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Die Verführung der Mrs. Jones

Die Verführung der Mrs. Jones

Titel: Die Verführung der Mrs. Jones
Autoren: Aimée Laurent
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sich den Rock glatt. Jetzt kam der Spießrutenlauf durch die Menschenmenge. Sie griff nach ihrer Tasche und wandte sich in Richtung Ausgang. Immer schön gerade gehen, machte sie sich Mut, und nicht auf den Boden sehen. Sie fühlte sich wie auf Stelzen in diesen neuen Schuhen. Katharina tat ja alles, um sie – wie sie es nannte – auf Vordermann zu bringen. Die Stilettos aus dunkelviolettem Wildleder waren auch wirklich schön, aber sie fühlte sich bei jedem Schritt wie ein Trampeltier. Noch zwei Meter, dann war sie an der Tür.
    „Sandra.“ Ihre Freundin hatte sich aus dem Arm des Mannes gelöst und kam nun zu ihr an die Garderobe, wo Sandra gerade in ihren Mantel schlüpfte. Im nächsten Moment gesellte sich die neue Bekanntschaft zu ihnen. Der Typ sah Sandra offen an.  Es war ihm anzusehen, dass sie ihm gefiel. Sandra lächelte. Etwas wie Sehnsucht nach Nähe stieg in ihr hoch. Bestimmt kannst du gut küssen, dachte sie und wandte den Blick ab.
    „Wir wollen gleich noch auf einen Absacker zu mir fahren – kommst du mit?“
    Katharina nickte zustimmend. Ihre Augen glitzerten abenteuerlustig.
    Sandra schaute auf ihre Uhr. Halb eins. Der Abend hatte gerade erst begonnen. Sie suchte den Blick der Freundin. Ich kann das nicht, sagten ihre Augen, ich will keinen Dreier.
    „Nein, danke, das Angebot ist … verlockend, aber nein. Ich fahre nach Hause.“
    Der Mann schaute zu Katharina und zuckte mit den Schultern.
    „Na dann, wollen wir mal.“ Zärtlich strich seine Hand über ihren Nacken, dann legte er ihr sein Jackett über die Schultern. Engumschlungen verließen sie die Bar. Sandra folgte den beiden in die Nacht hinaus und sah ihnen nach, wie sie in ein Taxi stiegen. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie gemeint, Katharina habe ausgesehen wie frisch verliebt. Dabei war sie nur auf dem Weg zu ihrem x-ten FOF – Fick ohne Frühstück, wie sie es selbst nannte.
    Sandra atmete tief ein, versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Die laue Nachtluft war herrlich. War sie wirklich spießig? Vielleicht. Und wenn schon. Sie war es einfach leid, dass Katharina immer zeigen musste, dass sie das Sagen hatte. Es ging gar nicht um diesen Kerl. Es hätte auch ein x-beliebiger anderer sein können. Es ging darum, dass sie, Sandra, ihn auch sexy fand, das hatte mal wieder Katharinas Jagdinstinkt geweckt.
    Schnellen Schrittes überquerte sie den Gendarmenmarkt. Sandra mochte den Platz mit den beiden Domen, die Ruhe und Erhabenheit, die von ihnen ausging. Ja, Berlin war genau ihr Ding. Auch die Redaktion, für die sie arbeitete. Und klar, sie mochte Katharina, meistens jedenfalls, war mit ihr befreundet. Sie bewunderte ihre Art, so selbstbewusst durchs Leben zu gehen, ungebunden und mit einem Tross von Verehrern, von denen sie ab und an mal einen zum FOF bat. Dazu konnte sie noch angetrunken auf 15-Zentimeter-Hacken laufen, ohne lächerlich auszusehen. Sandra blieb kurz stehen, sammelte sich. War es nur das? Nein. Katharina konnte auch sehr herzlich sein, hatte etwas Energisches, Zupackendes und kümmerte sich um die Menschen, die ihr wichtig waren. Das schätzte Sandra sehr an ihr. Und sie wusste, wie sehr sich Katharina im Grunde ihres Herzens nach einer Partnerschaft sehnte. Schließlich konnte sie ganz offen über ihre Enttäuschungen sprechen … Aber wenn es ihr gefiel, ließ sie die Chefin raushängen. So wie eben: Macht den Kerl an, bläst ihm einen, und anschließend darf Sandra beim flotten Dreier auch mal Hand anlegen. Sie schnaubte leise und setzte ihren Weg fort, ihre Absätze klapperten unsicher auf dem Asphalt. Endlich bog sie in die Kochstraße ein und holte den Haustürschlüssel aus der Tasche. Sie blickte an der Betonfassade hoch. Wer hätte gedacht, dass sie mal in einem Plattenbau wohnen würde – noch dazu freiwillig. Sie wohl am allerwenigsten. Sie hatte bis dahin immer klassischen Altbauten den Vorzug gegeben, aber als sie diese Wohnung zum ersten Mal betrat,  hatte sie gespürt: Hier wollte sie leben.
     
    „Guten Morgen, Süße.“
    Katharina rauschte durch die Tür und ließ sich auf ihren Sessel fallen. Sandra nickte nur und schaute konzentriert auf den Bildschirm. Doch das würde nichts nützen. Katharina liebte es, die Welt an ihren sexuellen Begegnungen teilhaben zu lassen. Das war jeden Montag so.
    „War das eine Nacht. Hui. Ich kann kaum laufen.“
    „Aha.“
    „Der hatte ein Ding! Dick und lang wie mein Unterarm, sage ich dir.“
    „Wirklich?“
    „Also Sandra, du
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