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Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig

Titel: Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig
Autoren: Lewis Harris
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voller Spaghetti, die ich auch gut hätte essen können, wenn ich die grünen Paprikastücke aus der Soße gefischt hätte.
    »Welche Fächer hast du nach dem Mittagessen, Svetlana?«, fragte er, schob sich eine Gabel voller Spaghetti in den Riesenkopf, sog eine verirrte Nudel in den Mund, spritzte Tomatensoße auf seine dicke Brille und wischte mit der Hemdmanschette über die Gläser.
    Äußerst charmant.
    »Englisch und dann Bio«, sagte ich.
    »Cool. Ich hab auch die letzte Stunde bei Miss
Larch. Sie unterrichtet hier, seit Mr Boyd die Biege gemacht hat.«
    »Die Biege?« Wovon redete dieser Typ?
    »Hat die Fliege gemacht. Ist verschwunden. Der Unterricht bei Mr Boyd war das reinste Zuckerschlecken, aber Miss Larch ist echt eine Nervensäge.« Er schüttelte finster den Kopf. »Ihr Unterricht ist hartund ich meine gefährlich hart.« Seine riesigen Augen schwammen hinter der Brille wie blaue Fische. Blinzel. Blinzel. »Aber nach dem Mittagessen mache ich Sport - und da bin ich super. Kann sein, dass ich der schnellste Junge der Schule bin. Im Moment sind meine Fußknöchel aber ziemlich geschwollen. Zu viel Gymnastik, nehme ich an. Sobald sie wieder gesund sind, werde ich aber ringen oder Leichtathletik machen; oder ich spiele Football, Basketball oder Golf.« Ein Hackfleischbällchen fiel ihm von der Gabel und landete in seinem Schoß.
    Au Mann! Wen wollte dieser Typ verschaukeln? Ich begann, sein Gehirn zu durchleuchten, doch da gab es nichts zu entdecken. Vampire verfügen über übersinnliche Wahrnehmung - ÜSW, weißt du? Manchmal kann ich die Gedanken von Leuten lesen oder beherrsche sogar ihren Körper, falls die grauen Zellen der Opfer ausreichend entwickelt sind. Scheinbar war Footes trübe Hirnfunzel so klein, dass meine Vampirkräfte nirgends ansetzen konnten.

    Von der anderen Seite der Kantine kam Sandy Cross - das blonde Lockenwunder - mit zwei kichernden Freundinnen im Schlepptau. »Wie läuft dein erster Schultag, Stephanie?«, fragte sie honigsüß und verzog den Mund zu einem zuckrigen Lächeln, das ich ihr liebend gern aus dem Grübchengesicht gewischt hätte.
    Stephanie! Dass sie es wagte, mich bei diesem entsetzlichen Namen zu nennen! Wäre ich tatsächlich ein Blutsauger, dann wäre sie als Erste fällig. Doch ich wollte ihr nicht den Triumph gönnen, mich auf die Palme zu bringen. Dass sie diesen ätzend langweiligen Namen absichtlich verwendete, würde mich nicht ärgern, oh nein! Ich lächelte bei dem Gedanken, dass Stephanie ein fast so farbloser Name war wie Sandy - falls das überhaupt ging.
    »Ich heiße Svetlana«, verbesserte ich sie.
    »Ach richtig.« Sie war ganz Grübchen, Zähne, Mähne. Und sie trug einen scheußlichen Gürtel in Pink und eine umwerfend geschmacklose Halskette aus Meermuscheln. Und an den Taschen ihrer Jeans glitzerte Strass.
    Im Ernst!
    Ihre beiden Freundinnen waren ganz klar Schwestern und modemäßig genauso überfordert: geklonte Barbiepüppchen mit den gleichen Rosagürteln und bekloppten Halsketten aus Meermuscheln. Die eine
war so dünn wie die Spaghetti, die in Wahnsinnstempo von Footes Teller verschwanden, und die andere war noch magerer. Sie hingen links und rechts von Sandy Cross wie Klammer auf, Klammer zu.
    »Das sind Marsha und Madison«, sagte Sandy.
    Aber hallo!
    Die Dünnere, Madison, sagte: »Du solltest nicht nur Schwarz tragen. So wirkt deine Haut ganz bleich.« Styling-Kritik von der einen Hälfte der Zahl 11 - na super. Ich musterte meine schwarzen Lieblingssachen: T-Shirt, Hose, Schuhe. Auch die Fingernägel waren mitternachtsschwarz lackiert - passend zu meinem Rabenhaar.
    »Du siehst irgendwie aus wie ein Pantomime«, krächzte die andere, Marsha.
    »Mein Dad findet Pantomimen dumm«, fügte Sandy hinzu. Ihre rosigen Streifenhörnchenbacken glühten.
    Und ich fragte mich, wie Blut wohl schmeckt.

Zweites Kapitel

    Während des Mittagessens hatte ich beschlossen, dass Sandy Cross und ihre beiden Anhängsel meine Erzfeindinnen werden würden, doch ich hatte mich getäuscht - diese Rolle ging an Miss Sylvia Larch, meine Biolehrerin.
    »Svetlana, komm bitte nach vorn und stell dich der Klasse vor. Erzähl uns ein wenig über dich.« Miss Larch richtete einen rot glänzenden Fingernagel auf einen Fleck neben ihrem Pult, wo ich mich aufpflanzen und zu ihrem Vergnügen und dem der Klasse zur Schau stellen sollte.
    Wie grausam sie war - und wie schön! Ihr Haar war so glatt und rabenschwarz wie meins, ihre Haut so elfenbeinweiß wie die meine.
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