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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte
Autoren: Nina Blazon
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waren zu kleinen Origami-Füchsen gefaltet.
    Die Tische waren in langen Reihen an der Wand entlang aufgestellt worden, damit genug Platz für die Tanzfläche blieb. Und die Dämonenband, die extra aus Olitai eingeladen worden war – vier hundeköpfige Männer und ein grünhäutiger Schlangenmensch –, stimmte grässlich anzusehende Instrumente mit dornigen Auswüchsen.
    Sogar Tobbs’ bester Dämonenfreund Sid war zu seiner Feier gekommen und versuchte gerade, Wanjas Tante, der Hexe Baba Jaga, ein Glas Marindensirup in den Kragen zu schütten.
    Pech für Sid.
    Tobbs musste grinsen, als er sah, wie sein völlig überrumpelter Freund gleich darauf ein unfreiwilliges Bad in der Sirupschüssel nahm.
    Ganz klar: Alle amüsierten sich bestens. Nur vom wichtigsten Gast noch keine Spur.
    »Na, Tobbs?«, meldete sich Mamsie Matata wieder zu Wort. »Was machst du denn jetzt für ein Gesicht? Das ist dein großer Tag! Bist du denn nicht glücklich?«
    »Doch, schon«, murmelte er.
    Mamsie Matatas hellgrünes Auge fing das Licht einer Kerze ein und leuchtete auf. Sie beugte sich zum Spiegelglas vor und lächelte Tobbs verschwörerisch zu.
    »Jetzt erzähl mir nicht, dass Anguana diesem Friedhofsgeist immer noch hinterhertrauert!«
    »Natürlich nicht!«, rief Tobbs. Nun, das war nicht die ganze Wahrheit. Tobbs hatte keine Ahnung, wie es Anguana ging oder woran sie dachte oder nicht dachte. Seit ihrer Rückkehr in die Berge hatten sie sich nicht mehr gesehen.
    »Sieh doch mal im Keller nach«, schlug Mamsie Matata vor. »Vielleicht kommt sie ja über den Hausbrunnen.«
    Daran hatte Tobbs noch gar nicht gedacht.
    »Klar!«, rief er. »Ich schau gleich mal runter! Bis dann!«
    Rasch, bevor ihn wieder irgendeine Cousine-Tante-Schwester-von-irgendwem abfangen konnte, schlüpfte er in den Flur und huschte zur Kellertür. Die mumifizierten Zeigerfinger der Krötenuhr am Ende des Gangs deuteten schon mahnend auf neun Uhr abends. Gleich würde die Musik beginnen.
    Genau gegenüber der Kellertür hing immer noch der Steckbrief mit der Abbildung von Ankou Arnold. Die Belohnung für die Ergreifung des flüchtigen Friedhofsgeistes war auf hundert Dupeten erhöht worden. Beim Anblick des nicht gerade schmeichelhaften Porträts musste Tobbs lächeln. Arnold sah darauf aus wie ein Verbrecher, mit einer Stirn, so niedrig wie die Absichten, die sich in den dunklen Augen spiegelten. Und Tobbs ertappte sich dabei, wie er hoffte, dass Arnold und Amaterasu eine schöne Zeit in Doman hatten.
    Verstohlen sah er sich um, dann langte er zum Steckbrief und riss ihn von der Wand.
    Wehmütig erinnerte er sich an Doman. Es war erst wenige Tage her und fühlte sich an wie Wochen oder Monate. Er sehnte sich nach seiner Mutter und nach Moriko. Er vermisste die Stadt der Leuchtkäfer. Und er dachte auch oft an Haruto. Ob es ihm gut ging?
    »He, Schankjunge!«, rief ihm Dopoulos über den Flur zu, als wäre in den vergangenen Tagen nichts geschehen. »Hör auf, an der Kellertür herumzulungern, und kümmere dich gefälligst um deine Gäste.«
    Tobbs warf einen Blick in das schartige Kellerloch, dann schnaubte er und wandte sich ab.
    Dann eben nicht, dachte er traurig. Schöne Freunde, die sich lieber in ihrem Liebeskummer suhlten, statt zu seiner wichtigsten Party zu kommen!
    Gerade wollte er zurückgehen, als er im Keller ein Plätschern hörte und gleich darauf hastige Schritte auf der Treppe. Dann flitzte Anguana aus der Tür in den Flur – klatschnass. Ihr Kleid zog einen ganzen Bach hinter sich her und ihre kurz geschorenen Haare waren mit Baumharz zu einer Igelfrisur geformt.
    Tobbs’ Ärger verflog auf der Stelle.
    »Endlich!«, rief er. »Wo zum Höllenkreiselkuchen warst du denn?«
    »’tschuldigung«, sagte Anguana zerknirscht und wrang eilig ihr Kleid aus. »Ich konnte nicht schneller, die Nymphen wollten mich nicht weglassen und haben ein Riesentheater gemacht. Eigentlich wollte ich auf einer Gämse ins Tal reiten und bei euch an die Tür klopfen wie jeder andere Gast aus dem Dorf, aber dann war es plötzlich schon so spät, da habe ich den Wasserweg genommen und …«
    Ihr Blick fiel auf Tobbs’ gelbes Seidenhemd mit den weiten Ärmeln und den Rüschen am Kragen.
    »Huihui«, meinte sie feixend und stieß einen leisen Pfiff aus. »Was kommt als Nächstes? Stickst du dir das Familienwappen ans Hemd?«
    »Sehr witzig!«, murrte Tobbs und wurde rot.
    Ja, das Hemd sah wirklich ein wenig albern aus, aber Wanja hatte darauf bestanden, dass er bei
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