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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube
Autoren: Christopher Ride
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Offenbar waren weitere Amazonen zu dem kleinen Trupp gestoßen, von dem er sich an der Kathedrale getrennt hatte. Seit vierundzwanzig Stunden folgte er schon der Spur der Kriegerinnen und hatte die Frauen nun endlich eingeholt.
    Nachdem er das Haus von Gonzales verlassen hatte, war er noch auf einen Abstecher zu Hiram Bingham gegangen. Dieser saß an seinem Schreibtisch und schrieb einen Brief an seine Frau, eine Flasche Whiskey neben sich und eine Zigarette im Mundwinkel. Er saß tatsächlich genauso da wie bei Wilsons erstem Besuch.
    »Ich habe Sie schon erwartet.« Bingham drehte sich mit dem Stuhl zur Tür und warf Wilson einen Mantel zu. Sie waren beide unrasiert und sahen mitgenommen aus, mit Kratzern und blauen Flecken im Gesicht.
    »Ist die Familie wohlauf?«, fragte Bingham.
    Wilson nickte. »Alle unverletzt.«
    Bingham blies den Rauch aus. »Gott sei Dank!« Er zeigte mit der brennenden Zigarette auf Wilson. »Das ganze Gerede mit den Zeitreisen ist dann wohl wahr, hm?«
    Wilson nickte wieder. »Ja, vollkommen.«
    »Ich dachte, Sie wären in diesem Kerker verrückt geworden.« Bingham schmunzelte. »Ich hätte es besser wissen sollen.« Er trank einen Schluck aus der Flasche und zog an seiner Zigarette.
    »Ich konnte Ihnen da unten nicht sagen, was wirklich vorging«, erklärte Wilson. »Der Geist Pizarros konnte Ihre Gedanken lesen. Darum habe ich mich so sonderbar benommen und scheinbar dummes Zeug geredet.«
    »Sie hätten mir Ihren Plan ruhig verraten können!«, beharrte Bingham. »Sie können mir vertrauen. Dann hätte ich mit Ihnen in den Strom springen können, wäre auch abgehauen.«
    Es hatte keinen Zweck, ihm die Sache in allen Einzelheiten zu erklären. »Sie haben recht«, sagte Wilson.
    Bingham zitterten die Hände. »Ich kann ein Geheimnis für mich behalten, wissen Sie?«
    »Nächstes Mal«, erwiderte Wilson.
    »Es wird kein nächstes Mal geben, alter Freund. Nein, nein, nein. Mit Ihnen gehe ich nirgendwo mehr hin, egal was Sie versprechen.« Einen Moment lang saß er nachdenklich da. »So viele haben ihr Leben gelassen wegen dieses kleinen goldenen Würfels.« Er ließ den Zigarettenstummel fallen und trat ihn aus. Auf dem Tisch lagen vier frisch Gedrehte bereit. Bingham riss sofort ein Streichholz an und steckte sich die Nächste zwischen die Lippen. »Zünden Sie nie eine Zigarette an der anderen an«, riet er. »Sonst stirbt ein Seemann. Das hat mein Großvater immer gesagt. Sonst stirbt ein Seemann.« Er stand offensichtlich noch unter Schock. »Sie hatten recht, als Sie meinten, der Inka-Würfel sei verflucht ... blödes Ding.« Er setzte die Flasche an den Mund und trank einen Schluck, dann reichte er sie Wilson.
    Wilson nahm ebenfalls einen Schluck. Ein angenehmes Gefühl der Wärme machte sich in ihm breit.
    Erst in dem Moment kam ihm in den Sinn, was er selbst durchgemacht hatte. Vor seinem geistigen Auge tauchten die Szenen auf, als er Soldaten tötete. Und er sah noch einmal ihre erschrockenen Gesichter, als sie erkannten, dass sie sterben würden. Er erinnerte sich an das quälende Gefühl, das ihn befallen hatte, als er auf den Inka-Würfel zugegangen und nicht mehr Herr seiner selbst gewesen war, und er dachte daran, wie der Bischof ihm den Würfel hingehalten hatte wie eine Belohnung.
    Bingham nahm die Flasche und trank. »Trinken tut gut, hm?«
    »Sie sind ein Held, Hiram Bingham«, sagte Wilson. »Erst jetzt wird mir klar, warum gerade Sie ausersehen wurden, das vergessene Vilcabamba zu entdecken. Weil Sie der Einzige sind, der Pizarro niederstrecken konnte. Sie waren der Sicherheitsmechanismus – Sie haben gehandelt, als alle anderen hilflos waren.«
    »Ich habe einen Priester erstochen ... ihm in den Hals gestochen. Gütiger Himmel, wie soll ich das jemandem erklären?«
    »Brauchen Sie gar nicht«, entgegnete Wilson. »Bischof Francisco ist bei der Überschwemmung ums Leben gekommen. So wird die Meldung lauten. Hauptmann Gonzales wird das erledigen, ganz bestimmt. So wird es in die Geschichte eingehen.« Wilson schwieg einen Moment. »Es ist Zeit, dass Sie für eine Weile heimkehren, Hiram. Gemäß der Zukunft, die jetzt ansteht, müssen Sie Vilcabamba am 24. Juli 1911 entdecken. Dieses Datum müssen Sie abwarten.«
    »Drei Jahre?«, murmelte Bingham.
    »Unbedingt.« Wilson rief sich die Daten ins Gedächtnis, die Helena ihm genannt hatte, nahm Binghams Füllfederhalter und ein Stück Papier und schrieb sie ihm auf. Dann schob er ihm den Zettel hin. »Bis zu diesem
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