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Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade

Titel: Die vergessenen Welten 02 - Die verschlungenen Pfade
Autoren: R. A. Salvatore
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seine gegenwärtige Situation. Nur zu gut wußte er, daß die Aussichtslosigkeit seines Planes ihn von seinem Entschluß abbringen konnte.
    Aber es war seine Chance. Er war nicht adliger Abstammung, und er hatte kein Recht, Heafstaag herauszufordern.
    Selbst wenn er den gewählten König besiegte, würde er von seinem Volk nicht als Anführer anerkannt werden. Der einzige Weg für einen wie ihn, der die Herrschaft über die Stämme erreichen wollte, bestand in einer Heldentat.
    Er lief weiter auf ein Ziel zu, das schon viele Möchtegernkönige vor ihm in den Tod gelockt hatte. Und in seinem Schatten lief Drizzt Do'Urden mit einer Anmut und einer Leichtigkeit, die für seine Rasse bezeichnend war.
    Immer weiter nach Osten auf den Reghed-Gletscher und Immerschmelz zu.
    Zu der Höhle von Ingeloakastimizilian, dem weißen Drachen, den die Barbaren schlicht und einfach »den Eisigen Tod« nannten.

Das eisige Grab
    Am Fuß des großen Gletschers lag in einem kleinen, engen Tal, durch das sich einer seiner Ausläufer zwischen Spalten und gebrochenen Findlingen hindurchschlängelte, ein Platz, den die Barbaren Immerschmelz nannten. Eine heiße Quelle mündete in einen kleinen See und erwärmte sein Wasser. Er führte einen unermüdlichen Kampf gegen Eisschollen und ständigen Frost. Stammesangehörige, die von vorzeitig einsetzenden Schneestürmen landeinwärts getrieben wurden und ihren Weg zum Winterlager der Rentierherde nicht mehr fanden, suchten häufig am Immerschmelz Zuflucht, denn selbst in den kältesten Wintermonaten war hier lebenserhaltendes Trinkwasser zu finden. Und durch die warmen Dämpfe am See waren die Temperaturen in der unmittelbaren Umgebung erträglich, wenn nicht sogar wohltuend.
    Doch Wärme und Trinkwasser machten nur einen Teil der Bedeutung von Immerschmelz aus. In dem trüben Wasser waren so viele Edelsteine, Juwelen, Gold und Silber verborgen, daß dieser Schatz es mit dem eines jeden Königs in diesem Teil der Welt aufnehmen konnte. Jeder Barbar hatte von der Legende über den weißen Drachen gehört, doch die meisten hielten sie einfach für ein Märchen, das wichtigtuerische alte Männer den Kindern immer wieder zur Unterhaltung erzählten. Denn seit unendlich vielen Jahren war der Drache nicht mehr aus seiner verborgenen Höhle herausgekommen.
    Aber Wulfgar wußte es besser. Sein Vater war in seiner Jugend zufällig auf den Eingang zu der geheimen Höhle gestoßen. Als Beornegar später von der Drachenlegende erfuhr, erkannte er die Bedeutsamkeit seiner Entdeckung und verbrachte Jahre damit, alle Informationen zu sammeln, die er über Drachen, besonders über weiße Drachen und ganz besonders über Ingeloakastimizilian finden konnte.
    Beornegar wurde in einer Schlacht zwischen rivalisierenden Stämmen getötet, bevor er den Versuch unternehmen konnte, den Schatz zu heben. Aber da er in einem Land lebte, wo der Tod ein vertrauter Gast war, hatte er diese unerbittliche Möglichkeit vorausgesehen und seinem Sohn sein Wissen anvertraut. Sein Geheimnis war nicht mit ihm gestorben.
    Wulfgar erlegte mit Aegisfang einen Hirsch und trug ihn die letzten Meilen bis zum Immerschmelz. Er war bereits zweimal an diesem Ort gewesen, aber wie schon zuvor raubte ihm auch diesmal dessen seltsame Schönheit den Atem. Die Luft über dem See war in Nebel eingehüllt, und Eisstücke trieben wie ziellos treibende Geisterschiffe auf dem dunstigen Wasser. Die riesigen Findlinge, die den Platz säumten, waren in ihren verschiedenen Rot- und Orangetönen besonders farbenprächtig. Sie waren von einer dünnen Eisschicht überzogen, und wenn die gleißende Sonne darauf schien, glitzerten die Farben, und das Licht brach sich in funkelnden Kaskaden. Der Gegensatz zu dem eintönigen Grau des nebelverhangenen Gletschereises wurde dadurch noch stärker. Es war still und friedlich hier, nichts störte die Ruhe, denn Eis- und Felswände hielten den klagenden Wind ab.
    Nach dem Tod seines Vaters hatte Wulfgar geschworen, zum Zeichen seiner Hochachtung diese Reise zu unternehmen und den Traum seines Vaters zu verwirklichen. Jetzt näherte er sich ehrerbietig dem See, und obwohl andere Probleme ihn bedrängten, hielt er einen Augenblick inne, um nachzudenken. Von jedem Stamm der Tundra waren bereits Krieger mit den gleichen Hoffnungen wie er nach Immerschmelz gekommen. Und noch nie war einer zurückgekehrt.
    Der junge Barbar war entschlossen, dies zu ändern. Er straffte seine Gestalt und machte sich an die Arbeit, den Hirsch zu
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