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Die Vergessenen Schriften IV

Die Vergessenen Schriften IV

Titel: Die Vergessenen Schriften IV
Autoren: Markus Heitz
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Güldenwand in Gefahr brachte. „Ich lasse es für Euch räumen, sodass Ihr die einzigen Gäste seid und durch niemanden gestört werdet.“
    Sie verzichtete darauf, ihn weiter zu verunsichern und stieg aus dem Sattel. Ihre Eskorte folgte ihrem Beispiel, während der Hauptmann durch die Tür verschwand und die Dinge regelte.
    „Ucaîton und Caphailîn, ihr bleibt unten als Wache. Die Ablösung erfolgt bei Einbruch der Dämmerung“, befahl sie und betrat das Haus. „Der Rest folgt mir.“
    Der Eingangsbereich war großzügig und hoch geschnitten, es roch nach kaltem Feuer und Holz. Die Stube für die Gäste schloss sich seitlich an, eine breite Treppe führte ins obere Geschoss zu den Zimmern. Die Schnitzereien in den Tragebalken sahen halbwegs passabel aus und hatten den Wirt sicherlich viel Münzen gekostet. Ohne Frage stiegen in der Abendsonne nur Gutbetuchte ab, die sich wohl wegen der guten Luft in Güldenwand einfanden, oder Kaufleute auf der Durchreise.
    Gerade kamen ihnen die ersten empörten Gäste mit gepackten Truhen, Säcken und Beuteln entgegen, doch die Entrüstung endete beim Anblick der Albae abrupt. Stumm eilten sie hinaus, und in kürzester Zeil leerte sich das Gasthaus.
    Firûsha war zufrieden. Sie fürchten uns, ohne dass ich meine Kräfte einsetzen musste. Sie kreuzte die Arme unter der Brust.
    Der Wirt erschien und versicherte stammelnd vor Angst und Ehrfurcht, alles Erdenkliche zu tun, um für das Wohlbefinden zu sorgen. Er schwitzte und krümmte sich vor Firûsha, hielt ihrem Blick im Gegensatz zum Hauptmann nicht stand. Das stellte sie zufrieden.
    Sie ließen sich die Zimmer zeigen, die genauso aussahen, wie sie es vermutet hatte: annehmbar für die Geschmäcker von Barbaren, alles andere als passend für Albae. Die Betten schienen von der Länge her nicht zu passen; dagegen richtete auch ein neuer Bezug nichts aus.
    Daraus kann man ihnen keinen Vorwurf machen. Da Firûsha jedoch bezweifelte, etwas Besseres in der Stadt zu finden, blieben sie und ihre Krieger in der Abendsonne .
    Sie gab genaue Anweisungen, wie das Essen zuzubereiten war und sandte einen ihrer Leute mit in die Küche, um den Koch zu überwachen. Der Befehl, den Barbaren sofort umzubringen, sollte er etwas Verdächtiges tun, ließ den Wirt noch mehr erbleichen.
    Als sie alleine waren, eröffnete sie ihren Soldaten den Plan, den sie in dieser Nacht umzusetzen gedachte.
    Dunkelheit senkte sich nachtsamten auf Güldenwand nieder, und die Berge um die Stadt herum wurden zu schwarzen Umrissen, die sich teilweise vor die Sterne schoben.
    Niemand auf der Straße. Firûsha huschte durch die Schatten, schlich sich durch die Gassen und erklomm Dächer, um in aller Heimlichkeit an Kaminen und Fenstern zu lauschen. Dabei hatte sie auf ihre Rüstung verzichtet und trug lediglich ihr Unterkleid, einen schwarzen Überwurf, Stiefel und Handschuhe; als Waffen reichten ihr das Paar Dolche aus. Umso besser.
    Es ging darum, Neuigkeiten von den Barbaren einzusammeln, die nicht für die unwillkommenen Gäste gedacht waren, unbedacht verraten und ausgesprochen.
    Das Gleiche taten zehn Albinnen und Albae, während zwei Wachen weiterhin vor der Abendsonne standen und den Anschein erweckten, die Dsôn Aklán und ihre Eskorte befänden sich im Gasthaus.
    Firûshas Weg führte sie bei ihrer nächtlichen Unternehmung zum Haus von Trowain Großmann.
    Der Hauptmann würde sich mit Sicherheit besprechen, entweder mit seiner Gemahlin oder dem Magistrat oder gar mit dem erkrankten Bürgermeister. Da weder der Magistrat noch der Bürgermeister in ihren Behausungen anzutreffen waren, ging sie fest davon aus, die Männer hier vorzufinden.
    Samusin wird sich hoffentlich gnädig zeigen. Ich bin schon zu lange in der Kälte unterwegs. Sie schwang sich auf den schmalen Balkon empor, der vor der Stube im ersten Stock des Anwesens herausragte.
    Durch das dicke, schlierige Glas erkannte sie den Barbaren schemenhaft, der vor zwei weiteren Umrissen auf und ab ging. Sie konzentrierte sich auf seine Worte und verließ sich auf ihr gutes Gehör.
    „ … was die Schwarzaugen wirklich wollen“, sagte Trowain. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie wegen des Kordrions gekommen sind.“
    „Was tun wir, wenn sie glauben, wir würden ein Bündnis mit ihm anstreben?“, warf eine zweite Männerstimme ein.
    Habe ich euch! Firûsha lächelte andeutungsweise. Ihre Mühe wurde belohnt.
    „Magistrat, die Aklán weiß, dass man mit einem einfach gestrickten Scheusal wie diesem
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