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Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Titel: Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade
Autoren: R. A. Salvatore
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häuten. Das erste Hindernis, das er überwinden mußte, war der See selbst. Unter seiner Oberfläche war das Wasser täuschend warm und angenehm, aber wenn man zurück an die Luft kam, erfror man innerhalb von Minuten.
    Wulfgar zog dem Tier die Haut ab und kratzte die darunterliegende Fettschicht ab. Das Fett ließ er über einem kleinen Feuer aus, bis es eine dicke Paste wurde. Damit bestrich er seinen ganzen Körper. Er holte tief Luft, um seine Aufregung zu bekämpfen und seine Gedanken auf die bevorstehende Aufgabe zu richten. Dann ergriff er Aegisfang und watete in den Immerschmelz.
    Unter dem matten Nebelschleier schien das Wasser ruhig zu sein, aber kaum hatte er sich vom Ufer entfernt, konnte er das Wirbeln der starken Strömung der heißen Quelle spüren. Er orientierte sich an einem Felsüberhang und näherte sich genau der Mitte des Sees. Dort angekommen, holte er noch einmal tief Luft, gab sich voller Vertrauen in die Anweisungen seines Vaters den Strömungen hin und tauchte. Einen Augenblick sank er nach unten, wurde dann aber plötzlich von der Hauptströmung zum nördlichen Ende des Sees getrieben. Das Wasser war unterhalb des Nebels auch trüb, und Wulfgar mußte sich wohl oder übel darauf verlassen, daß er aus dem Wasser auftauchen würde, bevor ihm die Luft ausging.
    Als er nur noch wenige Meter von der Eiswand am Seeufer entfernt war, konnte er erst erkennen, wie groß die Gefahr war. Er machte sich auf einen Zusammenprall gefaßt, aber plötzlich wurde die Strömung stärker und zog ihn tiefer nach unten. Die Düsterheit verwandelte sich in Schwärze, als er zu einer verborgenen Öffnung unter dem Eis gezogen wurde, die kaum breit genug war, daß er durch sie hindurchschlüpfen konnte. Aber der Sog ließ ihm keine andere Wahl.
    Seine Lungen verlangten dringend nach Luft. Er biß sich auf die Lippe, damit er den Mund geschlossen hielt und den letzten wertvollen Sauerstoff nicht verlor.
    Schließlich erreichte er einen breiteren Tunnel, wo das Wasser flach wurde. Gierig schnappte er nach Luft, aber noch immer trieb er hilflos in dem reißenden Strom.
    Eine Gefahr war überstanden.
    Der Strom schlängelte sich weiter, und das Tosen eines Wasserfalls weiter vorn war deutlich zu hören. Wulfgar versuchte, seine Fahrt zu verlangsamen, aber er fand nichts, woran er sich festhalten konnte, denn Sohle und Wände waren aus Eis und waren im Laufe der Jahrhunderte von dem Wasser spiegelglatt geschliffen. Der Barbar warf sich heftig nach oben, und Aegisfang flog ihm aus den Händen, als er vergeblich versuchte, sich an das feste, glatte Eis zu klammern. Doch schließlich gelangte er in eine große, tiefe Höhle und sah einen Hang vor sich.
    Einige wenige Meter hinter dem Kamm des Wasserfalls hingen mehrere große Eiszapfen von der kuppelförmigen Decke herab. Er erkannte seine Chance. Als er den Rand des Falls erreichte, sprang er nach vorn und schlang die Arme um einen Eiszapfen. Er rutschte schnell herunter, da der Zapfen spitz zulief, aber je näher er dem Boden kam, um so breiter wurde er wieder, als wäre ein zweiter Eiszapfen vom Boden emporgewachsen, um dem ersten entgegenzukommen.
    Einen Augenblick wähnte er sich in Sicherheit und sah sich ehrfürchtig in der seltsamen Höhle um. Der Wasserfall regte seine Phantasie an. Aus der Schlucht stieg Dampf hoch und verlieh dem Ganzen einen unwirklichen Eindruck. Der Strom ergoß sich über den Hang, und der größte Teil des Wassers setzte in ungefähr zehn Meter Tiefe am Fuß des Hangs durch eine kleine Spalte im Boden seinen Weg fort. Doch die Wassertropfen, die dem Hauptstrom nicht folgten, wurden fest, sobald sie sich von ihm getrennt hatten, und stoben in alle Richtungen, wenn sie auf dem Eisboden der Höhle aufschlugen. Noch nicht völlig kristallisiert, blieben sie dort haften, wo sie gelandet waren, und so erhoben sich am Fuß des Wasserfalls überall seltsam geformte Säulen aus gebrochenem Eis.
    Aegisfang flog über den Wasserfall und hielt sich dabei von der kleinen Spalte fern. Er schlug in einer dieser Skulpturen ein, und Eisstücke flogen überall hin. Obwohl seine Arme von der Rutschpartie am Eiszapfen erstarrt waren, lief Wulfgar schnell zu dem Hammer, der dort, wo er aufgekommen war, bereits festzufrieren begann, und riß ihn aus dem Eis.
    Unter der glasartigen Oberfläche bemerkte Wulfgar dort, wo der Hammer die oberen Schichten aufgebrochen hatte, einen dunklen Schatten. Er musterte ihn noch einmal und wich vor dem grausigen Anblick
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