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Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig

Titel: Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig
Autoren: Lewis Harris
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Hand. Er schrie und krümmte sich in Dumlochs Würgegriff. Der Geschichtslehrer hob ihn wie einen Sack Wäsche vom Boden.
    »Was haben Sie in meinem Schlafzimmer herumzuschleichen, Mr Foote?«, säuselte Larch und verdrehte mir dabei das Handgelenk, bis ich schrie. Heiße Tränen sprangen mir in die Augen. »Welche Horrorgeschichten hat die kleine Miss Grimm Ihnen nur in den leeren Riesenschädel gepflanzt?«
    Ich hatte den Geruch von Verwesung und schmutzigem Teppich in der Nase. Larchs rot lackierte Zehennägel befanden sich direkt vor meinen Augen. Sie packte noch fester zu. Ich biss die Zähne zusammen und rechnete damit, dass sie mir erneut qualvoll den Arm verdrehte.
    Larch drohte Foote mit dem Finger. »Was hattest du mit diesem furchtbaren Zahnstocher vor, kleiner Mann? Du willst dir doch bei mir keine Sechs fangen,
oder?« Sie kicherte - ein feuchtes Geräusch, das aus ihrem dunklen Herzen aufbrodelte. »Du willst doch bestimmt kein >ungenügend< im Zeugnis stehen haben.« Sie wies auf die schweren Gardinen an den Wänden und sagte zu Mr Dumloch: »Ich denke, Mr Foote muss... rausgeworfen werden.«
    Ich kniff die Augen zu. Der Verwesungsgestank erstickte mich beinahe. Ich schrie innerlich, und der stumme Schrei barst mir aus jeder Zelle, zerriss mich fast in eine verrückte und eine zornige Hälfte und erfüllte meinen Kopf wie ein gleißender Blitz. Ich nahm alle Kraft zusammen, zerrte, so fest ich konnte, und riss die Hand aus dem Griff der Lehrerin.
    Auch Foote schrie gellend und schlug um sich, als Dumloch ihn durchs Zimmer schleppte. Am Fenster ächzte der Lehrer und warf ihn in die geschlossenen Vorhänge. Hinter dem dunklen Stoff splitterte Glas, und Foote und die Vorhänge verschwanden. Dumloch beugte sich aus dem zerbrochenen Fenster und spähte hinunter. »Er regt sich noch«, sagte er.
    »Dann geh raus und mach ihn reglos«, befahl Larch.
    Ich sprang auf, um zur Tür zu rennen, doch Larch schnappte mich am Hemdkragen, zog mich zurück und schleuderte mich in Dumlochs ausgebreitete Arme.
    »Nicht so eilig«, gurrte sie. »Warum lädst du dich bei uns ein, wenn du gleich wieder weglaufen willst?«
    Dumloch hob mich hoch und presste mich an die Brust. Ich war in seiner bulligen Umarmung gefangen. Der Gestank von billigem Parfüm wogte mir entgegen und darunter war der Mief von gammeligem Fleisch zu spüren. Er war einer von ihnen - sein Blut war vergiftet. Er war ein Vampir.
    Ich drosch auf seine Arme ein.
    »Tss, tss, tss«, begann Larch. »Du weißt nicht, ob du bleiben oder gehen sollst, was?«
    »Hör auf damit«, befahl Dumloch mir und presste mich noch fester an sich.
    Ich trommelte gegen seine Brust, und sein Verwesungsgestank ließ mich übel werden. Elektrisiert vor Angst, schlug ich um mich. Wenn ich mich nur aus seinem Griff befreien könnte...
    »Du bist echt eine Nervensäge«, sagte Larch. Sie hatte die Arme verschränkt, pochte in gespielter Ungeduld mit dem Fuß auf den Boden und verzog das Gesicht, während ich mich in Dumlochs dämlichem Griff wand. »Kommst du nicht allein mit ihr klar, Cecil?«
    Cecil?
    »Du bist wirklich eine große Hilfe«, jammerte Dumloch.
    Ich kämpfte gegen seinen Tarantelgriff an, bekam eine Hand frei und versetzte ihm einen solchen Hieb ins stoppelige Gesicht, dass mir die Hand brannte. Seine roten Hängebacken schlackerten. Er grinste,
und ich schlug wieder zu, noch stärker. Er lachte. Ich spürte ein Stechen in der Seite, entsann mich des Pfahls, den ich in meinen Gürtel geschoben hatte, zog ihn heraus und stach mit aller Gewalt zu. Die hölzerne Spitze drang ihm in die Schulter, und er brüllte vor Schmerz und Überraschung. Sein Griff lockerte sich, und ich fiel zu Boden.
    Jetzt lachte Sylvia Larch.
    Ich rappelte mich auf und stürzte davon.
    »Geh nicht«, rief sie, und ihr Lachen verfolgte mich.
    Ich hörte sie zu Dumloch sagen, er solle nicht einfach dastehen und bluten.
    Ich jagte aus dem Schlafzimmer, taumelte panisch über den Flur zur Treppe, rutschte und torkelte, ans Geländer geklammert, die Stufen runter, rannte unten weiter, stieß mir das Schienbein, verzog vor Schmerz das Gesicht, stolperte über den Couchtisch und landete bäuchlings auf dem Wohnzimmerteppich. Irgendwo wurde Licht gemacht, und das dunkle Haus war mit einem Schlag blendend hell, denn überall waren die Glühbirnen angegangen. Auf der Treppe hinter mir waren schwere Schritte zu hören. Ich flitzte auf allen vieren in die Küche.
    Svetlana?
    Ich versuchte, die Stimme aus
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