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Die verborgene Grotte

Die verborgene Grotte

Titel: Die verborgene Grotte
Autoren: dtv
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würde auch sie alt genug sein, um die Briefe zu lesen, die an sie gerichtet waren.
    Da piepte sein Handy. Eine SMS von Sara. »Motor klar, Gangschaltung auch. Komm zur Probefahrt.«
    Karl stand auf. Von hier oben hatte man Aussicht über ganz Krabbsjögrund. Alles sah so ruhig aus. So friedlich. Heute war wirklich ein schöner Tag.

K apitel 22

    Die Stimmung in dem vollbesetzten Saal war angespannt und erwartungsvoll. Das Publikum wartete mucksmäuschenstill, alle Aufmerksamkeit auf das gerichtet, was oben auf der Bühne passieren sollte.
    Ein Scheinwerfer war auf den Illusionisten gerichtet, der mit ernstem Gesicht den Blick über die Zuschauer schweifen ließ und sich räusperte.
    »Zu allen Zeiten haben die Menschen versucht, das Rätsel des Alterns zu lösen. Auf jede erdenkliche Art und Weise wollte man die Zeit anhalten, um für immer jung zu bleiben.«
    Auf der Bühne war ein Tisch mit einer roten Decke aufgebaut worden, auf dem ein altertümlicher Kelch stand. Mit einer dramatischen Handbewegung zeigte der Illusionist auf das Gefäß.
    »Hier ist er   – der Kelch der ewigen Jugend. Wer ein einziges Mal daraus trinkt, wird wiederjung. An dieser fantastischen Verwandlung will ich Sie heute Abend teilhaben lassen.«
    Gemurmel und vereinzeltes Lachen wurden im Zuschauerraum laut. Viele schüttelten ungläubig den Kopf. Der Illusionist kümmerte sich nicht darum, sondern verschwand für einen Augenblick in den Kulissen, um seine Assistentin zu holen. Das Publikum klatschte. Die Assistentin blinzelte ins Scheinwerferlicht und warf der Menschenmenge einen abschätzigen Blick zu.
    »Meine zauberhafte Assistentin hier träumt schon seit Langem davon, wieder jung zu sein. Heute Abend nun soll ihr Wunsch in Erfüllung gehen.«
    Der Illusionist nahm den Becher und hielt ihn seiner Mitarbeiterin entgegen. Sie schnupperte zögerlich an der Flüssigkeit, dann trank sie. Das Publikum hielt den Atem an und wartete gespannt darauf, was nun passieren würde.
    Als die Assistentin ausgetrunken hatte, führte der Illusionist sie zu einem vorne offenen Kasten, den er aus allen Richtungen zeigte, damit sich jeder davon überzeugen konnte, dass er leer war. Dann nahm die Assistentin darin Platz. Ein Vorhang verbarg sie vor den Blicken des Publikums.
     
    Still und konzentriert verharrte der Illusionist einen Moment, dann zog er den Vorhang wieder auf. Erst ging ein überraschtes Raunen durch den Saal, dann brandeten Applaus und Jubelrufe auf. In der ersten Reihe saßen Mama, Großvater und Sara und klatschten wie verrückt. Oben auf der Bühne machte Karl eine tiefe Verbeugung.
    Im Schrank saß ein kleines Katzenjunges.
    Zufrieden schaute Karl zu der lachenden Miriam Matin, die mit der Assistentin im Arm in den Kulissen stand. Sie zwinkerte ihm zu.
    »Bravo, Karl!«, rief Mama.
    »Zugabe!«, schrie Großvater.
    Ganz Krabbsjögrund applaudierte dem Illusionisten, der seiner rot getigerten, pelzigen Assistentin die Jugend zurückgegeben hatte, als plötzlich ein kleines Mädchen aus der zweiten Reihe »Papa! Schau mal da!« rief. »Die Katze ist nicht nur jung gezaubert geworden, sie hat sich sogar vermehrt!«
    Überrascht drehte Karl sich um und dann sah auch er, dass inzwischen alle Katzenkinder der Assistentin ausgelassen auf der Bühne herumtollten und versuchten, gegenseitig ihre Schwänze zu fangen.

E pilog
    So. Nun soll also alles vorbei sein. Karl Dymling ist glücklich. Das Böse ist besiegt, sein Nest vernichtet. Ganz Krabbsjögrund legt sich zur Ruhe, so rein und unschuldig wie ein kleines Kind   … Ja, das dürft ihr gerne glauben, wenn ihr wollt. Wenn es euch ruhiger schlafen lässt.
    Aber   – was, wenn das Böse gar nicht an einen Ort gebunden ist? Was, wenn es wieder und wieder neu geboren wird, sobald sich ein Mensch vom Guten abwendet?
    Wenn es so ist, dann steht es schlecht um uns alle.
    Aber nun schlaft gut. Warum auch nicht?
    Schlaft gut.

Informationen zum Buch
    »Ob das Haus den Fabrikanten wirklich gefressen hat? Tja, wer weiß. Seit diesem Tag hat ihn jedenfalls niemand mehr gesehen. Und niemand besucht freiwillig das einsame Haus auf dem Witwenfels.«
    Lange Zeit stand die alte Fabrikantenvilla leer, doch nun will die berühmte Illusionistin Miriam Matin dort einziehen. Karl lässt sich von den Spukgeschichten um das Haus nicht abhalten und hilft ihr beim Einzug. Dabei stößt er auf einen uralten, geheimnisvollen Kelch. Ist es der sagenumwobene Kelch der ewigen Jugend? Und hat dieser Kelch
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