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Die verfuehrerischen Vier

Titel: Die verfuehrerischen Vier
Autoren: Gaby Triana
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aufbrachen. Ich würde es in meinem neuen Quartier aufhängen, wo auch immer das sein mochte, und es mir jeden Tag ansehen. Es war erst vor sechs Tagen gemacht worden, aber es kam mir vor, als sei ein ganzes Leben vergangen. Ich war inzwischen eine andere geworden. Ich ließ vier Abzüge machen und jedes meiner Mädels bekam einen.
    Santi trug meine Tasche und zeichnete ein paar Formulare beim Purser ab. Ich merkte, dass ihm mein Gehen nicht recht war, schließlich war er ja unsere Aufsichtsperson, aber an der Art, wie er die ganze Zeit den Kopf schüttelte und seufzte, konnte ich auch ablesen, dass er einsah, dass ich erwachsen war und juristisch gesehen meine eigenen Entscheidungen treffen konnte. Ich schwor mir, ihn zu verteidigen, wenn ich mich am Telefon mit meiner Mutter auseinandersetzte. So viel hatte er verdient. Weil er mir geholfen hatte zu erkennen, dass Lorenzo überhaupt nicht so wie er war. Kein bisschen.
    Das Schiff sollte in zehn Minuten auslaufen.
    Der Purser rief ein Taxi, das mich für die erste Nacht zu einem Hotel bringen sollte. Von da an würde ich mich selbst um eine Unterkunft kümmern müssen. Entweder könnte ich noch ein paar Nächte bleiben oder in ein möbliertes Apartment ziehen. Er sagte, davon gäbe es genug, weil so viele Leute Eigentum auf der Insel hatten, aber nicht die ganze
Zeit dort wohnten und die restliche Zeit ihre Wohnungen vermieteten. Wie auch immer, ich würde etwas finden.
    Ich komm schon klar , sagte ich mir die ganze Zeit. Es war noch keiner daran gestorben, dass er nicht wusste, wie seine nächsten Schritte aussahen. Vielleicht fand ich sogar eine Konditorei und konnte fragen, ob sie eine Aushilfe brauchten. Alles war möglich.
    »Oh! Warte, warte, warte, warte …«, sagte Killian. Sie ließ mein Haar los, das sie mal wieder zu einem Zopf zwirbelte, und rannte in die Aufzughalle davon.
    Zuerst umarmte ich Santi und Monica und dankte ihnen, dass sie so verständnisvoll waren, so gut auf uns aufgepasst und mir Geld gegeben hatten, was sie nun wirklich nicht hätten tun müssen. Dann sah ich Alma an. Sie presste ihre Lippen zu einem Lächeln zusammen, und als ich sah, dass ihr Tränen in die Augen stiegen, wusste ich, dass ich das Richtige tat. Sie drückte mich fest und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Wir sehen dich bald wieder, okay?« Ich hatte sie nie für die Optimistin unter uns gehalten, aber sie gab mir das Gefühl, dass das hier nicht das Ende war. Nur eine Auszeit.
    Yoli hingegen weinte schon, und ich musste sie festhalten, damit es sie nicht schüttelte. Santi hielt ihre Schultern von hinten und massierte sie, damit sie sich entspannte. »Alles wird gut«, sagte ich ihr ins Ohr. »Hier gibt es auch Telefone. Und ich suche ein Internetcafé. Wir bleiben in Kontakt. Keine Sorge.« Aber ich hatte das Gefühl, dass nichts, was ich sagte, sie beruhigen konnte. Deshalb drückte ich sie einfach nur ganz fest.
    Killian kam zurück, an der Hand einen superheißen Jungen. Er passte nicht so recht ins Bild, weil er nicht einer von meinen besten Freundinnen war, aber egal. Ich schuldete
ihm einen Kuss und versprochen ist schließlich versprochen.
    Raul nahm mich beiseite. »Sie hat gesagt, dass du hierbleibst?«
    »Ja.« Ich lächelte.
    Er nahm meine Hand und drückte seine Stirn an meine. »Wow. Das ist echt mutig.«
    »Also, vielleicht ist es ja nur für ein paar Wochen oder den Rest des Sommers, ich bin nicht sicher. Aber darum geht es. Zur Abwechslung möchte ich es gar nicht wissen … ich möchte nur gerne den Spaß haben, es rauszufinden.«
    »Das ist genau das Richtige. Du bist …« Er verstummte und suchte nach dem richtigen Wort, aber manche Jungs haben Schwierigkeiten, sich richtig auszudrücken, vor allem, wenn sie Systemanalytiker werden wollen, was auch immer das sein mochte. »Umwerfend.«
    Ich lächelte. Mit umwerfend konnte ich leben. Ich reckte mich und drückte meine Lippen auf seinen Mund und spürte seine Lippen ein letztes Mal. Für einige Zeit zumindest. Seine Küsse waren zu schön, um nicht mit ihm in Kontakt zu bleiben. Ich musste mir auf jeden Fall schnell ein Handy und einen Computer organisieren. »Pass gut auf«, sagte ich.
    »Du auch. Du wirst uns fehlen beim Abschluss der Kreuzfahrt. Ich geb deinen Freundinnen meine diversen Adressen.«
    »Okay.«
    Er lächelte und trat zurück, und meine Hände fielen schlaff nach unten. Ich sah ihm nach, wie er durch die Lobby ging und in einem Gang verschwand.
    Seufz.
    Vielleicht sollte ich doch
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