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Die Verführung der Mrs. Jones

Die Verführung der Mrs. Jones

Titel: Die Verführung der Mrs. Jones
Autoren: Aimée Laurent
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und einarmigen Banditen in einen anderen Trakt des Kasinos. Reto nickte einem Türsteher zu, der öffnete die Tür, und sie traten ein in die Welt dahinter.
    „Nicht böse sein. Das ist nicht meine Musik.“ Sandra blickte auf die dunkel glänzende Tanzfläche, wo Paare im Discofox ihre Figuren drehten. Die Szene erinnerte sie an einen Club auf Sylt, wo ältere Damen mit Kostüm und Handtasche auf den Tischen tanzten. Longdrink in der einen, Kelly Bag in der anderen Hand. Absurd. Genau wie das hier. Reto zuckte mit den Schultern.
    „Nicht Ihre Musik? Dann ändern wir sie eben. Entschuldigen Sie mich bitte. Bin gleich wieder da.“
    Bevor Sandra etwas sagen konnte, war Reto am DJ-Pult und sprach auf den Mann dahinter ein. Kaum eine Minute später stand er wieder neben ihr. Er grinste spitzbübisch. Als die Musik wechselte, zog er Sandra ungefragt auf die Tanzfläche. Sie horchte, erkannte die Melodie und sah ihn an.
    „Billy Paul … Me and Mrs. Jones … Warum dieser Song?“
    „Weil Sie meine Mrs. Jones sind, oder nicht?“ Er drückte ihr einen Kuss aufs Haar. „Lauschen Sie …“
    Sandras Herz pochte. Seine Lippen berührten ganz leicht ihre Wange, ihr Ohr. Nicht mehr. Seine Art hatte nichts Forderndes. Es war genauso, wie sie es mochte. Sie würde sich auf das Abenteuer einlassen.
    „Warum dieser Song?“, wiederholte sie mit heiserer Stimme. Sie traute sich kaum, ihn anzusehen. Er hielt sie fest, führte sie sicher über das Parkett.
    „Ein wunderbarer Slowfox, habe ich recht?“
    Sandra schluckte. Je mehr sie sich seiner Führung anvertraute, desto sicherer wurde sie. Reto sang leise mit.
    „... it’s much too strong to let it go now.“
    Stimmt, dachte Sandra, das Gefühl ist zu stark, nein, die Lust … Er glitt mit der Hand über ihren Rücken, verweilte an der Hüfte, ließ seine Finger wieder hochwandern bis zu ihrem Nacken. Das Lied endete, Sandra verharrte in ihrer Bewegung.
    „Ich möchte weitertanzen“, hörte sie Reto flüstern. Wieder ein sanfter Kuss. Sandra nickte unmerklich, schmiegte sich näher an ihn, genoss die Intimität des Augenblicks. So tanzten sie weiter, immer weiter … Reto hob ihr Kinn zu sich hoch.
    „Gehen wir?“, fragte er leise. Sandra nickte.
     
    Langsam schlenderten sie zurück zum Il Giardino. Als sie eine verwunderte Bemerkung gemacht hatte, weil er wie selbstverständlich den Weg zum Grandhotel einschlug, hatte er erklärt, dass er ebenfalls dort wohnte. „Wenn ich in Lugano bin, logiere ich immer hier“, hatte er gesagt und ihre Hand gedrückt.
    Die Luft war noch warm, der Wind hatte sich gelegt. Trotz der romantischen Kulisse hatte Reto nicht versucht, sie zu umarmen oder zu küssen. Er war wirklich ein Gentleman, und Sandra fragte sich, was wohl der Haken an der Sache war. Ein Mann wie er – warum verbrachte er seine Zeit nicht mit einer Partnerin?
    „Geht es Ihnen gut?“, erkundigte sich Reto. Sandra nickte.
    „Ja, vielen Dank. Ich habe nur ein kleines Loch im Magen.“ Sie lächelte etwas schüchtern. „Der Tag heute ... Ich bin nicht dazu gekommen, etwas zu essen.“
    Endlich waren sie da. Der parkähnliche Garten war festlich illuminiert, vor kleinen weißen Zelten tanzten Gäste zu den weichen Klängen eines Saxophons. Als sie die Halle des Hotels betraten, blickte ihnen der Nachtportier aufmerksam entgegen. Reto ging auf den Empfangstresen zu und wechselte einige leise Worte mit dem Mann. Sandra schnappte italienische Wortfetzen auf, aber die beiden sprachen zu schnell, als dass sie den Sinn verstand. Bald darauf kehrte Reto zu ihr zurück und nahm ihre Hand.
    „Ich habe uns gerade eine Kleinigkeit aufs Zimmer bestellt – sonst fallen Sie mir noch tot um vor Hunger. Oder noch schlimmer: Sie bekommen schlechte Laune.“ Er lachte, sah sie prüfend an.
    „Zu Ihnen? Zu mir?“
    Sandra blickte zum Nachtportier, dann zu Reto.
    „Zu mir. Dann habe ich das Hausrecht“, sagte sie leise. Ihre Augen blickten ernst. Reto nickte und machte dem Nachtportier ein Zeichen.
    „Da haben Sie absolut recht, gnädige Frau.“
    Er ließ sie zuerst in den Fahrstuhl eintreten, folgte ihr aber auf dem Fuße. Innen fuhr er spielerisch mit dem Finger über die Etagenknöpfe. Sandra lächelte. In wenigen Minuten würden sie übereinander herfallen, und er war noch beim Sie.
     
    Er stand dicht hinter ihr, als sie die Zimmertür öffnete. Ihre Hand zitterte ein wenig; sie hoffte, dass er es nicht bemerken würde. Wortlos traten sie ein. Sandra wollte das Licht nicht
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