemals von der glänzenden Klinge.
    »Wie schade«, spottete Entreri. »So ein hübsches Gesicht…« »Bitte«, flehte Catti-brie und versuchte angesichts des Dolches, der auf sie zukam, so ruhig wie möglich zu bleiben. »Niemand weiß es! Nicht einmal Bruenor! Das ist ja gerade das Abenteuerliche an ihrem Vorhaben: Sie wollen es finden.« Die Klinge hielt abrupt inne. Entreri neigte den Kopf zur Seite, seine Augen verengten sich, und seine Muskeln strafften sich voller Wachsamkeit.
    Catti-brie hatte zwar das Geräusch nicht gehört, als der Türgriff bewegt worden war, aber Fender Mallots tiefe Stimme hallte gleich darauf durch den Korridor und erklärte das Verhalten des unheimlichen Fremden. »Hey, wo bist du, Mädchen?«
    Catti-brie wollte »Lauft weg!« schreien, auch wenn es sie das Leben gekostet hätte, aber Entreris schnelle Hand hinderte sie daran, und so brachte sie lediglich ein unverständliches Gurgeln heraus.
    Ihr Kopf fiel zur Seite, und sie konnte nur noch den Blick auf die Tür richten, durch die Fender und Grollo mit geschwungenen Streitäxten in das Zimmer stürzten. Entreri hatte sich bereits auf einen Kampf eingestellt. In einer Hand hielt er den juwelenbesetzten Dolch und in der anderen einen Säbel. Einen Augenblick wurde Catti-brie von Hochstimmung erfüllt. Die Zwerge von Zehn-Städte waren unerbittliche und zähe Krieger, und in der Sippe stand Fender mit seinem Kampfgeschick direkt an zweiter Stelle hinter Bruenor.
    Doch dann fiel ihr wieder ein, wer ihr Gegner war, und trotz ihrer offensichtlichen Überzahl wurde ihre Hoffnung gleich wieder von einer Welle unbestreitbarer Gegenargumente zunichte gemacht. Sie hatte ja selbst die blitzschnellen Bewegungen des Meuchelmörders und die Treffsicherheit seiner Hiebe erlebt. Entsetzen stieg ihr in der Kehle auf, und sie konnte den Zwergen nicht einmal zuflüstern, sie sollten zu fliehen versuchen.
    Doch selbst wenn Fender und Grollo das Ausmaß der Bedrohung gekannt hätten, das von diesem Mann ausging, wären sie nicht gegangen. Wut läßt jeden zwergischen Kämpfer jegliche Rücksicht auf die eigene Sicherheit vergessen, und als die zwei ihre geliebte Catti-brie auf dem Stuhl gefesselt sahen, fielen sie über Entreri her, ohne lange nachzudenken.
    Angespornt durch ihren ungezügelten Zorn, griffen sie ihn mit wilder Entschlossenheit an. Entreri dagegen begann langsam, suchte erst einmal seinen Rhythmus und baute mit fließenden Bewegungen seinen Schwung auf. Zuweilen schien er kaum in der Lage zu sein, den heftigen Hieben auszuweichen oder sie abzuwehren. Einige davon verfehlten ihr Ziel nur um Millimeter, was Fender und Grollo nur noch mehr anspornte.
    Obwohl ihre Freunde so energisch angriffen, erkannte Cattibrie bald, daß sie in Schwierigkeiten waren. Entreris Hände schienen sich abzusprechen, so vollkommen führten sie ihre Bewegungen mit dem juwelenbesetzten Dolch und dem S äbel aus. Und gleichzeitig hielten seine genau abgewogenen Schritte ihn während des ganzen Kampfes in völligem Gleichgewicht. Seine Bewegungen, die Art, wie er auswich, abwehrte und zurückschlug, waren wie ein Tanz. Er führte einen Totentanz auf.
    Catti-brie hatte so etwas schon einmal gesehen, die Täuschungen und Finten des besten Schwertkämpfers von ganz Eiswindtal. Der Vergleich mit Drizzt Do'Urden drängte sich ihr auf; sie waren sich so ähnlich in ihren anmutigen
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