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Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig

Titel: Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig
Autoren: Lewis Harris
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Teller zusammen.
    »Denk bitte daran, deiner Mutter wie immer herzlichen
Dank zu sagen. Aber das war nun das letzte Mal - ich kann mich allein um mich kümmern.«
    »Ich weiß, aber lassen Sie mich Ihnen weiter Essen bringen, solange Sie noch nicht wieder auf den Beinen sind. Bitte!« Wenigstens solange ich Hausarrest habe!
    Na gut, dachte sie, und ihre Worte kitzelten wie eine Feder hinter meinen Augen. Aber nur, weil du so ein Schätzchen bist und deine Mutter so wundervoll kocht.
    Ich griff unter den Stuhl, fischte im Rucksack nach Was wir wissen, zog das schwere Buch heraus und legte es auf den Tisch. »Ich habe es endlich durchgelesen«, sagte ich.
    »Und?«
    »Und es ist gruseliges Zeug. Unglaubwürdig.«
    »Sehr gruselig - und absolut wahr. Aber behalt es ruhig noch ein wenig. Setz dich damit auseinander.« Sie schob mir das Buch wieder zu. »Ich hab noch was für dich.« Sie fuhr mit dem Rollstuhl aus der Küche und kam kurz darauf mit einem Paket im Schoß zurück. »Das ist heute mit der Post gekommen.«
    »Für mich?«
    »Nun, dein Name steht drauf, Liebes.«
    Die Kiste war in schlichtes braunes Papier verpackt, trug den Stempel »Mit Luftpost« und war mit vielen Briefmarken beklebt, die den Kopf der Königin von England zeigten. Adressiert war das Paket an Lenora
Bones, aber die Sendung war für Svetlana Grimm bestimmt, und der Absender war Bartalby Fish & Chips.
    »Bartalby Fish & Chips?«
    Sie zuckte die Achseln. »Klingt nach Frittenbude.«
    »Was ist das?« Das Paket war so schwer wie ein Telefonbuch.
    Du siehst doch, dass ich es nicht geöffnet habe.
    Aber Sie wissen, was drin ist, gab ich lautlos zurück.
    »Es ist was Ernstes - so viel kann ich dir verraten. Pack es also mit Bedacht aus.« Sie hob einen knorrigen Finger, damit meine Hände Ruhe gaben. »Aber nicht jetzt.«
    »Ich soll es nicht öffnen?« Warum gab sie es mir dann?
    Weil es dir gehört, Svetlana, falls es dir gefällt - und auch wenn es dir nicht gefällt. Wie schon gesagt: Wir haben eigentlich? keine Wahl. Du kennst Was wir wissen inzwischen, bist also im Bilde. Du bist begabt; das steht fest. Der Inhalt dieses Pakets ist wie ein Versprechen - ein Versprechen, das du gibst. Falls du das Geschenk wirklich annimmst.
    Annehmen? Ich hob den Karton und schüttelte ihn.
    »Heute ist es fast so weit, doch erst morgen haben wir Vollmond«, sagte sie. »Öffne das Paket dann um Mitternacht - und möglichst draußen.«
    »Aber warum erst dann?«
    Ihre dünnen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
»Zu Ehren des Mondes vielleicht. Er ist schließlich wunderbar: ein Licht inmitten all der Dunkelheit.« Sie strich mir mit den Fingern zärtlich über die Wange. »Also öffne es morgen um Mitternacht. Das ist eine Art Tradition - oder auch ein Aberglaube. Oder etwas vergleichbar Dummes.«

Fünfundzwanzigstes Kapitel

    »Kaum zu glauben, oder?«, jammerte Fumio, setzte sich in der Schulkantine zu mir und schob mir eine Zeitung über den Tisch.
    Es war ein Vorabdruck der neuen Sunny Hill Biene. Ich überflog die vier Seiten und entdeckte nichts Besonderes. Zwei Artikel hießen die beiden neuen Lehrer willkommen, ein Bericht handelte vom Erfolg des Frühlingsfests, und dann gab es noch ein paar Rätsel und Gedichte. »Was denn?«
    »Genau: >Was denn?< Mr Horn hat kein Wort von meiner Geschichte gedruckt. Er hat gesagt, sie ist ungeeignet; die Schule müsse nach vorn sehen und die Vergangenheit hinter sich lassen.« Mr Horn war der Herausgeber der Zeitung.
    »Es war doch sowieso eine ausgedachte Geschichte«, sagte ich und schob ihm die Zeitung zurück.
    Fumio verzog das Gesicht. »In den Fakten war sie etwas ungenau. Aber der Geist des Artikels hat gestimmt.
« Seine Darstellung hatte die Vampire zum Glück nicht erwähnt und uns auch nicht direkt mit dem Dynamit in Verbindung gebracht - so schlau war er immerhin gewesen. Nun runzelte er die Brauen. »Und du hast gesagt, ich könnte aus der Sache eine Geschichte machen.«
    »Es gibt immer noch die Klatschzeitschriften«, schlug ich ihm vor. »Versuch es mal und schick denen was. Vielleicht begegnest du dir dann in allen Supermärkten im Land.«
    »Vielleicht«, sagte Fumio, schüttelte aber zweifelnd den Kopf.
    Foote kam zu uns, sein Tablett in der gesunden Hand.
    »Wie geht’s dem lahmen Flügel, Dwight?«, fragte ich.
    Er setzte sich und zuckte die Achseln. »Besser. Aber es ist noch immer eine Mordstortur, nachts Schlaf zu finden.«
    Der kurze Gips war inzwischen vom linken Arm verschwunden,
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