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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube
Autoren: Christopher Ride
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sagte er.
    »Du musst. Die Mamaconas haben es so verfügt.«
    »Sie wollen, dass ich für immer bei euch bleibe. Das weißt du.« Er sah die anderen an. »Das wisst ihr alle.« Einen Moment lang herrschte Schweigen.
    »Warum bist du dann gelaufen, um uns einzuholen?«, fragte Aclla.
    »Weil ich hoffe, dass ihr mich den Inka-Würfel noch ein letztes Mal benutzen lasst, in Vilcabamba, damit ich heimreisen kann, in meine Welt.« Helenas Gesicht trat ihm vor Augen. »Zurück zu der Frau, die ich liebe. Sie bedeutet mir mehr als alles andere.« Er zögerte. »Jeder muss seinen eigenen Weg gehen.«
    Der Mond stand nun hell über den zerklüfteten Gipfeln, und die Schatten der Amazonen fielen über den gepflasterten Damm.
    »Ich muss dich nach Pitcos bringen«, beharrte Aclla. »Mir bleibt keine andere Wahl.«
    Von hoch oben war der durchdringende Schrei eines Kondors zu hören. Alle blickten zum Himmel und sahen den Vogel in großen Kreisen herabschweben. Er schlug einmal mit den Flügeln und landete nur ein paar Schritte von dem Dammweg entfernt. Seine Augen leuchteten im Mondschein. Niemand rührte sich, als der Vogel seine Schwingen ausbreitete und noch einen Schrei ausstieß.
    Wilson sah Aclla an. »Offenbar ist Apu auf meiner Seite.«

60.
    A NDEN , P ERU M ACHU P ICCHU O RTSZEIT : 6.10 U HR 25. J ANUAR 1908
    Endlich stieg die Sonne über den Horizont. Der Himmel war wolkenlos. Ihre gleißenden Strahlen schienen zwischen den Gipfeln im Osten hindurch zum Machu Picchu. Wilson stand auf dem Altarstein – auf der Axis Mundi – und wartete auf Acllas Meldung, dass der Inka-Würfel wieder an seinem Platz in der Tempelkammer liege.
    Wilson stand auf einem natürlich gewachsenen Felsen, auf dem die Inkas ihren heiligsten Ritualen einschließlich der Menschenopfer gehuldigt hatten. Der Altar bestand aus einem Granitblock von der Größe eines Autos und einer kurzen Säule, die sich aus seiner Mitte erhob. Intihuatana hatten die Inkas sie genannt: Pfosten der Sonne. Sie hatten geglaubt, dies sei die Stelle, an der die Sonne mit der Erde verbunden sei und sie in ihrer Himmelsbahn hielt. Am 21. März und am 21. September, zur Tagundnachtgleiche, stand die Sonne direkt über der Säule, sodass diese keinen Schatten warf.
    Hoch am Himmel kreiste der große Kondor über der alten Inka-Stätte, als müsste er nicht einmal die Flügel bewegen. Seit seiner Ankunft in der Nacht hatte er Wilson nicht mehr aus den Augen gelassen und flog unablässig über ihm, als wäre er über eine unsichtbare Schnur mit ihm verbunden.
    Wilson schaute ein letztes Mal auf die überwucherten Ruinen, die sich über den schmalen Kamm erstreckten. Laubbäume und Bambusdickicht standen zwischen den Gebäuden. Jedes Fleckchen Erde war mit Farn, Gräsern und Rankenpflanzen bewachsen, und unten im Tal rauschte der mächtige Urubamba in seiner beängstigenden Schönheit.
    Nach allen Seiten erstreckten sich, so weit das Auge reichte, die schroffen Gipfel der Anden, ein erhabener und beinahe furchteinflößender Anblick.
    »Der Kraft der Sonne verdanken wir alles«, sagte Aclla, die drei Schritte von Wilson entfernt stand. »Darum ist Inti der mächtigste unserer Götter. Alles, was du hier siehst, kommt von ihm. Seine Energie erschafft alle Dinge. Er wärmt die Erde, lässt die Pflanzen wachsen, von denen wir uns ernähren, und die Bäume und Gräser, die unsere Tiere ernähren, sodass Fleisch und Knochen, Gedanken und Willen entstehen. Auf diese Weise wird seine Energie ein Teil von uns allen. Der Sonnengott lässt das Wasser verdunsten und schafft damit die Wolken und das Wasser, aus welchem die Flüsse entstehen, die in unseren Tälern fließen. Alles verdanken wir Inti, ohne ihn wäre nichts.«
    Wilson schaute nach Osten, wo die Strahlen über die dunklen, bewaldeten Täler hinwegschienen. Es war ein kalter Morgen, doch er fühlte die Wärme von Intis Kraft auf dem Gesicht.
    »Was wird aus dem Inka-Würfel?«, fragte er.
    Aclla warf ihren Poncho über die Schultern zurück und entblößte ihre muskulösen Arme und den Brustpanzer. »Dazu kann ich nichts sagen. Aber die Mamaconas werden sicherlich wissen, was zu tun ist. Vielleicht wollen sie ihn in den Titicacasee werfen, aus dem er ursprünglich gekommen ist.«
    Die Sonnenjungfrauen standen ringsum auf den Hausgiebeln verteilt und passten auf, ob sich jemand näherte.
    Dann bekam Aclla das Signal, und sie wandte sich Wilson ein letztes Mal zu. »Der Würfel liegt an seinem Platz.«
    »Ich stehe in deiner
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