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Die verfuehrerischen Vier

Titel: Die verfuehrerischen Vier
Autoren: Gaby Triana
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bleiben!
    Nein!

    Doch!
    Nein!
    Ich sah, wie sich Santi und Monica fragend anblickten. Ich hatte vergessen, dass sie ja von Raul nichts mitbekommen hatten. Die Mädchen würden sie schon aufklären. Ich packte Killian und umarmte sie fest. Wir legten einen kleinen wirbelnden Tanz hin und lachten und lachten. »Nicht zu fassen, dass du noch verrückter bist als ich«, sagte sie.
    »Komm doch mit mir, Kil«, sagte ich.
    »Ich kann nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Hier ist für mich nicht genug los, Fee.«
    Ich nickte. Ich wusste, dass Killian einen Ort mit mehr Action brauchte, aber einen Versuch war es wert gewesen.
    »Halt da oben auf dem Deck nach uns Ausschau, ja?«, sagte Killian und deutete hinauf. »Genau da oben, auf dieser Seite.«
    »Mach ich.«
    Sie drückte mir nacheinander zehn Küsse auf die Wange, wie eine Mutter, die ihre Fünfjährige im Kindergarten zurücklässt, dann winkte sie. Das war’s. Einer der Offiziere lächelte mir zu und führte mich zur Gangway. Ich war die Einzige, die das Schiff verließ. Und wenn ich erst draußen war, dann war es aus. Dann gab’s kein zurück. Kein Bedauern. Wenn ich es doch bedauern sollte, konnte ich einen Flug nach Hause buchen, fertig. Kein Problem.
    Ich komm klar, dachte ich wieder und betrat rückwärts die Ausgangshalle. Alle winkten und ich drehte mich um und verschwand in dem Tunnel. Am Ende der Gangway sprang ich hinüber auf den Kai, genau in dem Moment, als ein Hafenarbeiter sie zurückzuschieben begann. Er signalisierte der Mannschaft auf dem Schiff, dass alles klar sei.

    »Vielen Leuten gefällt es hier«, sagte er zu mir.
    Ich war also nicht die Erste, die so etwas machte, auch wenn ich mir so vorkam.
    Ich lehnte mich an eine niedrige Backsteinmauer, auf der ein paar Einheimische und Taxifahrer saßen, Möwen fütterten und den Ablegmanövern der Schiffe zusahen. Ich versuchte, das Gefühl zu unterdrücken, dass ich abgeschoben wurde, dass ich irgendwo war, wo ich nicht ganz hingehörte. Die Temptress ohne mich ablegen zu sehen, machte mich ganz kribbelig. Aber ich musste mich ja nur umdrehen und die Insel ansehen, auf der ich eine Weile leben würde, und schon war ich wieder begeistert.
    Ja, ich tat das Richtige. Ich war mir sicher. Und ich würde es nicht bereuen.
    Ich fand das Taxi, das mir der Purser bestellt hatte. Der Fahrer wirkte total vertrauenserweckend, ein junger Mann in meinem Alter. »Kannst du noch mal kurz warten?«, fragte ich ihn.
    »Kein Problem«, sagte er, nahm meine Taschen und verstaute sie im Kofferraum.
    Fieberhaft suchte ich das Oberdeck ab, um einen letzten Blick auf meine Mädels, Santi und Monica zu werfen. Nach ein paar Minuten tauchten sie alle auf. Killian drängte jemanden zur Seite, damit sie mich besser sehen konnten. Ich lachte. Das Mädchen würde sich nie ändern. Oder vielleicht doch, wer weiß. Sie winkten und pfiffen und sprangen auf und ab. Dann heulte das Horn des Schiffes und übertönte sie, und ich hatte endlich mein Love Boat -Erlebnis.
    Als sich die Temptress langsam vom Kai entfernte, wurde ich plötzlich von der Bedeutungsschwere meiner Entscheidung ergriffen. Ich würde schon klarkommen. Ich zog das durch. Ich zog es wirklich durch. Ich sah hinauf, wie sie winkten und
riefen: »Wir lieben dich, Fiona! Wir lieben dich!« Ich schickte ihnen Handküsschen und plötzlich fiel mir mein Fotoapparat ein. Ich kramte in meiner Tasche, fand ihn und machte fünf, sechs letzte Bilder von ihnen.
    Manchmal erkennt man einfach einen Augenblick, den man nie wieder vergessen wird. Das war so einer. Mit allen Sinnen sog ich die Eindrücke auf: das Schiff, das mit meinen Freundinnen ablegte, die Berge im Hintergrund, der dunkler werdende, orange und lila gefärbte Himmel dahinter. Nie hätte ich erwartet, dass meine Kreuzfahrt so zuende ging, aber ich war auch nicht vollkommen überrascht davon. Ich war reif für etwas Neues gewesen, schon ehe die Reise begann. Wahrscheinlich hätte ich gar keine Wahrsagerin gebraucht, um das zu begreifen.
    Ich winkte den Mädchen und der Temptress ein letztes Mal zu. Das Horn heulte erneut auf und der tiefe Ton ließ alles in mir vibrieren. Ich tastete nach meinem Armband und drehte den Haken von meinem Körper weg. Dann holte ich supertief Luft, stieß sie rasch wieder aus, öffnete die hintere Tür des klapprigen Taxis und stieg ein.

Danksagungen
    Dieses Buch wäre ohne die folgenden Personen nicht zustande gekommen:
    Mein Agent Steven Chudney. Er ist nicht nur klug, sondern auch
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