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Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig

Titel: Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig
Autoren: Lewis Harris
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öffnete, und wir hetzten nach draußen. In der hintersten Ecke des Vorgartens erkletterte ich die Holzleiter in die Eiche der Verdammnis.
    Ich würde mich nicht als Frischluftfanatikerin bezeichnen, doch als wir nach Sunny Hill kamen, bestand ich darauf, dass Dad mir eine Bude im größten Baum des Vorgartens baute. Er war nicht gerade begeistert, doch ein kleiner telepathischer Schubs meinerseits wirkte Wunder. Das war schließlich das Mindeste, was er tun konnte, da wir ein herrliches Leben in Texas nur aufgegeben hatten, damit er mehr Geld verdiente. Ich wollte meine Eltern sogar dazu bringen, mir das Übernachten in meiner Bude zu erlauben, aber da war nichts zu machen, vorläufig jedenfalls. Ich habe nicht darauf bestanden - man muss seine Kämpfe mit Bedacht wählen. Das habe ich von Sunzi, dem alten Chinesen, der ein Buch über Strategie,
Spionage und Krieg geschrieben hat. Dad baute meine Bude dann nicht so hoch in den Baum, wie ich es wollte, aber hoch genug, um locker über den zwei Meter hohen Zaun sehen zu können, der die Morgloom Wälder umgibt, also praktisch den Garten vor und hinter unserem Haus.
    Durch ein Fenster hörte ich Gelächter und Geschrei ein Stück weit die Cherry Street runter, spähte durchs Fernglas und sah Sandy Cross und ihre beiden Trabanten Marsha und Madison wie Vollidioten auf dem Trampolin vor dem Haus an der Ecke herumhüpfen. Ein Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit, als ich mir vorstellte, wie eine von ihnen beim Salto die Körperbeherrschung verlor und auf den Gehweg purzelte. Bin ich etwa böse? Ich bitte dich. Mein Cousin in Texas hat ein Trampolin. Ich weiß noch, dass der Kick ungefähr zwei Minuten dauerte. Warum sollte irgendwer ein zweites Mal auf ein Trampolin wollen? Ich finde, das ist eigentlich ein darwinistisches Instrument, um die Spreu vom Weizen zu trennen.
    »He! Was siehst du dir an?«, rief eine Stimme von unten.
    Ich richtete mein Fernglas auf den Gehweg auf der anderen Seite des Zauns und nahm Dwight Footes rundes Gesicht ins Visier, das zu mir hinaufstarrte. Ich setzte das Fernglas ab und stellte fest, dass Fumio Chen neben ihm stand.

    »Spionierst du Sandy aus?«, fragte Foote.
    »Natürlich nicht!«, log ich und wies ins Unbestimmte. »Eine Eisvogeleule... ist gerade dahinten weggeflogen. Ihr müsst sie erschreckt haben - gute Arbeit. Es war das prächtigste Exemplar, das ich je gesehen habe.«
    Foote legte die Hände schützend über seine dicke Brille und blickte skeptisch umher. »Die hab ich aber nicht gesehen.«
    »He, lass uns hochkommen!«, rief Fumio, und die Sonne ließ seine Zahnspange funkeln.
    Hochkommen? In meinen Schlupfwinkel! Was wollten diese geklonten Clowns? Niemand betrat mein Baumhaus - natürlich nicht, denn ich hatte hier bisher niemanden kennengelernt. Aber sie warteten meine Erlaubnis sowieso nicht ab. Fumio hatte das Tor geöffnet und betrat mit Foote den Garten. Razor kam bellend angeschossen, und sein schwarzer, hotdogförmiger Körper umkreiste sie wie ein Zyklon.
    Fumio bückte sich grinsend und ließ die Wurstfinger wedeln, fuhr aber zurück, als Razor danach schnappte. »Wow, Hundi!«
    »Keine Bewegung«, warnte ich sie, schlüpfte durch das Loch im Boden, kletterte die Leiter runter und griff mir meinen Hund. Der jaulende Dackel wand sich in meinen Armen und bellte wie wild. »Habt ihr so wenig Grips, dass ihr bei fremden Leuten einfach
in den Garten schlurft? Sagt euch >Warnung vor dem Hund< gar nichts?«
    »Reg dich ab, Svetlana«, meinte Fumio nur und schreckte zurück, als Razor von Neuem losbellte.
    »Steigt die Leiter hoch, denn er kommt jetzt wieder auf den Boden«, warnte ich die beiden.
    Razor schnappte knurrend am Stamm herum. Ich stieg Fumio und Foote nach, als sie durch die Falltür verschwanden.
    »Cool«, sagte Foote, stöberte in dem winzigen Raum umher und griff sich meine Steinschleuder. Ich nahm sie ihm weg, packte sie in meinen Koffer und schloss den Deckel.
    »Aber echt öde Bücher«, meinte Fumio, nahm einen Agatha-Christie-Krimi von der Kiste und warf ihn in die Ecke.
    »Klare Sache: Euch Knallköpfen hat man einfach keine Manieren beigebracht«, stellte ich fest.
    »Cooles Baumhaus«, räumte Foote ein und sah sich bewundernd um.
    Die Bude war recht klein: nur ein Zimmer mit einem Fenster in jeder Wand, um in alle Richtungen sehen zu können. Ich hatte einen Koffer mit Vorhängeschloss, Bücherregale und eine Kiste hinaufgeschafft, die mir umgedreht als Tisch diente. Ein alter
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