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Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Titel: Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade
Autoren: R. A. Salvatore
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zurück. Einer seiner Vorgänger war offensichtlich den Wasserfall hinuntergestürzt und im Eis gelandet und gestorben. Er war noch vollkommen erhalten. Wie viele noch hatte das gleiche Schicksal ereilt, fragte sich Wulfgar.
    Doch er hatte keine Zeit, länger darüber nachzudenken. Eine seiner Befürchtungen hatte sich gelegt, denn ein großer Teil der Höhlendecke war nur einige Meter unterhalb der tageshellen Oberfläche, und die Sonne fand ihren Weg über die Stellen, die aus reinem Eis bestanden, herein. Selbst der kleinste Lichtstrahl von der Decke spiegelte sich tausendfach auf den glasigen Böden und Wänden wider, und die ganze Höhle war erfüllt von funkelnden Lichtern.
    Wulfgar spürte zwar die Kälte, aber das geschmolzene Fett hatte ihm ausreichend Schutz geboten. Die ersten Gefahren bei diesem Abenteuer würde er überleben.
    Doch weiter vorn lauerte irgendwo das Gespenst des Drachen. Mehrere Tunnel, die von dem Strom vor Urzeiten, als das Wasser noch höher stand, geformt worden waren, zweigten von der Hauptkammer ab und wanden sich in den Fels. Doch nur einer von ihnen war groß genug für einen Drachen. Wulfgar überlegte, ob er zuerst die anderen überprüfen sollte, um vielleicht einen weniger auffälligen Weg in die Höhle zu finden. Aber das grelle, verzerrte Licht und die unzähligen Eiszapfen, die wie Raubtierzähne von der Decke hingen, machten ihn schwindelig, und falls er sich verlief oder zu viel Zeit verschwendete, würde die Nacht hereinbrechen. Dann wäre er ohne Licht, und die Temperatur würde sinken, so daß es für ihn unerträglich sein würde.
    Also schlug er Aegisfang auf den Boden, um ihn von dem restlichen Eis zu befreien, und machte sich auf den Weg in den Tunnel, von dem er glaubte, daß er ihn in die Höhle von Ingeloakastimizilian führen würde.
    Der Drache schlief tief und fest neben seinem Schatz in der größten Kammer der Eishöhlen. Nach vielen Jahren der Einsamkeit war er zuversichtlich, daß er ungestört bleiben würde. Ingeloakastimizilian, im allgemeinen unter dem Namen der Eisige Tod bekannt, hatte den gleichen Fehler begangen wie schon so viele seiner Art, die in Eishöhlen lebten: Die Risse, durch die sie ihre Höhlen erreichen und auch wieder verlassen konnten, waren im Laufe der Jahre versiegt. Und auch dieser Drache war in einem Grab wie aus Kristall gefangen zurückgeblieben.
    Eisiger Tod hatte jene Jahre, in denen er Hirsche und Menschen gejagt hatte, genossen. In der kurzen Zeit, in der er aktiv gewesen war, hatte er sich durch seine Verwüstungen und Schrecken einen beachtlichen Ruf erworben. Aber Drachen, insbesondere die weißen, die in ihrer kalten Umgebung nur selten aktiv sind, können jahrhundertelang ohne Fleisch auskommen. Ihre eigennützige Liebe zu ihrem Schatz kann sie unendlich lange aufrechterhalten, und seiner, der zwar klein war im Vergleich zu den unermeßlichen Goldansammlungen der großen roten und blauen Drachen in den bevölkerungsreicheren Gegenden, war der größte, den je ein in der Tundra lebender Drache angesammelt hatte.
    Wenn der Drache wirklich die Freiheit gewollt hätte, hätte er wohl die Eisdecke der Höhle durchbrechen können. Aber Eisiger Tod hielt das Risiko für zu groß, und so schlief er und zählte in seinen Träumen seine Münzen und Edelsteine. Das war für Drachen ein recht angenehmer Zeitvertreib.
    Dennoch erkannte er nicht genau, wie sorglos er geworden war. Während seines ununterbrochenen Schlafes hatte er sich jahrzehntelang nicht mehr vom Fleck gerührt. Eine kalte Eisdecke hatte sich über seine lange Gestalt gelegt und war allmählich dicker geworden, bis nur noch eine offene Stelle vor seinen großen Nüstern ausgespart war, wo die Luft seines regelmäßigen Atems den Frost ferngehalten hatte.
    Und Wulfgar, der sich vorsichtig an die Quelle des überall widerhallenden Schnarchens heranpirschte, fand auf diese Weise das Tier.
    Angesichts der Schönheit von Eisiger Tod, die durch die Kristalle der Eisschicht noch verstärkt wurde, betrachtete er den Drachen mit tiefer Ehrfurcht. Überall in der Höhle lagen unter dem Eis haufenweise Gold und Edelsteine, aber Wulfgar konnte den Blick nicht von dem Tier losreißen. Niemals hatte er eine solche Herrlichkeit, eine solche Kraft gesehen.
    Überzeugt, daß der Drache vom Eis festgehalten wurde und wehrlos war, ließ er den Hammer sinken. »Ich grüße dich, Ingeloakastimizilian!« rief er. Voller Respekt sprach er das Tier mit seinem vollen Namen an.
    Die
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