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Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig

Titel: Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig
Autoren: Lewis Harris
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mit ihm anlegte, versteht sich, denn sonst war man
Hundefutter. »Woher weißt du das alles?«, fragte ich und gab mir Mühe, mir meinen Ärger nicht ansehen zu lassen.
    »Ich wohne im Eckhaus - in dem mit dem Trampolin. Du hast es bestimmt schon bemerkt.«
    Natürlich! Eins der Trampolinkids! Jetzt erkannte ich die blonde Mähne. Ich hatte die kleine Miss Kaugummi oft genug wie eine Irre in ihrem Vorgarten rumhüpfen sehen.
    »Warum gehst du nie raus?«, fragte Sandy Cross. Sie stieß den Daumen nach links und sagte: »Das ist Dwight Foote. Er lebt zwei Straßen weiter am Mango Court.«
    Der Junge neben ihr hatte einen Kopf so groß wie ein Basketball - ungelogen! -, und seine doppelkeksdicken Brillengläser vergrößerten seine Augen zu blinzelnden Riesenblaubeeren.
    »Ja, ich hab dich auch gesehen«, bestätigte er. »Du bist immer oben in dem Baumhaus.«
    Die Eiche der Verdammnis! Wussten denn alle in dieser blöden Schule, was ich trieb?
    »Du bist das Mädchen mit der Brille.«
    Diese Bemerkung kam von dem Jungen hinter mir, einem Chinesen mit gigantischer Zahnspange.
    Ich war von Feinden umgeben!
    »Ich beobachte Vögel«, erklärte ich.
    »Ja? Ich auch«, sagte Dwight Foote aufgeregt, und
seine Blaubeeraugen weiteten sich. »Mein Vater und ich haben alle Vogelarten, die zu den Futterspendern im Garten kommen, alphabetisch und nach der Häufigkeit aufgelistet. Hast du auch Futterspender? Wir haben zwei im Vorgarten und einen hinterm Haus. Wir haben meistens Blauhäher im...«
    »Vergiss es, Foote«, befahl Sandy. »Die beobachtet keine Vögel - die ist eine Spionin.«
    Eine Spionin! So ein niederträchtiger Vorwurf! Wahr, aber unglaublich unverschämt! Doch ich bekam die Lage lässig in den Griff und sagte nur: »Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Futterspender die Fähigkeit der Vögel beeinträchtigen, sich durchzuschlagen. Ich beobachte sie lieber in natürlicher Umgebung, vor allem das verspielte Rotkehlchen oder den prächtigen Rotkardinal, dessen...«
    »Aha«, unterbrach mich Sandy. »Klare Sache, dass du... spionierst.«
    »Warum kommst du jetzt erst in die Schule?«, fragte der Chinese. Dann hob er die Hand und sagte: »Hier«, da Dumloch den Namen Fumio Chen gerufen hatte.
    »Ich werde zu Hause unterrichtet«, erwiderte ich. »Oder ich wurde dort unterrichtet. Meine Mutter hat heute eine neue Arbeit angefangen.« Ausgerechnet als Vertretungslehrerin! Jetzt würde sie Scharen fremder Kinder unterrichten - so wie Dumpy Dumloch.
Wie konnte das überhaupt lohnender sein als mir großartigem Geschöpf etwas beizubringen?
    »Es wird dir hier gefallen«, sagte mir Fumio voraus.
    »Sunny Hill ist eine fantastische Schule«, versprach Foote.
    Doch trotz dieser Versicherungen begann der Tag schlecht. Dumloch roch nicht nur wie eine Pfütze billiges Parfüm - er war auch ein grausiger Lehrer. Sein Geschichtsunterricht war langweilig. Meine Mom konnte das unendlich viel besser. Mr Dumloch las nur aus dem Buch ab - blah, blah, blah. Voll öde! Er verstellte seine Stimme nie, spielte keine Geschichten nach und machte den Stoff kein bisschen interessant. Wie sollte ich bei diesem Unterricht Tag für Tag wach bleiben? Es war eine echte Qual. Nach Geschichte kam Mathe - wie ich schon vermutet hatte, fürchterlich, und sicher nicht das Fach, bei dem meine Fantasie zum Leben erwachte. Die Lehrerin schien allerdings ein Glasauge zu haben, und das war ziemlich cool. Dann hatten wir Sport: widerlich - in Shorts bin ich einfach nie glücklich.
    Nie.
    Danach war es Zeit, zum Mittagessen in die Schulkantine zu gehen. Da ich nur rote Sachen futtere, hatte ich mir mein Essen mitgebracht. In Horrorfilmen sorgen Hollywoods Drehbuchschreiber dafür,
dass der Mythos, ein Vampir brauche zum Überleben Blut, einfach nicht totzukriegen ist. Dabei stimmt das gar nicht. Denk doch mal nach: Wie kann jemand sich nur von Blut ernähren? Das mag für Stechmücken okay sein, aber das ist doch nicht das geeignete Essen für eine hoch entwickelte Spezies an der Spitze der Nahrungskette, oder? Ich bin ein Vampir, keine Stechmücke. Tatsächlich können echte Vampire alles essen, solange es nur rot ist. Fürs Mittagessen hatte ich also eine Flasche Cranberrysaft mit, in Scheiben geschnittene Erdbeeren, ein Salamisandwich (weiß ist neutral, Weißbrot ohne Kruste ist also vollkommen essbar) und ein Stück rote Kirschtorte.
    Kaum hatte ich mit dem Essen begonnen, ließ Dwight Foote sich auf den Stuhl gegenüber fallen. Er hatte den Teller
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