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Die Verführung der Mrs. Jones

Die Verführung der Mrs. Jones

Titel: Die Verführung der Mrs. Jones
Autoren: Aimée Laurent
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legte die Hände auf den Spieltisch und wartete. Diese Runde würde sie aussetzen und ihn ein wenig beobachten. Was sie sah, gefiel ihr. Seine Art, mit den Händen zu gestikulieren, wie er mit dem Croupier sprach, den Kopf neigte. Auch an der nächsten Runde beteiligte sie sich nicht. Als das Spiel vorbei war, schob der Fremde seinen Sessel zurück und reichte ihr die Hand.
    „Wenn ich schon unter so charmanter Beobachtung stehe, möchte ich das bei einem Drink genießen“, sagte er mit leicht ironischem Unterton.
    Sandra spürte, dass sie errötete, und stand auf. Schön gerade gehen und nicht nach unten schauen … Sich voll auf ihr Gleichgewicht konzentrierend, begleitete sie ihn in die Lounge und nahm erleichtert neben ihm an der Bar Platz.
    „Sind Sie immer so schweigsam?“, wollte er wissen, nachdem er die Getränke geordert hatte. Sandra überlegte. Sie würde diesen Mann nie wiedersehen, also konnte sie ruhig die Wahrheit sagen.
    „Um ehrlich zu sein, ich musste mich darauf konzentrieren, auf diesen Schuhen bis zur Bar zu kommen, ohne umzuknicken.“
    Sie sah ihn offen an. Er schmunzelte.
    „Schade. Ich dachte, ich hätte Ihnen die Sprache geraubt.“
    Jetzt grinste er. Sandra betrachtete ihn, wie er nonchalant zwei Drinks bestellte. Sollte sie sich wirklich auf einen Flirt einlassen? Sie spürte seinen Blick über ihren Körper gleiten. Ein angenehmer Schauer durchfuhr sie, und sie realisierte, dass sich ihr Körper nach Berührung sehnte. Unwillkürlich drückte sie den Rücken durch. Er reichte ihr ein Glas und beugte sich vor. Sie konnte die Wärme seines Atems spüren.
    „Auf diese Nacht“, sagte er leise und trank, ohne die Augen von ihr abzuwenden. Sandra nahm ebenfalls einen Schluck. Sie versank in diesen hellen Augen …
    Noch heller als die von Thomas, überlegte sie. Die Champagnerperlen tanzten auf ihrer Zunge. Wenn sie jetzt nichts sagte, würden sie unweigerlich im Bett landen. So lauteten die Spielregeln, nicht nur hier im Kasino. Sie setzte ihr Glas ab und forschte in seinem Gesicht nach irgendetwas, was ihr nicht gefiel. Aber da war nichts. Er bot sich an, das spürte sie, sie musste nur zugreifen. Wie hatte Katharina gesagt? Nimm es dir, wenn du es haben willst.
    „Machen Sie das immer so?“, fragte sie provokant.
    „Ja“, war die selbstbewusste Antwort. „Und meistens habe ich Erfolg.“
    Sandra schaute weg. Seine Direktheit machte sie unsicher.  Jetzt lachte der Mann und rückte noch etwas näher.
    „Oje, das war nicht das, was Sie hören wollten. Tut mir leid.“ Er trank einen Schluck und legte brav beide Hände in den Schoß. „Aber wissen Sie, warum soll ich lügen? Wir kennen uns nicht und werden uns höchstwahrscheinlich nie wiedersehen. Das haben Sie doch auch gedacht. Sonst hätten Sie nicht die Bemerkung mit den Schuhen gemacht. Ich bin Ihnen gleichgültig, aber Sie finden mich sexy. Wunderbar. Mir geht es ganz genauso. Ich heiße Reto.“
    Sandra wusste nicht, was sie sagen sollte. Katharina hätte bestens darauf pariert. Katharina … Und sie? Konnte sie nicht einmal etwas tun, ohne sich mit ihrer Freundin zu vergleichen? Sie bemerkte, dass Reto sie ansah.
    „Sandra“, sagte sie und lächelte.
    Er nickte. „Der Name passt zu Ihnen.“
    Sandra sah ihm auf den Mund und dachte: Ob du wohl gut küssen kannst?
    „Was machen Sie an einem Abend wie diesem im Kasino?“
    Ganz ohne Konversation wollte sie sich ihm nicht ergeben.
    Er lächelte sie freimütig an.
    „Ich arbeite viel. Heute und morgen habe ich frei. Ich bin einfach nur hier, um mich zu entspannen … Im Kasino trifft man immer interessante Menschen, Reisende … so wie Sie, Sandra.“
    Sandra nickte. „Sie haben einen Schweizer Akzent.“
    Reto lächelte immer noch. „Ich wohne in Zürich. Seit vielen Jahren. Davor Genf. Und wo kommen Sie her?“
    „Ich?“ Sandra holte tief Luft. „Puuuh. Von überall und nirgends. War viel in den USA und Kanada. Ich bin ein Weltenbummler, ein Berufsnomade. Seit einem halben Jahr lebe ich in Berlin.“
    Sie nahm ein Schillern in seinen hellen Augen wahr. Sie spürte, er wollte etwas sagen, doch dann fasste er nach ihrer Hand.
    „Wollen wir tanzen? Nebenan ist ein Club. Sehr schick. Wird Ihnen gefallen.“
    Sandra ließ sich vom Barhocker gleiten. Tanzen. Hoffentlich nicht Standard. Sie war unmusikalisch bis zum Abwinken. Aber das würde Reto schon früh genug merken. Sie konzentrierte sich auf ihre Schuhe und folgte ihm schnellen Schrittes, vorbei an Spieltischen
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