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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte
Autoren: Nina Blazon
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nichts zu tun«, antwortete Tobbs würdevoll. »Daran ist Dopoulos schuld. Er hatte die Furien nicht unter Kontrolle.«
    »Tja«, entgegnete Neki herablassend, »das zeigt ja wohl nur zu deutlich, dass ihr beide verwandt seid!«

TAIKI
    Kali hatte eine Torte spendiert. Zum Glück hatte sie die Zutaten nicht selbst ausgesucht, denn eine Torte aus Totenschädeln mit schwarzer Pechglasur hätte wohl selbst in der Taverne niemand angerührt. Diese hier bestand aus Marzipan mit Leuchtfaltermotiven und kleinen Füchsen aus Orangenschalen.
    Als Souvenir hatte Dopoulos die Flügel der Telegrammlibelle mit Nekis Botschaft aus Doman auf die Spitze gesetzt. Heute Morgen war das Insekt mit circa hundertachtzig Stundenkilometern in der Taverne eingetroffen. Dummerweise war das Fenster noch geschlossen gewesen. »Dopoulos! Neffe mal wieder in Gefahr – schick Wanja. Neki«, war auf den Flügelresten des Eilboten zu lesen.
    Tobbs hatte viele Familienfeste erlebt, aber das hier war das erste, das nur ihm galt. Fast war ihm die Aufmerksamkeit peinlich. Da war es eigentlich ganz angenehm, dass wenigstens Dopoulos wieder ganz der Alte war. Er hatte das Löwenfell wieder gegen seine Schürze eingetauscht und den Morgenstern des Helden gegen den großen Schlüsselbund der Taverne.
    Niemand hätte je vermutet, dass sich hinter der Fassade des höflichen, manchmal sogar unterwürfigen Wirts ein Heldenschicksal verbarg. Seinen Neffen behandelte Dopoulos so, wie er ihn schon seit dreizehn Jahren behandelte: mürrische Gerade-mal-so-Beachtung.
    Auch Tobbs hatte mit seinem Onkel seit seiner Rückkehr kaum drei Worte gesprochen. Die Stimmung zwischen ihnen war immer noch angespannt, es war noch längst nicht alles gesagt.
    Aber wenn Tobbs sich unbeobachtet fühlte, betrachtete er den Wirt verstohlen und konnte nicht anders, als ihn doch ein wenig zu bewundern. Niemals hätte ein ganz normaler Mensch es zum Beispiel gewagt, den Furien, die nun an der Tür aus Kandara standen, ihre rauchenden Fackeln abzunehmen.
    »Du auch!«, befahl Dopoulos einer schwarzhaarigen Furie mit vampirartigen Dolchzähnen. »Her damit oder alle Damen bleiben heute draußen!«
    »Ich habe den Wald nicht angesteckt!«, beteuerte die Furie mit großen, unschuldig glühenden Augen. »Das war die da drüben!«
    »Bin ausgerutscht!«, rechtfertigte sich die Verpetzte. »Ich schwör’s! Keine Absicht!«
    »Die Fackeln bitte!«, sagte Dopoulos mit lediglich einem Quäntchen mehr Nachdruck. Und die Furien maulten, aber sie fügten sich. Und Tobbs musste zugeben, dass ihn das ziemlich beeindruckte.
    Viel Zeit für heimliche Bewunderung blieb ihm jedoch nicht, Verwandtschaft Nr. 27 – eine Hexe aus Kandara – war eben zu ihm getreten und schüttelte seine Hand, als sei sie ein Barkeeper und Tobbs ein Cocktail.
    »Hallihallo!«, kicherte sie irr. »Du kennst mich noch nicht, ich bin die Nelly, eine Nichte der angeheirateten Großcousine deines Vaters. Habe erst heute erfahren, dass Menandros einen Sohn hat! Willkommen in der Familie!«
    Tobbs lächelte. »Angenehm«, sagte er. »Ich heiße Taiki. Viel Spaß bei der Feier.«
    »Ganz der Vater!«, rief die Hexe und schielte entzückt. »So höflich!« Ehe Tobbs sich dagegen wehren konnte, hatte sie ihn schon mit ihren dürren Fingern in die Wange gekniffen und rüttelte daran, bis Tobbs’ Zähne aufeinanderschlugen.
    »Du wolltest Verwandtschaft, da hast du sie«, raunte ihm Wanja im Vorübergehen zu und grinste.
    Schon klingelte es an der nächsten Tür – diesmal das Tor ins Land Tinadin – und Dopoulos eilte mit klirrendem Schlüsselbund den Flur hinunter und ließ die neuen Gäste ein.
    Tobbs wandte sich um und ging wieder in den großen Gastraum zurück. Mamsie Matata, die neben der Theke hing, hatte sich hübsch gemacht. An ihrem Gewand klimperten unzählige Silberglöckchen und ihre verwirrend unterschiedlichen Augen hatte sie mit weißer Schminke betont, die in ihrem ebenholzschwarzen Gesicht besonders hell leuchtete.
    »Na, Junge? Auf diesen Augenblick hast du lange gewartet, was?« Die Spiegelfrau lächelte ihm warm zu. »Aber wo bleibt nur das geschorene Ziegenmädchen?«
    Gute Frage. Tobbs stellte sie sich auch schon seit einer Stunde. In wenigen Minuten würde der Tanz beginnen und Anguana war immer noch nicht da! Suchend sah er sich im Schankraum um.
    Er war mit Zweigen und Blattwerk geschmückt und erweckte fast den Anschein, als würden sie in einem Wald feiern. Die Papierservietten auf den Tellern
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