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Die verfuehrerischen Vier

Titel: Die verfuehrerischen Vier
Autoren: Gaby Triana
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auf ihrem Handy nach der Uhrzeit.
    »Wir haben noch über eine Stunde«, sagte ich, aber ich merkte, dass sie sich langweilten und zu den Vergnügungen auf dem Schiff zurückwollten. Ich ließ das Geländer los und folgte ihnen zum Taxi zurück.
    »Könnten wir noch einen letzten Blödsinn machen?«, fragte ich und hielt die Hand schützend über die Augen, denn die Sonne war hinter einer Wolke hervorgekommen.

    Sie starrten mich an. Alma sah aus, als könne sie keinen einzigen Schritt mehr machen, um etwas zu besichtigen, und sie würde mich umbringen, wenn ich sie noch einen Berg hinauf hetzte.
    »Kommt mal schnell her«, sagte ich. Es war mir egal, ob noch Leute um uns herum waren. Sie merkten ja gar nicht, was wir taten, und kümmerten sich nicht darum. Ich streckte die Hand aus.
    »O Mann, Fiona, du bist vielleicht so’ne romantische Nudel.« Killian lachte. Sie legte ihre Hand auf meine. Alma folgte ihr, nur mir zuliebe, und Yoli sah mich fest an, dann legte auch sie sanft die Hand auf unsere.
    Ich spürte, wie mir die Gefühle in der Brust hochwallten, aber ich schluckte die Rührung hinunter und holte tief Luft. Für meine Freundinnen, für diesen Augenblick, nur, falls unsere Wege sich trennten und wir nie mehr zusammenkommen würden. Was ich natürlich um jeden Preis verhindern wollte.
    »Yo … Kil … Fee Al …«, sagte ich langsam und sah jeder in die Augen. In die braunen von Yoli, die leuchtend haselnussfarbenen von Killian, die dunkelbraunen von Alma. Alle schön. Alle Teil von mir. Ich wollte nicht, dass unsere gemeinsame Zeit endete.
    »Freunde für immer und ewig«, sagten sie, und da ging es los.
    Ich verlor die Kontrolle. Ich fing zu heulen an wie eine Idiotin. Die Hände über dem Gesicht, schluchzend wie ein großes, erwachsenes Baby. Na super. Wie bei der Abschlussfeier. Mann, was war nur los mit mir? Warum spielten meine Hormone verrückt?
    »Komm schon, Fiona«, sagte Alma und nahm meine Hand. »Benimm dich doch nicht so schwachsinnig.«

    Yoli schlug ihr auf den Arm. »Meine Güte, Alma, du bist vielleicht hart - wie ein Felsen.« Was mich zum Lachen brachte. Sie legte die Arme um mich und drückte mich fest an sich, aber ich wusste, was Yoli meinte. Ich lehnte mich an ihre Schulter und atmete den süßen Kokosduft ihrer Sonnenmilch ein.
    »Ein Felsen?« Killian lachte und beugte sich vor, um Luft zu bekommen. »Ja, Alma, sei doch gefälligst nicht so ein Brocken.«
    Ich musste noch mehr lachen und versuchte die Nase hochzuziehen, die mir von dem Geheule lief. Yoli schob mich zurück und wischte mir mit dem Handrücken die Tränen fort. »Jetzt aber los. Mann, was für ein beschissener Tag!«, schrie sie über die Bucht. Ihre Stimme verhallte im Nichts, hier oben, am höchsten Punkt der Insel.
    Das ließ mich einen Moment aufhören. Ich glaube nicht, dass ich Yoli jemals so schreien gehört hatte. Dann packte Killian Yoli beim Arm und schrie mit: » Aaaahhhh!«
    Na gut. Meinetwegen. Das war so ein Moment für mein inneres Erinnerungsbuch. »Aaaahhhh!«, schrie ich ebenfalls. Jetzt musste nur noch Alma mitmachen. Die coole, grüblerische, beherrschte Alma.
    Sie verdrehte die Augen, und ihre Zigarette hing ihr zwischen den Lippen, sodass sie wie ein bekiffter Rockstar aussah. Einen Moment lang glaubte ich, sie würde uns im Stich lassen, wie wir da aus vollem Hals brüllten und uns wie die Idioten aufführten, während sie die Obercoole blieb. Doch dann ließ sie ihre Tasche auf den Kies fallen, nahm die Zigarette aus dem Mund und kreischte mit: »Aaaahhhh!«
    Ich schwöre, dass die Vögel aufflogen, um sich nach einem sichereren Platz umzusehen, aber es war mir egal. Es fühlte sich gut an - so gut! -, alles herauszuschreien.

    »Aaaahhhh!«
    Dann hörten wir auf, schnappten nach Luft und breiteten die Arme weit aus. So. Wir hatten alles rausgelassen. Ich lächelte übers ganze Gesicht. Egal, was auf jede von uns wartete, wir würden das schon hinkriegen.
    Und das brachte mich schließlich darauf. Es war in Ordnung, loszulassen und etwas zu tun, was mein Herz wollte. Ich wusste, dass es Lorenzo wehtun würde, vor allem auch meiner Mutter, und meine Freundinnen würde es vielleicht irritieren, aber ich musste anfangen, mein eigenes Leben zu leben, nicht das eines anderen. Endlich.

    Ich weiß nicht, warum ich wartete, bis uns das Taxi vor dem Hafen absetzte, ehe ich etwas sagte. Vielleicht hoffte ich noch, dass sich die Stimmen der Vernunft melden und mich umstimmen würden, aber jetzt
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