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Die Verführung der Mrs. Jones

Die Verführung der Mrs. Jones

Titel: Die Verführung der Mrs. Jones
Autoren: Aimée Laurent
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sich einen Kaffee zu holen, da stand Katharina mit zwei Bechern in Händen in der Tür.
    „Wollen wir in den Konfi gehen?“, fragte sie leise und drehte sich bereits um. Sandra kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte. Sie packte ihren Stapel an Vietnam-Informationen und folgte ihrer Freundin und Vorgesetzten in den Besprechungsraum.
    „Du musst nichts sagen, okay?“, begann Katharina die Unterhaltung und reichte Sandra den Kaffeebecher. Typisch Katharina, dachte Sandra, immer schön offensiv sein …
    „Ich weiß, dass du dich ärgerst, weil ich mich gestern zu eurem Meeting dazugesetzt habe. Wenn ich du wäre, würde ich mich auch ärgern. Ich weiß, dass du Thomas gut findest. Das war ja nicht zu übersehen.“ Katharina rollte mit den Augen und nahm einen Schluck. „Aber ich finde ihn auch gut. So einfach ist das.“ Ihre Augen blitzten auf.
    „Ja, so einfach ist das“, erwiderte Sandra kühl, „aber was hat das mit der Vietnamreise zu tun?“
    „Wir tauschen, Sandra. Du übernimmst Lugano, ich Vietnam.“
    Sandra spürte, wie ihre Wangen glühten. Das gab es ja wohl nicht! Sie hatte sich exzellent auf die Reise vorbereitet, wollte zeigen, was sie unter ambitioniertem Reisejournalismus verstand. Und nun sollte sie sich in einem aufgetakelten Grandhotel am Luganer See von Dinner zu Dinner schleppen und über die Muster der verblichenen Seidentapeten berichten? Nur weil Katharina ein neues Spielzeug im Visier hatte? Sie schluckte, schwieg aber.
    Katharina trank noch einen Schluck Kaffee und schien zu überlegen, was sie nun sagen sollte. Ihr Blick wurde weicher.
    „Um ehrlich zu sein: Ich habe mich wirklich ein bisschen in ihn verguckt, und ich möchte ihn gern näher kennenlernen.“
    Sandra zog die Augenbrauen hoch.
    „Na klar. Wahrscheinlich hat’s in dem Moment gefunkt, als er dir erzählt hat, dass er mich nach Vietnam begleitet. Vorher ist er dir bestimmt nicht sonderlich aufgefallen.“
    „Du spinnst doch.“ Katharina knallte den Kaffeebecher auf den Tisch. „Wir beide stehen auf denselben Typ Mann, das haben wir ja nun schon öfters festgestellt“ – sie wiegelte ein Augenrollen von Sandra mit einer Geste ab –, „aber wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Du hattest eine Woche Zeit, um dich mit ihm zu verabreden und sonst was zu tun. Mach jetzt also keine Szene.“
    Sandra wollte zu einer Antwort ansetzen, aber ihre Chefin war immer noch in Fahrt.
    „Und wo wir dabei sind. Sei nicht immer so passiv. Die Jungs wissen gar nicht, wenn du was von ihnen willst. Thomas übrigens auch nicht. Sagt er.“
„Sagt er …“, echote Sandra.
    Pause.
    „Hey“, Katharina schien sich nun beruhigt zu haben, „glaub mir. Du kannst noch hundert Jahre als Fräulein Tausendschön in der Ecke sitzen. Da kommt keiner, der die Blume pflückt. Du musst es dir nehmen, wenn du etwas willst.“
    „So wie du“, konterte Sandra. Sie fühlte sich elend.
    „Du hast es erfasst“, sagte Katharina ruhig und sah Sandra prüfend an. Dann drehte sie sich um und verließ den Besprechungsraum.
     
    Der Sommer war in Berlin angekommen. Sandra hatte die Türen zum Balkon geöffnet. Sie atmete tief ein. Am Mittwoch waren Katharina und Thomas geflogen, morgen, am Sonnabend, würde für sie der Trip nach Lugano beginnen. Der Lärm der Leipziger Straße war hier oben im zehnten Stock nur noch ein Hintergrundrauschen, ein beständiger Geräuschteppich, unterbrochen von Sirenen und Hupen. Ein bisschen wie Downtown Manhattan, ging es ihr durch den Kopf. Der Krach erinnerte sie an ihre Zeit im Theatre District. Und an Fabian …
    Für einen Moment wurde sie melancholisch, aber dann hatte sie sich wieder im Griff und betrachtete ihre Reiseliste. Was sie mitnehmen wollte an Kleidung und Utensilien, bis hin zum Reisepass – alles komplett. Jetzt musste sie nur noch packen, und morgen um diese Zeit säße sie schon mit zwanzig anderen Berufsnomaden beim Dinner. Das wird die beste Zeit meines Lebens, dachte sie voll Ironie. Danke, Katharina. Was die wohl gerade tat. Ob sie schon mit Thomas im Bett lag? Wahrscheinlich. Sie nahm sich wirklich immer, was sie wollte. Und den Männern schien das zu gefallen, zumindest für eine Nacht. Sandra spürte Verlangen in sich aufsteigen. Thomas gefiel ihr, und sie hatte gedacht, ihr Interesse ausreichend bekundet zu haben. Dass er sich in der Woche zwischen Vorstellungsgespräch und Reisebesprechung nicht ein einziges Mal gemeldet hatte – nun ja. Vielleicht war er
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