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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Akers
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Schiff sichtbar.
    »Geht mit Haken an den Propeller und versucht, ihn freizumachen!«, brüllte der Kapitän aus seinem behaglichen Hochstand. Ein paar Männer der Besatzung rafften sich auf und gingen nach achtern. Wir alle schienen in einem Traum gefangen zu sein. Vor Leichen konnte man kaum das Wasser erkennen.
    »Wir sollten eine Leuchtfackel anzünden«, schlug ich vor, indem ich mich einem Besatzungsmitglied zuwandte. »Oder vielleicht Signale mit dem Horn geben. Um andere Schiffe zu warnen, die hierher unterwegs sind.«
    »Das wird der Kapitän nicht zulassen. Nicht, bis wir näher am Dock sind, wo wir sein dürfen.« Der Mann fasste sich wie zu einer Segnung an die Stirn. »Signale rufen die Ordnungshüter auf den Plan. Das wollen wir nicht.«
    »Immer noch besser, als von einem Frachtkahn gerammt zu werden«, murmelte ich und blickte zur Kabine hinauf. Der Kapitän hantierte an einem Steuerpult und brüllte in ein Sprechrohr. Der ölige Gestank von Rauch stieg von unter Deck auf.
    »Solltest du nicht runtergehen, um zu helfen?«, fragte ich den Mann, der neben mir stand.
    »Ich, Sir? Lieber nicht.« Eine rasche Abfolge von Erschütterungen durchlief das Deck, und der Motor brüllte kurz und wütend auf, bevor er stotternd wieder verstummte. »Scheint alles in guten Händen zu sein. Außerdem halte ich Wache.«
    »Verstehe.« Ich nickte und lehnte mich an die Reling. »Ich frage mich, ob man uns unter Quarantäne stellen wird.«
    »Weshalb?«
    »Irgendetwas hat die getötet«, gab ich zurück und nickte in Richtung des Schwarms der leblosen Körper rings um uns. »Vielleicht eine Krankheit, vielleicht eine Waffe.«
    »Vielleicht das Ding, das Sie überbracht haben?«, meinte der Mann unbekümmert, bevor ihm klar wurde, was er gesagt hatte. »Ich meine, Sir, nicht, dass Sie es gewollt hätten. Sie wissen schon. Nicht, dass Sie die töten wollten, Sir.«
    Wilson und ich starrten den Mann in Grund und Boden, bis er den Kopf einzog und wieder auf den Fluss hinausschaute. Mittlerweile war der Nebel noch dichter geworden. Ich blickte zur nächsten Leiche hinab, deren knotiger Rücken gegen unseren Rumpf trieb. Die Gestalt unterschied sich nicht von den geistlosen Kreaturen, denen ich unter der Wasseroberfläche begegnet war. Nur waren sie jetzt allesamt empfindungslos und unbeweglich. Wie es sich für Tote ja eigentlich gehörte. Vielleicht hatten die Fehn lediglich die Kontrolle über ihre Wirte verloren. Wir wussten so wenig über sie. Uns war lediglich bekannt, dass sie schon länger in diesem Fluss lebten, als Veridon an dessen Ufer aufragte.
    »Sir«, flüsterte der Mann. Ich schaute auf. Mit schlaffen Zügen starrte er auf das Wasser. Ich folgte seinem Blick. Die Wasseroberfläche kräuselte sich und plätscherte. Etwas kroch zwischen den Leichen hervor. Hände streckten sich empor, schoben Schultern, Köpfe und perlweiße Rümpfe beiseite. Sie kletterten auf die Körper ihrer gefallenen Brüder und setzten sich in Bewegung.
    »O Scheiße, Jacob«, flüsterte Wilson. »Verdammte Scheiße.«
    »Das kannst du laut sagen«, gab ich zurück. Der Revolver befand sich in meiner Hand.
    »Sir!«, brüllte das Besatzungsmitglied neben mir und taumelte rücklings auf die Mitte des Bootes zu. Ich sah mich um. Es gab noch mehr von den Kreaturen, etliche mehr. Zwar nur eine für jedes Dutzend der Leichen, die rings um uns trieben, aber davon gab es Hunderte, ja Tausende.
    Allerdings waren diese neuen Kreaturen anders. Immer noch Fehn oder ehemalige Vertreter dieser Rasse von Toten des Flusses, doch im Gegensatz zu allen anderen Fehn, die ich je gesehen hatte, bluteten sie. Schwarze Pechtränen flossen aus ihren Augen, quollen von ihren teerartigen Gaumen und verfärbten ihre schiefen, lückigen Zähne. Die Flüssigkeit troff in zähflüssigen Rinnsalen von abgebrochenen Fingernägeln und aus durchlöcherten Bäuchen und verschmierte widerwärtig die glänzenden, weißen Körper, die über die glitschige Landschaft ihrer einstigen Brüder stolperten.
    »Kapitän!«, schrie ich, dann legte ich an und feuerte. Der Knall wurde vom Lärm und vom Nebel verschluckt. Die Kugel traf den nächsten Wiedergänger direkt in den Kiefer. Schwarzes Blut schwappte wie Molasse von dem zerschmetterten Knochen, und die Gestalt taumelte kurz, kam dann jedoch weiter auf uns zu. Mein zweiter Schuss hielt die Kreatur auf, aber es gab Dutzende weitere. Ich rannte zurück zum kleinen Turm der Besatzungskabine.
    »Wir müssen die Motoren zum Laufen
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