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Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig

Titel: Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig
Autoren: Lewis Harris
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Küchenstuhl, den meine Eltern nicht mehr brauchten, stand an der Wand, und Mom hatte schwarze
Vorhänge für die Fenster genäht. Für mich war die Bude eher Wohnung als Baumhaus, aber ich würde mich nicht mit Footes beschränkter Wahrnehmung herumschlagen.
    Fumio stand an einem Fenster und suchte die Cherry Street mit meinem Fernglas ab. »Du bist auf jeden Fall eine Spionin, Svetlana.« Er fasste Sandy und ihre Freundinnen ins Auge, die im Vorgarten an der Straßenecke herumhüpften. »Warum verlässt du nie euer Grundstück?«
    »Und ob ich das tue«, gab ich verärgert zurück. Als ob ihn das etwas anging! Ich war viel unterwegs gewesen - überall in der Gegend. Ich war zum Einkaufszentrum und zum Stadtpark geradelt, war allein mit dem Bus zur Bibliothek in der Innenstadt gefahren und im Zoo und im Museum gewesen. Ich kannte die Namen auf allen Briefkästen im Umkreis der nächsten drei Straßen. Ich wusste sogar, wo Fumio Chen wohnte. »Wenn ich dieses Grundstück nicht verlassen würde, woher wüsste ich dann, dass du in der Stallings Street in dem Haus mit der silbernen Deko-Kugel im Vorgarten wohnst? Die übrigens unglaublich geschmacklos ist.«
    »Das weißt du, weil du eine Spionin bist«, gab er zurück und sah sich nur bestätigt.
    Schlau. »Sunzi gebietet, dass man seinen Feind kennen muss«, konterte ich, nahm ihm mein Fernglas
aus der Hand und stellte es auf den Tisch. »Was wollt ihr Jungs eigentlich?«
    »Sun wie?«, fragte Foote und kratzte seinen Riesenschädel.
    »Er hat Über die Kriegskunst geschrieben«, sagte Fumio.
    Ich war beeindruckt, aber nicht überzeugt.
    »Was machst du denn nun hier oben - abgesehen davon, dass du spionierst?«, wollte Foote wissen. Er ließ sich die Wand entlang auf den Boden sinken und saß mit gekreuzten Beinen da. Indianerstil.
    »Mach’s dir bequem«, sagte ich mit triefendem Sarkasmus.
    Fumio meinte: »Gut, Eiskönigin, wir haben’s kapiert: Du bist taff. Aber versuch einfach, dich zu entspannen und ein bisschen nett zu sein. Nur damit du später sagen kannst, du hast es mal versucht. Bestimmt geht Nettsein dir gegen den Strich, aber dann hast du wenigstens mal die Erfahrung gemacht.« Damit pflanzte er seinen Hintern auf meinen Stuhl.
    »Runter da, Zahnspangengesicht«, sagte ich und zeigte ihm nicht den Mittelfinger, sondern den Daumen.
    »Sehr originell. Fast genial.« Doch er stand auf und ließ sich neben Foote auf den Boden sinken.
    Ich schob meinen Stuhl weg und setzte mich.

    »Was treibt ihr zwei hier eigentlich?«, fragte ich und drehte den Verhörspieß um.
    »Jede Menge«, sagte Fumio. »Erstens bin ich Reporter der Schulzeitung, der Sunny Hill Biene.« Er erhob sich auf die Knie und zog ein Notizbuch aus der hinteren Jeanstasche. »Und Dwight macht Fotos.«
    Foote zog eine Digitalkamera aus einem Gürtelhalfter. »Die hat sieben Megapixel und Fünffachzoom, und ich kann damit auch Videos machen - mit Ton.« Er drückte auf einen Knopf, und die Kamera erwachte zum Leben.
    »Nicht...«, begann ich, doch da blendete mich der Blitz auch schon. Ich rieb mir die Lider, da mir Sterne vor den Augen tanzten. »Idiot. Wenn du willst, dass die Kamera aus dem Fenster fliegt, mach ruhig noch ein Bild.«
    »Sieh es dir an.« Foote hielt mir die Kamera hin, und ich sah ein Bild von mir, auf dem ich die Hände gehoben hatte, um nicht fotografiert zu werden.
    Was? Du dachtest, einen Vampir kann man nicht aufnehmen, denn er wirft kein Spiegelbild? Falsch. Vampire unterliegen den gleichen physikalischen Gesetzen wie alle Geschöpfe. Was den Vampir ausmacht, sind das Hirn und das Herz. Ein Vampirhirn ist dem Verstand gewöhnlicher Menschen weit überlegen. Deshalb sind meine Sinne so gut entwickelt. Und ein Vampirherz ist unbesiegbar.

    Ich drückte die Kamera beiseite und befahl Foote, Leine zu ziehen.
    »Ich hab eine Idee«, sagte Fumio und tippte mit einem Kugelschreiber auf sein Notizbuch. »Dein Baumhaus wäre eine interessante Story für die Zeitung - nach dem Motto: >Lernt das neue Mädchen auf unserer Schule kennen.< Dwight kann ein paar Aufnahmen von dir am Fenster machen, und ich schreibe eine kleine...«
    »Auf keinen Fall«, protestierte ich und erlebte eine so schlimme Panik wie schon am Nachmittag mit Miss Larch nach dem Unterricht. »Wenn ihr das tut, seid ihr tot. Und das meine ich absolut ernst.«
    »Mensch, Svetlana! Die meisten würden über Leichen gehen, um in die Schulzeitung zu kommen - nicht, um draußen zu bleiben. Was ist daran so
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