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Die verborgene Grotte

Die verborgene Grotte

Titel: Die verborgene Grotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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machte einen Satz nach vorne, aber Sara legte ihm eine Hand auf den Arm. Dieses Signal dauerte länger als die anderen. Es war die Entwarnung, die Sprengungen waren vorbei.
    Karl blutete aus einer Wunde an der Stirn, Sara hatte sich die Arme aufgeschürft und ihre Jacke hatte einen langen Riss. Miriam humpelte und ihre Unterlippe war geschwollen. Sie lehnte sich an die Wand, starrte leer vor sich hin und zitterte. Sie schien vollkommen unter Schock zu stehen. Aber sie hatten es geschafft.
    Sie waren nach oben gekommen, ehe die Höhle eingestürzt war, ehe die Wassermassen sie wie Ratten ertränkt hätten. Und irgendwo dort unten waren noch immer Pilkins’ Gebeine und die Quelle der Jugend, die ironischerweise zu seinem Grab geworden war.
    Jetzt wollten Karl und Sara nur noch raus aus dem Haus, so schnell wie möglich. Aber kaum waren sie draußen, hielt Miriam plötzlich inne und sah sich um. Sie zögerte.
    »Worauf warten Sie?«, fragte Karl.
    »Kommen Sie schon«, sagte Sara ungeduldig. »Wir müssen hier weg. Das Haus kann jederzeit einstürzen.«
    Aber Miriam antwortete nicht, sondern starrte sie nur verwirrt an. Dann drehte sie sich um und verschwand zurück ins Haus.
    »Was hat sie denn nun schon wieder vor?«, stöhnte Sara.
    »Was machen wir denn jetzt?«, fragte Karl.»Wir können sie doch nicht einfach hierlassen.«
    Ratlos sahen sie sich an. Dann zuckte Sara mit den Schultern. Karl nickte schnell und beide eilten ebenfalls zurück.
    »Miriam! Nun kommen Sie schon!«, rief Sara.
     
    Aber von Miriam war nirgends eine Spur zu entdecken. Als hätte das Haus auch sie verschluckt. Überall sah es aus, als wäre ein Tornado durch die Räume gefegt. Das Esszimmer war menschenleer, also eilte Sara weiter in die Küche, Karl nur wenige Schritte hinter ihr. Aber auch dort: keine Miriam. Jedenfalls nicht auf den ersten Blick.
    Doch plötzlich spürte Karl kalten Stahl an seinem Hals.
    Vor Schreck blieb er stocksteif stehen. Miriam hatte ihm hinter der Tür aufgelauert und ihn unvermittelt gepackt. Mit der einen Hand zerrte sie seinen Kopf an den Haaren nach hinten, mit der anderen presste sie ihm ein Messer an die Kehle.
    »Sara   …« Karl hörte selbst, wie hilflos er klang.
    Sara drehte sich um. Erschrocken blieb ihr der Mund offen stehen und ihre Augen wurden groß und dunkel.
    »Was machen Sie da!«, schrie sie Miriam an.»Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen? Wenn das wieder ein Scherz sein soll, dann ist er nicht lustig!«
    Miriam Matin lächelte, fast schien es, als täte Sara ihr leid. Sie räusperte sich, ehe sie antwortete.
    »Arme, einfältige Kinder. Ihr versteht natürlich gar nichts. Aber danke, dass ihr mich da rausgeholt habt. Ich hatte schon befürchtet, nie wieder aus diesem Felsenloch herauszukommen. Hatte schon fast bereut, dieses Klippengrundstück gekauft zu haben, das alle für wertlos hielten. Weil sie keine Ahnung davon hatten, dass es ein Herz besitzt, eine Quelle.«
    Karl hielt die Luft an. Diese Stimme. Sie war dunkel und heiser. Eine Männerstimme. Das war nicht Miriam Matin, die mit ihnen sprach.
    »Nun, vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen«, sagte die raue Stimme. »Mein Name ist Pilkins. Dies ist mein Haus.«
    Karl schluckte und merkte, wie sich die Klinge fester gegen seinen Hals drückte.
    Sara schluchzte.
    »Es ist fast zu schön, um wahr zu sein«, fuhr Pilkins in Miriams Körper fort. »Aber nur fast. Dieser Körper ist zu alt für mich. Du dagegen, mein Junge, bist geradezu perfekt geeignet.«

K apitel 18

    Langsam drehte Karl den Kopf so weit, wie es die Klinge an seinem Hals zuließ, und begegnete Miriam Matins Blick. Aber es war nicht Miriam, die ihn mit gierigen Augen musterte, als wäre er ein Pferd auf dem Markt oder ein Schwein, das geschlachtet werden sollte. Es war Pilkins’ Blick in Miriams Gesicht.
    Pilkins nickte in Richtung des Bechers, der mit Wasser gefüllt auf der Küchenanrichte neben Miriam Matins magischem Fläschchen stand. Der Deckel lag davor.
    »Was für ein Glück, dass dieser dämliche Körper nicht nur den Kelch, sondern auch noch eine Flasche bei sich hatte. Diese letzten kostbaren Tropfen aus der Quelle der Jugend sind alles, was ich brauche.«
    Karl starrte den Becher an. Miriam hatte aus der Quelle getrunken und Pilkins hatte ihren Körper übernommen. Wenn er jetzt aus dem Bechertrank, würde es ihm genauso ergehen. Aber wie war das möglich?
    »Wo ist Miriam?«, fragte Sara da plötzlich. »Was haben Sie mit ihr

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