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Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig

Titel: Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig
Autoren: Lewis Harris
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doch dafür war der rechte von oben bis unten eingegipst, was seinem kleinen Flug mit Dumloch Airlines zu danken war. Zum Glück hatten die Vorhänge des Schlafzimmerfensters und ein dorniger Busch am Boden ihn vor Schlimmerem bewahrt.
    Wir hatten beide ziemlich viel Glück gehabt. Schon
der Gedanke an die Explosion ließ mich schaudern. Lenora Bones fand, ich hätte tolle Arbeit geleistet, aber eigentlich war ich mit knapper Not einem Tod entgangen, bei dem es mich in tausend Stücke zerrissen hätte.
    Zum Mittagessen hatte ich einen Apfel und ein Doppeldecker-Sandwich eingepackt, unten Tomate, oben Himbeermarmelade (ich weiß, hört sich eklig an, aber es schmeckt lecker). Ehe ich zubiss, zerschnitt ich Footes würfelförmiges Steak, ohne dass er darum bitten musste, was vermutlich das Mindeste war, was ich tun konnte.
    »Danke, Svet«, sagte er lächelnd, konnte es sich also schon wieder nicht verkneifen, mich zu ärgern. »Du hast übrigens auf meinem neuen Gips noch nicht unterschrieben.«
    Warum eigentlich nicht? Ich fand eine freie Stelle zwischen all den Kritzeleien und gab meinen Senf mit schwarzem Filzstift dazu: »Immer auf dem Boden bleiben - Svetlana.«
    »Ha-ha.« Seine Blaubeeraugen blinzelten.
    »He, Leute«, sagte Sandy und hockte sich zu uns. Sie hatte schon die ganze Woche über an unserem Tisch gesessen. So schlimm ist sie gar nicht. Zwar hat sie einen lausigen Klamottengeschmack, aber jedem das Seine. Und was weiß ich schon von Style?
    »Wie lange hast du noch Hausarrest, Svetlana?«
    »Noch zwei Wochen. Dad sieht die Sache nicht so eng, aber Mom ist unerbittlich.«
    Sandy drehte mit dem Finger in ihrem blonden Haarschopf herum. »Meine Eltern lassen mich das Trampolin wieder aufbauen. Wenn ihr Lust habt, kommt doch mal vorbei.«
    Dwight wurde munter. »Wenn mein Gips erst ab ist, klar - falls mein Dad es erlaubt. Kann sein, dass er das nicht tut. In letzter Zeit denkt er, ich bin aus Glas oder so.«
    »Bis auf deinen Holzkopf«, ergänzte Fumio.
    Was für eine Deppentruppe! Möchtegerndeppen eigentlich. »Hat jemand von euch eine blasse Ahnung, wie viele Unfälle jedes Jahr beim Trampolinspringen passieren? Vielleicht können wir was anderes unternehmen? Vielleicht sogar einen Ausflug ins Einkaufszentrum.«
    »Einen Ausflug gern«, sagte Sandy, »aber nicht ins Einkaufszentrum. Das brauche ich nie wiederzusehen.«
    Ich war fast schon stolz auf sie.
    Als es zur letzten Stunde klingelte, hetzte ich ins Klassenzimmer. Ich durfte zum Biounterricht nicht zu spät kommen. Nachdem Larchs Stelle frei geworden war, musste Mom nicht mehr als Vertretungslehrerin arbeiten, sondern war nun Vollzeit-Biolehrerin an der Sunny-Hill-Schule. Zu Hause war sie locker,
doch im Unterricht trat sie auf wie ein General vor seinen Truppen. Trotzdem ist sie auf jeden Fall die beste Lehrerin überhaupt.
    Aber was sie einem alles an Hausaufgaben aufhalst!
    Dabei hätte sie mir gegenüber eigentlich ein Auge zudrücken sollen - schließlich habe praktisch ich ihr diese Stelle verschafft.

Sechsundzwanzigstes Kapitel

    Die Zeiger auf meinem Plastikhahn rückten gen Mitternacht. Ich schlüpfte unter dem Bett hervor und ertastete das Paket im Schrank. Das Mondlicht fiel als langes, bleiches Rechteck über den Boden. Ich stand am Fenster, spähte in das Gewirr aus Licht und Schatten im Vorgarten hinab und drückte das Paket an mein Pyjamaoberteil. Nichts bewegte sich auf den Straßen hinter dem Zaun. Die Fenster der Nachbarhäuser waren schwarz wie Höhlen. Nur einige Verandalampen leuchteten gelb und matt.
    Leise stieg ich die Treppe runter und ließ das leise Atmen von Mom und Dad hinter mir zurück. Unten klickten und surrten die Räder der Standuhr, während die Zeiger sich der Zwölf näherten. Ich hörte Razors Pfoten auf den Holzdielen und drehte mich um.
    »Guter Junge«, flüsterte ich, kniete mich hin und kraulte ihm den Nacken. »Razor, guter Junge.« Mit
glitzernden Augen beobachtete er mich im Dunkeln. Der Kühlschrank summte. Ich ging zur Küchentür. »Bleib hier«, rief ich ihm leise über die Schulter zu. Dann trat ich hinaus.
    Der Mond war ein helles Loch am Himmel - als hätte jemand ein Stück Dunkelheit herausgeschnitten, durch das nun Licht fiel, die Welt in flüssiges Silber tauchte und alle Kontraste verstärkte. Die nächtliche Kühle drang durch meinen Pyjama. Ich durchquerte den Vorgarten und ging auf einen großen Fleck Mondlicht zu. Dabei sah ich meinen Schatten.
    Ich kniete im frischen Gras, riss
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