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Die verfuehrerischen Vier

Titel: Die verfuehrerischen Vier
Autoren: Gaby Triana
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festen Händen war. Auf der anderen Seite war ich, rannte auf dem Schiff herum und suchte nach ihr, wo ich doch mit Raul hätte zusammen sein können. Und es machte mir echt zu schaffen, dass ich nicht machen konnte, was ich wollte, weil ich daheim eine Verpflichtung hatte - einen Freund, in den ich verliebt war, aber wohl nicht mehr ganz so sehr wie früher…
    War ich eifersüchtig?
    Killian saß dicht bei Yoli, als habe sie gerade eine neue Seelenverwandte gefunden, und versuchte, sich ihre Schadenfreude nicht anmerken zu lassen. »Du hättest es aber fast gemacht, stimmt’s? Du kannst es mir ruhig sagen.«
    Yoli lächelte erst zaghaft, dann verzog sich ihr Gesicht zu einem übermütigen Grinsen. »Ich wollte schon, aber ich will ihn noch ein paar Mal treffen und sehen, wie es mit ihm läuft.«

    »Während wir also die ganze Zeit nach dir gesucht haben, warst du bei dem Typ«, sagte ich. Und ich hatte gedacht, sie sei vielleicht über Bord gefallen oder die Latina-Barbie hätte sie abgemurkst oder sie wandelte wie ein Gespenst über die Insel.
    »Fernie«, stellte sie richtig. »Genau. Aber als ich sein Zimmer verlassen hab, bin ich zu Santi. Ich hab ihm erzählt, wo ich war.«
    »Echt?« Noch eine Überraschung für mich. Sie war zu ihrem Bruder gegangen, was ja irgendwie verständlich klang. Immerhin ist er ihr Fleisch und Blut. Aber ich ärgerte mich, dass sie nicht zu mir gekommen war.
    Wir lehnten uns alle zurück und stöhnten auf.
    Sie hätte zu mir kommen sollen. Ich bin ihre beste Freundin.
    Andererseits - gestern in unserer Kabine hatte ich auch nicht mir ihr reden wollen, nachdem ich das über Raul herausgefunden hatte. Und sie war doch so lieb gewesen und hatte wissen wollen, ob es mir gut ging. Aber ich hatte nur die Achseln gezuckt. Na gut. Vielleicht mussten wir zwei uns mal eine Weile in Ruhe lassen.
    Ich bemerkte, dass mir Yoli verstohlene Blicke zuwarf. Ich versuchte einzuschätzen, was sie dachte. Sie lächelte mir halbherzig zu. Sei’s drum. Na gut, Yoli durfte auch mal etwas Dummes anstellen, wenn man bedachte, dass sie das fast nie tat. Aber es war schon seltsam. Bei Killian hätte ich mir so was vorstellen können, aber Yoli? Ich kam kaum drüber weg.
    Ich hatte das Bedürfnis, aufs Schiff zurückzukehren und mich an den Rand des Bugs zu stellen, die Arme zu heben und mich vom Wind erfassen zu lassen, wie Killian. Ich wollte verstehen, warum meine Freundinnen und alles, was sie taten, mich auf einmal ärgerte. Dann fiel mir ein, was Alma in Sachen Lorenzo gesagt hatte und dass Beziehungen manchmal
einfach auslaufen, und ich konnte nicht anders, ich überlegte, ob das auch bei uns so war.
    Wieder legte ich Yoli die Hand auf die Schulter, um ihr anzudeuten, dass ich auf ihrer Seite war, auch wenn ich nie gemacht hätte, was sie getan hatte. Oder doch? Sie sah meine Hand kurz an, dann neigte sie den Kopf zur Seite und legte ihn fest darauf. Es kam mir fast so vor, als ob wir auf dieser Kreuzfahrt vieles gelernt hätten, dass von nun an alles gut für uns laufen und nichts Schlimmes passieren würde. Ich hatte das Gefühl, die Prophezeiung viel zu ernst genommen zu haben. Aber hundert Prozent sicher war ich noch nicht.
    Was mich auf einen Gedanken brachte.

Tag 6, 13.14 Uhr
    St. Thomas, Amerikanische Jungferninseln
    »Also, gehen wir«, sagte ich laut und stand unvermittelt auf.
    Die Mädchen rutschten unruhig hin und her. »Wohin?«, fragte Killian und streckte die Beine.
    »Kommt einfach mit mir mit, ja?« Ich ging zur Straße zurück und sah über die Schulter. Folgten mir meine Küken?
    Sie standen rasch auf, ergriffen ihre Taschen und beeilten sich. Wir gingen zwei Häuserblocks entlang, dann bogen wir nach rechts ab. Ich war ziemlich sicher, dass die Richtung stimmte. Wenn es dort nicht zu teuer war, konnten wir mal reinschauen. Aber erst mal wieder um die Ecke. Nein, diese Richtung …
    Ich hörte Alma, die zwei Schritte hinter mir war. »Vielleicht schleppt sie uns in eine Klapsmühle.«
    Killian lachte. »Stimmt das, Fee? Bringst du uns in die Geschlossene Abteilung? In eine Gummizelle?«
    Yoli holte mich ein und hakte sich bei mir unter. »Tut mir leid.«
    »Was?«, fragte ich ein bisschen ungehalten. Drakes Passage, nächste Straße.
    »Dass ich nicht zu dir gekommen bin. Ich hatte so das Gefühl … ich weiß nicht … als ob du es nicht verstehen würdest. Aber Santi ist neutrales Gebiet.«

    »Was sollte ich daran nicht verstehen, Yoli? Mach dir nichts draus, ist schon okay.«
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